Wenn unsere wöchentliche Zeitreise-Reihe schon den Untertitel „Perlen der Vergangenheit“ trägt, können wir doch auch direkt zurück in selbige reisen. „Zurück in die Vergangenheit“ ist vermutlich einer der ganz wenigen Fälle, in denen ein deutscher Titel tatsächlich funktioniert. Für mich war „Quantum Leap“ (wie das Format eigentlich hieß) vermutlich eine der ersten komplexeren Serien, die ich gesehen habe. Dabei habe ich natürlich als Kind nicht alles im Großen verstanden, aber es war unterhaltsam und hat sich im Laufe der Jahre eben auch gewandelt, was das Verständnis angeht. Und eben das war eine große Stärke der Serie – jeder kann einfach so für eine Woche einschalten, aber eben auch über Jahre hinweg unterhalten werden.
Hier das Intro zur Einstimmung:
Der Serien-Steckbrief
Genre: Science Fiction, Drama
Laufzeit: 45 Minuten
Folgen: 97 in 5 Staffeln
Erstausstrahlung: 26. März 1989 (USA/NBC), 29. Januar 1991 (RTL plus)
Letzte Ausstrahlung: 1993 (USA/NBC)
Darsteller: Scott Bakula und Dean Stockwell
Darum ging es
Quantenphysiker Dr. Samuel „Sam“ Beckett hat einen Selbstversuch unternommen, der schief lief – und ihn in die Haut eines anderes Menschen versetzt hat. Er durchlebt eine Lebensphase oder Situation einer Person aus der Vergangenheit, muss diese lösen und reist weiter – in den nächsten Körper. Jede Woche gab es eine andere Persönlichkeit für Sam, was gerade in der Findungsphase stets unterhaltsam ausfiel (und für uns Zuschauer spannend, wer es wohl sein wird). Oft haben wir Sam als ihn selbst gesehen, nur in Spiegelbildern war sein „echtes“ Ich zu sehen, das alle um ihn herum sahen.
„I can’t have a life. All I do is live someone else’s life. I right their wrongs, I fight their fights – geez, I feel like I’m Don Quixote.“ (Sam)
Nicht zu sehen war für alle anderen Albert „Al“ Calavicci, Sams holografischer Freund und ständiger Begleiter, der mit Hilfe eines kleinen Handcomputers (bzw. deren Verbindung zum Supercomputer „Ziggy“) Hinweise geben konnte und vor allem für die nötige Prise Humor zuständig war.
Ich fand es spannend, dass jede Woche eine neue Welt zu sehen war. Eine neue Zeit mit neuen Figuren, Gastdarstellern und doch eben auch das altbekannte Duo mit dem altbekannten Aufbau. Dazu waren die Ideen und die visuelle Aufmachung für die damalige Zeit (mein Gott, das ist fast 30 Jahre her!!) durchaus als gut einzustufen. Und am Ende gab es eben auch eine übergreifende Handlung und fortlaufende Entwicklungen und Erfahrungen, die den Serial-Anteil der Erzählung hochgehalten haben.
Interessante Fakten
Al-Darsteller Dean Stockwell hatte die Idee, seine Figur Zigarren rauchen zu lassen – damit er fünf Jahre lang recht einfach und günstig an welche kommen könnte.
Dennis Hopper hatte Stockwell damals geraten, nicht ins TV zu gehen, nachdem dieser gerade für einen Oscar (Nebenrolle) nominiert gewesen war. Ergebnis der Missachtung: vier Emmy- und vier Golden Globe-Nominierungen (sowie eine Auszeichnung Letzterens).
Am meisten ist Sam ins Jahr 1958 zurückgereist – 8 Mal.
Das wäre fast nicht passiert – nach drei Staffeln sollte aufgrund schlechter Quoten das Ende kommen. Aber eine Brief-Aktion der Fans hat für die letzten zwei Jahre gesorgt.
RTL plus hatte es damals mit den Abspännen etwas verkackt. Eigentlich war im Original am Ende jeder Folge der nächste Zeitsprung zu sehen (mitsamt des obligatorischen „Ob boy!“ Sams). Eine Art Cliffhanger, der die Woche drauf aufgenommen wurde. Nicht so bei RTL plus, wo die Folgen scheinbar in willkürlicher Reihenfolge ausgestrahlt wurden. VOX hat die Folgen dann irgendwann übernommen und erneut ausgestrahlt – ohne das Cliffhanger-Ende. Da habe ich es auch gesehen und hatte mich im Zuge dieses Beitrags auch etwas gewundert. Jetzt wundere ich mich umso mehr, wieso man nicht einfach die korrekte Reihenfolge ausstrahlt…
Leider kann man die Serie scheinbar nirgends streamen. Wer eine Reise in die TV-Vergangenheit unternehmen möchte, muss demnach mit der auf 5.000 Exemplare limitierten kompletten Serienbox mit 22 DVDs (Partnerlink) Vorlieb nehmen.
Ansonsten hier noch abschließend eine beispielhafte Szene aus einer Episode, ein Supercut („Oh boy!“) sowie einige lustige aber vor allem Erinnerungen weckende Aufnahmen im funky Zusammenschnitt.
RTL (Plus) hat die Folgen eigentlich in der korrekten Reihenfolge ausgestrahlt. Zumindest in der ursprünglichen Mittwoch Abend, bzw Sonntagmorgen Ausstrahlung. Wie es bei weiteren Ausstrahlungen war, weiß ich nicht, aber ich erinnere mich daran, dass immer die Folge kam, die am Ende der vorherigen geteasert wurde.
Aber die Vox Ausstrahlung war ganz schlimm! Nicht nur, dass diese Teaser gefehlt haben, Zweiteiler wurden in falscher Reihenfolge gezeigt! (Teil 1, sonst eine Folge, vielleicht noch eine, dann Teil 2) und einzelne Szenen wurden herausgeschnitten (K.A. Warum. Um mehr Werbung unterzubringen oder eines strafferen Programmschemas wegen.) Das gipfelte schließlich darin, dass nicht nur beim Serienfinale (das übrigens hinter dem Rücken des Produzenten zu so einem gemacht wurde), sondern auch in mindestens einer weiteren Folge, tatsächlich das komplette Ende fehlte!
Naja. Es war (und ist auch immer noch) eine meiner Lieblingsserien von anno dazumal. Scott Bakula und Dean Stockwell sind auch privat immer noch Freunde und wann immer Bakula eine neue Serie hat, versucht er seinen Kumpel für eine Gastrolle zu gewinnen. Geschehen ist dies z.B. in „NCIS: New Orleans“ oder auch „Enterprise“. Wobei laut Bakula der Star Trek Ausflug für Stockwell nicht wirklich spaßig war, da man darauf bestand, dass er seinen Text Wort für Wort so wiedergab, wie er im Drehbuch stand („Technobabbel“ und sonstiger erfundener Fremdwörter inklusive), er aber eher ein Schauspieler ist, der seine Dialoge lieber sinngemäß mit eigenen Worten spricht.
Auch sehr nett: In einer Version des Vorspanns, sieht man Sam sich zur Kamera drehen und seine Augenbrauen hochziehen, so wie es Tom Selleck als „Magnum“ oft tat. Diese Szene wurde für ein (aufgrund verschiedener Gründe) nie entstandenes Crossover gedreht, in der Sam in Magnum springen sollte. (Beide Serien stammen von Donald P. Bellisario.)
Legendär sind die mysteriösen Dinge, die sich weltweit während Ausstrahlungen der Halloweenfolge „Der Leibhaftige“ abgespielt haben sollen. Angeblich haben sich weltweit Fernseher, Videorekorder und Satellitenreceiver an- und ausgeschaltet, wenn die Folge im Fernsehen lief.
Der Pilotfilm, sowie der „Vietnam“ Zweiteiler, wurden hierzulande vor der TV Ausstrahlung übrigens auch als Spielfilmzusammenschnitte unter dem Namen „Der Zeitsprung“ veröffentlicht. (Keine Ahnung, ob die Synchro die selbe war.)
Ich bin abgeschweift. Aber ja, „Zurück in die Vergangenheit“: Trotz seines Alters immer noch sehenswert.
Hehe, danke für die Infos! :)
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