Wer in den 80er oder 90er Jahren aufgewachsen ist, kennt sie garantiert: die ZDF-Weihnachtsserien. Ab 1979 zeigte das ZDF jedes Jahr rund um das Weihnachtsfest eine familientaugliche Serie, die einen Teenager als Hauptfigur in den Mittelpunkt stellte und eine bewegende oder spannende Geschichte drumherum entwickelte. Die bekanntesten Serien dürften Timm Thaler, Silas, Jack Holborn, Patrik Pacard, Laura und Luis sowie Anna sein. Für viele junge deutsche Nachwuchsschauspieler waren diese Weihnachtsserien der Ausgangspunkt ihrer Karrieren, vor allem für Thomas Ohrner (Timm Thaler) und Patrick Bach (Silas, Jack Holborn, Laura und Luis, Anna). Nach 17 Weihnachtsserien wurde die Produktion 1995 eingestellt – die private TV-Konkurrenz war zu groß geworden, die teuren Produktionen rechneten sich nicht mehr. Bis heute werden die Weihnachtsserien allerdings oft wiederholt, mindestens auf den Spartensendern des ZDF. Bis auf wenige Ausnahmen sind mittlerweile auch alle Serien auf DVD erschienen. Einen Überblick über die Serien gibt es hier:
Und hier sind die „Stars“ von damals bei Beckmann:
In unserer Rubrik „Klassiker der Woche“ beschäftige ich mich heute mit der Serie Anna aus dem Jahr 1987 – sie dürfte die erfolgreichste Serie gewesen sein. Sie kam beim Publikum so gut an, dass im Folgejahr ein Kinofilm produziert wurde. Auch eine dritte Geschichte wurde verfasst, zu einer TV-Umsetzung kam es dann allerdings nicht mehr.
Im Mittelpunkt der Serie steht die Balletttänzerin Anna Pelzer, gespielt von Silvia Seidel. Sie hat eine große Karriere als Tänzerin vor sich, ehe sie bei einem von ihrem Bruder Philipp verursachten Unfall schwer verletzt wurde. Von da an war sie auf einen Rollstuhl angewiesen – und ihre Tanzkarriere schien beendet. In der Reha-Klinik trifft sie auf Rainer, der nach einem Skiunfall ebenfalls im Rollstuhl sitzt. Derweil die Ärzte Annas Familie Hoffnungen machen, dass sie wieder vollständig genesen kann, stellt Anna selbst auf stur und verweigert sich jeder Therapie. Durch drastische Maßnahmen gelingt es Rainer, Anna wieder zu motivieren. Alles läuft auf den großen Moment zu, an dem sie wieder auf der Bühne stehen soll….
… man merkt es schon – die auf sechs Folgen aufgeteilte Geschichte spielt vor allem mit dem klassischen Erzähl-Element „Hoher Aufstieg und tiefer Fall“ des Haupt-Protagonisten. Drumherum gibt’s ein bisschen Gesellschaftskritisches wie „Umgang mit Behinderungen“, „Verhalten im Straßenverkehr“, „Freundschaft oder Liebe“ usw. Autor der Serie ist Justus Pfaue, der auch für viele andere ZDF-Weihnachtsserien die Drehbücher geschrieben hat, so zu Patrik Pacard, Oliver Maass, Silas, Jack Holborn und Timm Thaler. Auch Manni, der Libero stammt von ihm. Sein Name ist definitiv fest mit den ZDF-Weihnachtsserien verbunden, wie übrigens auch der Name Christian Bruhn – der Komponist, den wir in unserer Soundtrack-Reihe schon bei Captain Future vorgestellt haben, hat viele ZDF-Weihnachtsserien vertont. Anna allerdings nicht.
Die Serie war auf jeden Fall so erfolgreich, dass im Folgejahr ein Film produziert wurde. Darin wird die geschichte um Anna weitergedreht. Sie geht nach Newy York, um dort zu tanzen, wird wieder von einem Schicksalsschlag getroffen und will sich aufgeben, doch wird von Rainer abermals neu motiviert.
Fluch und Segen zugleich war die Serie für die Hauptdarstellerin Silvia Seidel. Sie wurde mit Anna schlagartig bekannt, war aber auch spätestens nach dem Film auf diese Rolle festgelegt. Sie tauchte später nur noch in einzelnen Folgen verschiedener ZDF-Serien wie SOKO Leipzig, Der Alte, Forsthaus Falkenau und SOKO 5113 auf. Im August 2012 wurde sie in ihrer Wohnung tot aufgefunden.
Genre: Drama
Laufzeit: 55 Min.
Staffeln (Folgen): 1 (6) + 1 TV-Film
Ausstrahlung: ab 21. Dezember 1987 an 6 aufeinanderfolgenden Tagen
Darsteller: Silvia Seidel, Patrick Bach, Eberhard Feik, Despina Pajanou, Eléonore Hirt
Kommentiere
Trackbacks