Um dem jungen Gemüse hier bei sAWE.tv nicht die Klassiker der Woche vor der Nase wegzunehmen, die in ihre Zeit fallen, habe ich mir heute mal wieder eine recht alte Serie geschnappt, die ich als Kind sehr gerne geschaut habe und an die ich nur gute Erinnerungen habe. Und die Serie hat damals meinen Bedarf an Western, Action und Asia absolut gedeckt: „Kung Fu“ mit David Carradine in der Hauptrolle des Kwai Chang Caine.
Eine ganze Zeit war ich in meiner Jugend – ich spreche von den 80igern – absolut vernarrt in Allem, was mit Asia und Kung Fu oder anderen Kampfsportarten zu tun hatte. Nicht nur, dass ich eine kurze Zeit die koreanische Kampfkunst des Hapkido ausgeübt habe, ich kann davon freilich überhaupt nichts mehr, nein, es ging teilweise soweit dass ich mit Gewichten an den Füßen zu Trainingszwecken durch den Wald gerannt bin weil ich das in irgendeinem Asia Film gesehen habe. Diese Leidenschaft kann man in meiner DVD Sammlung auch heutzutage noch gut nachvollziehen, gut die Hälfte meiner Filme dürfte aus dem asiatischen Raum stammen. Und ja, darunter sind auch die alten Asiaschinken, in denen die Kämpfer minutenlang durch die Luft schwirren und im Grunde gar nicht kämpfen.
Ich mochte das und kann mir die Filme auch heute noch anschauen. Es ist jetzt schon bestimmt 20 Jahre her, dass ich das letzte Mal eine Folge von „Kung Fu“ gesehen habe, aber ich denke, sollte ich nächste Woche auf eine Ausstrahlung einer Folge stoßen, ich würde sie mir wahrscheinlich bis zum Ende anschauen.
Und ein wenig in jugendlichen Erinnerungen schwelgen.
Seriensteckbrief
Genre: Drama, Western, Action
Laufzeit: 48 Minuten
Staffeln (Folgen): 3 (62) + Kinofilm
Ausstrahlung (USA): Oktober 1972 – April 1975 (ABC)
Handlung
Die drei Staffeln handeln von den Abenteuern des chinesischen Shaolin Mönch Kwai Chang Caine im Wilden Westen im 19. Jahrhundert. Das grds. Setting ist demnach ein Western aber durch Caine, seine Herkunftsgeschichte und seine buddhistische Lebensweise hat die Serie natürlich auch einen großen asiatisch angehauchten Impakt, der mich damals wirklich angesprochen hat.
Kwai Chang Caine ist Halbchinese und in einem Shaolin Kloster aufgewachsen, ausgebildet und erzogen worden. Seine Herkunftsgeschichte und seine Ausbildung sind ein großer Teil der Handlung, der in Rückblenden erzählt wird. Immer passend zur thematischen Handlung der Folge. Denn Caine lebt schon seit längerem nicht mehr im Shaolin Kloster. Caine tötete während einer von ihm nicht verursachten Auseinandersetzung im Kampf ein Mitglied der kaiserlichen Familie und war deshalb gezwungen, China zu verlassen. So streift er nun auf der Suche nach seinem Halbbruder durch den Wilden Westen und stößt dabei auf allerlei menschliches Schicksal, welches er im buddhistischen Geiste versucht zu lindern und den Unterdrückten zu helfen. Zudem kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit chinesischen Kopfgeldjägern und Assassinen, die von der kaiserlichen Familie nach Amerika gesandt wurden um den Tod eines ihrer Familienangehörigen zu rächen.
Die damit verbundenen Kampfszenen waren jetzt nicht unbedingt bahnbrechend – rückblickend betrachtet – aber in meiner Erinnerung hervorragend und stilprägend für alles was ich im weiteren Verlauf meiner cineastischen Erfahrungsleiter mit Asia Filmen im Allgemeinen und Kung Fu und Kampftechniken im Besonderen in Verbindung gebracht habe. Kwai Chang Caine war für mich der stereotypische Shaolin Mönch und seine friedvolle Lebenseinstellung vorbildlich.
Und sind wir mal ehrlich. Die Message, die mit „Kung Fu“ transportiert wurde, ist gegenwärtiger denn je. Es gibt auch heutzutage noch Unterdrücker und Unterdrückte, Anfeindungen gegenüber Minderheiten allein aufgrund ihrer Herkunft – aber es gibt auch heute noch Menschen, die sich diesem Treiben mutig aber friedvoll entgegenstehen, sich für Minderheiten einsetzen und auch eigenes Leid dafür in Kauf nehmen.
All dies verkörpert Kwai Chang Caine. Von daher ist Kwai Chang Caine vielleicht nicht nur ein Held aus meiner Kindheit sondern auch heutzutage noch sehr gut geeignet, wenn es darum geht, sich ein Vorbild zu suchen.
Kung Fu – Der Film
Die Serie war dermaßen erfolgreich, dass nicht nur die Stars und Sternchen der damaligen Zeit liebend gerne Gastrollen – meistens als Bösewicht der Folge – übernahmen, nein, es kam sogar zu einem Kinofilm mit Kwai Chang Caine (wiederum von David Carradine dargestellt) in der Hauptrolle. Inhaltlich ging es um die Vater-Sohn Beziehung zwischen Caine und seinem Sohn Chung Wang.
Und wir haben hier nicht eine einfache Vater-Sohn Auseinandersetzung. Denn Chung Wang beabsichtigt seinen Vater zu töten, weil er glaubt, Kwai Chang hätte ihn und seine Mutter vorsätzlich verlassen, bzw. im Stich gelassen. Die Ursprungsgeschichte und den eigentlichen Grund der Flucht kennt Chung Wang demgemäß natürlich nicht und am Ende ist dann auch alles wieder gut.
Aber vorher gibt es noch die ein oder andere Kampfszene – ähnlich „low“ wie in der Serie – aber schon etwas ambitionierter. Dies könnte vielleicht auch am Darsteller des Chung Wang liegen: Brandon Lee, dem Sohn Bruce Lees. Und spätestens ab hier springt das Kampfsportherz höher und man übersieht die schauspielerischen Defizite des Films. So richtig super gut war der Film in meiner Erinnerung nämlich nicht.
Kung Fu – Im Zeichen des Drachen
Trotz des eher überschaubaren Erfolges des Kinofilmes kam es von 1993 bis 1997 zu einer Nachfolgeserie: „Kung Fu – Im Zeichen des Drachen“. Und auch David Carradine war mal wieder mit von der Partie und mimte darin wieder Kwai Chang Caine. Aber dieses Mal – Obacht! – nicht Kwai Chang Caine sr. sondern dessen Enkel. Er spielt also seinen eigenen Enkel. Weird? Bis ich das mal verstanden hatte, verging damals so seine Zeit.
Ansonsten haben wir hier eine modernere Variante des Gut gegen Böse, denn dieser Kwai Chang Caine unterstützt mit seinen Weisheiten seinen Sohn Peter bei der Aufklärung von Verbrechen, denn Peter ist Polizist. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Vater und Sohn nach einer 15jährigen Trennung auch erst einmal wieder aneinander gewöhnen müssen und Peter mehr als einmal das Gefühl hat, dass sich sein Vater mit seinen buddhistischen Lebensweisen und Mythen allzu sehr in sein modernes Leben und in die Polizeiarbeit einmischt.
Gegenüber der Originalserie spielen die Mythen, buddhistischen Geister und Rituale eine deutlich größere Rolle und nerven damit nicht nur Peter ein ganz klein wenig. Zumindest glaube ich mich daran zu erinnern, dass ich „Kung Fu – Im Zeichen des Drachens“ nie zu Ende geschaut habe, weil es eben dann doch nicht mehr mein Favorit aus der Kindheit verkörperte.
Aber damit hat sich dann mein jugendliches Herz irgendwann abgefunden und ist serientechnisch weitergezogen. Darüber dann einfach mehr bei meinem nächsten Klassiker der Woche.
Bilder: ABC
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