Heute Abend startet im NDR eine neue deutsche Comedyserie: Jennifer. Und zwar so ausgesprochen, wie es da steht. Also ohne „D“. Wie Django sagen würde: Das D ist stumm. Nur dass bei Jennifer das D erst gar nicht da steht. Also Jennifer wie Jens nur mit „nifer“. Ok, ich glaube, ihr wisst, was ich meine. Und als Beiname wurde der Serie noch „Sehnsucht nach was Besseres“ mitgegeben. Ja, auch so, wie es da steht. Mit falschem Dativ. Gewollt, aber gewöhnungsbedürftig. Und definitiv schon mal ein Vorgeschmack darauf, was einen an sprachlichen Ergüssen bei dieser Serie so erwartet. Wir durften die Serie – beziehungsweise die drei bisher existierenden Folgen – bereits vorab bei der Premiere des NDR sehen – und sagen euch nun, ob sich das Einschalten heute Abend lohnt.
Worum geht es eigentlich?
Jennifer (Katrin Ingendoh), das ist die 29-jährige Hilfsfriseurin des Salons „Hair & Care – Beauty für Sie & Ihn“. Nach einem schrecklich tragischen und die Verbliebenen zu Diskussionen anstiftenden Unfalltod von Inhaber Sandro geht der Salon in die Hände seines Lebenspartners Dietmar (Olli Dietrich) über. Und der will den Laden so richtig nach vorne bringen. Da geht es natürlich gar nicht, dass sich eine noch nicht zur Gesellin ausgebildete Angestellte an den Frisuren der Kunden zu schaffen macht. Von nun an darf Jennifer also nur noch Haare waschen und föhnen. Zumindest bleibt ihr dabei aber genug Zeit, um mit Freundin Melanie (Laura Lo Zito) neue Zukunftsideen zu entwickeln, die sie dann in der „Futterluke“ mit ihrer Oma Margret (Doris Kunstmann) diskutiert, während Stammgast Günther (Jan Peter Heyne) mit vollem Mund seine Gedanken dazu einwirft. Mit vollem Engagement steigert Jennifer sich also von Folge zu Folge in einen neuen Traum hinein: Salonbesitzerin, Eventmanagerin, Maklerin. An der Umsetzung scheitert sie jedoch immer wieder. Zu überstürzt sind ihre Vorhaben, die letzlich in recht absurden Situationen gipfeln – doch Jennifer hat ja noch viele weitere Träume.
Die Darsteller
Katrin Ingendoh spielt die Figur der träumerischen Jennifer gut. Auch Laura Lo Zito bringt mit ihrer Verkörperung der naiven Freundin Jennifers, die immer viel zu kurze Shorts trägt und von anderen oft nur gemein „die Dicke da“ genannt wird, so manche Lacher hervor. Doch da gibt es noch andere, die für mich das Herz der Serie darstellen. Olli Dietrich, der vor allem für seine WDR-Improvisations-Comedy-Sendung „Dittsche“ bekannt ist, spielt die Rolle des Dietmar hervorragend. Zahlreiche Anekdoten aus den 70ern und 80ern, in denen er unbekannten F-Promis die Haare frisiert hat, prallen an Dietmars „Zuhörern“ ab. Dennoch steckt seine ganze Leidenschaft und sein ganzes Herzblut in dem Salon – und seine ganze Anstrengung in der Beantwortung der Frage, wie er sein Leben nur ohne Sandro, dafür aber mit dessen herrischer Mutter bewältigen soll. Wirklich unterhaltsam, dieser völlig verschrobenen Figur bei ihren Monologen über Trivialitäten zuzuhören.
Und dann wären da noch Doris Kunstmann und Jan Peter Heyne, die sich gegenseitig in der Verlebendigung ihrer Figuren übertrumpfen. Es wirkt so, als würden sie sich gegenseitig pushen, zu Höchstleistungen animieren – sodass am Ende dann herrlich skurrile Charaktere herauskommen. Und man Jan Peter Heyne einfach nur sympathisch finden kann.
Die Serie
Jennifer: Sehnsucht nach was Besseres ist von Regisseur Lars Jessen (Fraktus) und wurde übrigens von Harald Wehmeier und Andreas Altenburg, den Machern der erfolgreichen Radio-Comedy „Frühstück bei Stefanie“, geschrieben. Daran liegt es wohl auch, dass der Fokus der Serie mehr auf den grotesken Dialogen, als auf ausgeklügelter Kameraarbeit und ausdrucksstarken Bildern liegt. Besonders viel passiert in den jeweils 30 Minuten umfassenden Folgen „Der Hairbeamer“, „Die Eventmanagerin“ und „Die Maklerin“ nämlich nicht. Außer eben in den Dialogen.
Die Sprache ist derb, der Dialekt speziell, die Inhalte oftmals vollkommen sinnlos. „Von dem her“ muss der meist gesagte Satz in der Serie sein. In welchem Zusammenhang auch immer. Ob passend oder nicht. Über die Figuren wird sich lustig gemacht, aber mit Respekt, nicht verachtend, nicht herabschauend. Einfach so.
Dario, komm mal nach Mama hin. (Kundin des Hair & Care Salons)
Und die Kostüme – und Frisuren – sind richtig schön 90er. Dazu gibt es auch eine nette Anekdote, die Hauptdarstellerin Katrin alias Jennifer bei der Premiere in Hamburg (übrigens auch Spielort der Serie) noch kurz zum Besten gegeben hat: Während der Dreharbeiten liefen Katrin und Laura für eine Szene in Kostüm und Maske durch die Innenstadt. Die Crew war aufgrund der derzeitigen Einstellung in relativ weiter Ferne platziert und daher für das direkte Umfeld der beiden nicht sichtbar. Als dann zwei Mädels im Teenageralter an ihnen vorbei gingen, wurden sie von oben bis unten gemustert. Mit dem Kommentar „Hallo? 2015?“ rauschten sie ab, um die beiden Darstellerinnen amüsiert darüber zurückzulassen, dass sie gerade als „modesündige“ Passanten wahrgenommen wurden.
Sendetermine
Es ist übrigens noch nicht entschieden, ob es mehr als diese drei Episoden von „Jennifer“ geben wird. Ob die doch irgendwie bescheidenen Sendezeiten sich da positiv auf die Quote und damit die Zukunft der Serie auswirken werden, bleibt fraglich. Die ersten beiden Episoden der Serie laufen jedenfalls heute Abend ab 22.25 Uhr auf NDR. Die dritte zieht am 26. Dezember um 22.35 Uhr nach. Auf der Website des NDR findet ihr weitere Informationen zur Serie.
Serientipp?
Was mir besonders gut gefallen hat, war die Ernsthaftigkeit, mit der der Irrsinn dieser Serie dargestellt und vorgetragen wurde. Der bringt nämlich wirklich zum Lachen. Ob ich mir die Serie auch außerhalb der Premiere angeschaut hätte? Schwer zu sagen. Vermutlich nicht. Ob ich mir weitere Folgen anschauen werden? Schwer zu sagen. Aufgrund des stark konkurrierenden internationalen Angebots vermutlich auch nicht. Doch für Fans von Olli Dietrich, „Frühstück bei Stefanie“ und penetrantem Flötenspiel (Intro) ist die Serie definitiv ein Muss. Warum also nicht auch mal dem deutschen Serienmarkt ein bisschen auf die Beine helfen?
Von dem her …
Bilder: NDR
Habs eben gesehen, seichte aber trotzdem gute Unterhaltung; für das Fernsehen mit der Familie an Weihnachten ganz in Ordnung ;-)
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