CBS zieht Supergirl und NCIS zurück, ein ZDF Neo TVLab Projekt wird eingestellt und jetzt wird auch der neue Til Schweiger Tatort wegen der Pariser Anschläge verschoben. Hier die offizielle Pressemitteilung:
Nach den Terroranschlägen in Paris sendet Das Erste die Tatort-Doppelfolge Der große Schmerz und Fegefeuer nicht wie vorgesehen am 22. und 29. November 2015. Der NDR zeigt die beiden Tatorte mit Til Schweiger erst im nächsten Jahr, voraussichtlich im Januar.
Frank Beckmann, NDR Programmdirektor Fernsehen: Aus Respekt vor den Opfern der grausamen Anschläge von Paris haben wir die Premiere der Tatorte mit Til Schweiger auf das kommende Jahr geschoben. Es passt einfach nicht in diese Wochen, eine Krimireihe zu zeigen, in der es auch um einen terroristischen Angriff geht. (NDR Pressemitteilung)
Es ist wirklich schade, dass die Sender so stark auf die schrecklichen Ereignisse reagieren.
Wo ist das so oft beschworene „Jetzt erst recht“, wo ist das „Wir ändern unser Leben nicht“? Wenn wir noch nicht einmal einen lächerlichen Tatort mit Til Schweiger zeigen können, der bei vielen Kritikern auf wenig Gegenliebe gestoßen ist, was dürfen wir denn dann überhaupt noch zeigen? Hierbei geht es ja nicht einmal darum, dass man die vielleicht verherrlichende Gewaltdarstellung in der Sendung hinterfragt und die Sendung ganz im Schrank verschwinden lassen will. Nein, hier besteht einfach nur Angst, sich bloß nicht angreifbar zu machen, weil man jemanden in seiner Trauer beleidigen könnte.
Man muss es sich nochmal auf der Zunge zergehen lassen. Es geht um eine Sendung, in welcher Terroristen vorkommen – das reicht schon aus. Und eben diese gleiche Sendung darf nur in ein paar Wochen ausgestrahlt werden, so dass wir dann moralisch einwandfrei dem Helden zujubeln können, wenn er die Terroristen umnietet.
Ich glaube, dass wir, das Publikum, mündig genug sind, uns objektiv dafür oder eben dagegen zu entscheiden, einen Tatort mit dem Thema Terrorismus vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse zu schauen. Liebes Fernsehen, wir sind keine Kinder und können durchaus zwischen Fiktion und Realität unterscheiden.
Ich persönlich kann die Entscheidung verstehen, hätte es aber genauso verstanden wenn man sich für ein „jetzt erst recht“ wie beim heutigen Spiel der DFB-Elf entschieden hätte. Es gibt für mich in so einer Situation kein richtig oder falsch, die SZ hat es im Bezug auf die sozialen Medien gut zusammen gefasst:
http://phaenomeme.sueddeutsche.de/post/133338877384/profilbild-protest-wir-%C3%BCben
Letztlich werden in spätestens 14 Tagen alle TV-Sender zur Tagesordnung zurückgekehrt sein, deswegen habe ich auch keine Angst vor einem „wohin soll das noch führen!?“. So lange nicht alle zwei Wochen irgendwo ein Anschlag großen Ausmaßes geschieht, wird sich für den TV Zuschauer faktisch nichts ändern und wenn alle 14 Tage irgendwo eine Bombe hochgeht, haben wir ganz andere Probleme…
Einen Zusatz: Wenn man sich die detaillierte Berichterstattung zu dem Anschlag anschaut, mit Handyvideos als es geschah, dann Live-Blogs führt , die jede kleinste Meldung aufnehmen und sezieren, dann kann ich es noch weniger verstehen, dass ein fiktiver Tatort unpassend sein soll.
Oder sie sollen klar sagen, dass sie Angst um die Quoten haben, das wäre wenigstens ehrlich.
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