Tja, was macht man zur 100. Folge einer Reihe, die Klassiker-Serien vorstellt? Und wenn’s zudem auch noch die letzte Folge der Reihe ist? Ich hatte erst an „Twin Peaks“ gedacht – sicher ‚der‘ Klassiker schlechthin, aber irgendwie auch unpassend, da sie ja jetzt nach 25 Jahren wieder läuft. Dann wollte ich bei David Lynch bleiben und „On the Air“ vorstellen – wäre aber sicher schon zu speziell gewesen, auch wenn die Serie in unserem seriesly PodcAZt ‚O‘ überzeugend gewonnen hat. Dann habe ich mich an meine Jugendzeit zurückerinnert und kam auf eine Serie, die jeden Sonntag zum festen Tagesprogramm gehörte. Ja, zu der Zeit guckte man sonntags am Nachmittag noch Sat.1 und sowas, um dort neue Folgen von angesagten US-Serien zu bekommen. Das war in den 90er Jahren; es war: „Dawson’s Creek“.
Die Serie spielt in der fiktiven Kleinstadt Capeside und handelt von den vier Freunden Dawson, Joey, Pacey und Jen. Alle sind irgendwie Außenseiter und haben sich in einem gemeinsamen Freundeskreis zusammengefunden. Für Pacey ist Dawson der beste Freund, Dawson hat in Joey eine Art Seelenverwandte gefunden, und Jen stößt als Großstadtkind in der Provinz auf diese Gruppe. Und wie es eben leider meistens auch in der Realität immer so ist, fällt es schwer, dass Jungs und Mädchen einfach nur Freunde sein können. So auch hier.
Dawson ist dabei so eine Art nerdiger Idealist, der sich dem Film verschrieben hat und unbedingt Regisseur werden möchte. Er ist so eine Art Wesley Crusher der Provinz, nur nicht ganz so nervig. Auch, weil dann und wann mal eben was nicht bei ihm klappt. Okay, und er ist anders als der nervige Schiffsjunge von der Enterprise, weil er keine Uniform trägt. ;-)
Pacey ist mehr der Draufgängertyp, kommt aus einer kaputten Familie und fängt was mit seiner Lehrerin an. Joey wird von ihrer alleinerziehenden Schwester aufgezogen (Mutter tot, Vater wegen einer Drogengeschichte im Gefängnis) und steht total auf Dawson, der das aber nicht so richtig merkt. Als er’s merkt, ist’s eigentlich auch schon wieder zu spät. Jen kommt aus New York in die Kleinstadt, als eine Art Erziehungsmaßnahme, auch Jack (outet sich als Homosexueller) kommt später dazu, sowie die psychisch Kranke Andie.
All das mischt sich zu einem Cocktail aus Verwirrungen, Gefühlskrisen, langen Diskussionen und berührenden Momenten, garniert mit schönen Bilder des ländlich geprägten USA. Jedes Klischee wird mal bedient, jede Randgruppe thematisiert, jedes aktuelle Thema einmal in die Handlung eingebaut. Bei dieser oftmals sehr ausgedehnten Gefühlsduselei fühlte es sich manchmal an wie bei einem Autounfall: Man will eigentlich nicht hinsehen, kann aber auch nicht wegschauen. Dabei hatte die Serie wirklich sehr gute Momente, manchmal war es aber auch recht seichte Unterhaltung, natürlich perfekt für einen Sonntag Nachmittag. In der Erinnerung überwiegen allerdings die positiven Momente. Ich mochte, dass jeder Figur eine große Entwicklung eingeräumt wurde. Die Dialoge und Dramaturgie waren mitunter sehr gut angelegt, was aber meines Erachtens auch an dem wirklich grandiosen Stab hinter der Serie lag.
Geschaffen wurde die Serie nämlich von Kevin Williamson, der sich mit der „Scream“-Reihe und der „The Vampire Diaries“-Serie einen Namen gemacht hat. Positiv aufgefallen ist er mir noch bei der Serie „Stalker“, die ja leider nicht lange überlebt hat. Dazu kamen exzellente Autoren wie Tom Kapinos, der später „Californication“ entwickelte, Gina Fattore („Gilmore Girls“), Jenny Bicks („Sex and the City“), Julie Plec („The Vampire Diaries“) und Greg Berlanti, der ja aktuell im Prinzip das komplette DC-Universum in Serie schreibt. Die Darsteller selbst haben die Serie als Sprungbrett genutzt: Katie Holmes zum Beispiel, oder Michelle Williams und Kerr Smith.
Seriensteckbrief
Genre: Drama / Jugendserie
Laufzeit: 44 Minuten
Staffeln (Episoden): 6 (128)
Ausstrahlung: 1997 – 2003
Erstausstrahlung: 20. Januar 1998 auf The WB, 3. Januar 1999 auf Sat.1
Darsteller: atie Holmes, Michelle Williams, James Van der Beek, Joshua Jackson, Kerr Smith
Insgesamt ist „Dawson’s Creek“ sicher eines der Highlights unter den Jugendserien – hochwertig produziert, mit sehr guten Schauspielern und guten Texten. Zu Gute halten muss man der Serie außerdem, dass sie als eine der wenigen Serien ein gutes Ende gefunden hat. Nach vier Staffeln hat man einen Cut gemacht und nach der High School-Zeit über zwei Staffeln die College-Zeit erzählt. Und ganz zum Schluss gibt’s nochmal einen Zeitsprung, der erlaubt, dass wir sehen, was sich nach fünf Jahren aus den Hauptakteuren entwickelt hat. Dann wird auch aufgelöst, ob sich Joey für Dawson oder Pacey entschieden hat.
Dankeschön, für diesen Artikel!!!!
(Jen und Jack werden beste Freunde, er ist Andies Bruder) 😉 kleiner Fehlerteufel
LG
Hey Lena, Danke für die Rückmeldung. Textstelle ist angepasst. :-)
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