Ich weiß, dass ich, sagen wir, speziell bin, wenn es um das Schauen von Serien und Filmen geht. Ich liebe es, ins Kino zu gehen, aber wehe jemand wühlt zu laut im Popcorn-Eimer, unterhält sich oder lacht an den falschen Stellen. Zu leise sollte das Publikum aber auch nicht sein – immerhin ist der Kinobesuch ein Gemeinschaftserlebnis und das soll man ja auch spüren. Sitzen bleiben bis der Abspann vorbei ist müssen natürlich auch alle. Wenn nicht, werden sie mit bösen Blicken gestraft und direkt verurteilt.
Zu Hause verhält es sich ähnlich: Bei Serien wird jedes Intro durchgeschaut, egal, wie viele Folgen derselben Serie hintereinander weggebinged werden und ja, auch die langen Intros á la „Game of Thrones“, „Mad Men“ oder „The Sopranos“ laufen von der ersten bis zur letzten Sekunde. Wenn es dann an den Inhalt selbst geht, geht zwischendurch quatschen vielleicht bei Reality TV, aber nicht bei Qualitätsfernsehen – zu groß ist die Gefahr, ein Detail zu übersehen oder eine wichtige Stelle im Dialog zu überhören. Ich liebe es, vor dem Fernseher zu essen. Aber lass bloß nicht die Mitgucker:innen zu laut kauen. Vor allem aber sollten sie ihr Essen nicht zu lange begutachten, auch hier droht die Gefahr, wichtige Einblendungen zu verpassen und dann ist erstmal Aufklärungsarbeit angesagt. Das bedeutet Reden. Das bedeutet Störung. Das bedeutet: Pause machen. Und ich hasse Unterbrechungen. (Es sei denn, ich muss auf Toilette. Oder brauche Snacks.)
Doch dann gibt es die Situationen, in denen das Gesehene mich begeistert oder überrascht. Und das muss ich einfach kommentieren. Wenn mir auffällt, dass eine bestimmte Szene eine Referenz auf eine andere Serie oder einen Film ist, muss das geteilt werden. Sollen doch alle was davon haben! Macht das jemand anderes, freue ich mich zwar über die Info, doch bin zugleich enttäuscht, die Feststellung nicht selbst getätigt zu haben. Kommt mir ein Gesicht im Film bekannt vor, muss ich rätseln, um wen es sich handelt und ich höre nicht auf, bis ich eine Antwort habe, die spätestens IMDb mir liefert. Aber wehe jemand anderes nimmt während des laufenden Films das Handy in die Hand! Am besten wird auch zu Hause der ganze Abspann geschaut. Stellt euch vor, es kommt noch eine Szene am Ende und das geht an dir vorbei? Nicht mit mir. Okay, bei Serien meistens schon mit mir, denn da läuft der Abspann eigentlich nur ganz bis zum Ende, wenn ich währenddessen meine Eindrücke schon anderweitig teilen kann.
Und wir haben noch gar nicht über die Auswahl von Serien und Filmen gesprochen! Das gewählte Werk muss Anspruch haben und sollte auf IMDb eine gewisse Grenze nicht unterschreiten. Außer ich schaue etwas alleine, dann kann es auch ruhig mal eine romantische, flache Komödie sein, die nebenher läuft. Wenn ich aber die Auswahl für mehrere Personen treffe, ist mein Anspruch, auch etwas Gescheites über den Bildschirm flackern zu lassen. Und wenn ich merke, dass das nicht der Fall ist, kann ich das auch nicht auf mir sitzen lassen. Aber einen Film oder eine Serie abbrechen? Nicht mit mir. Dann wird durchgezogen! Zum Leidwesen… aller.
Wie ich es drehe und wende: Ich habe das Gefühl, ich bin keine gute Schau-Partnerin – das gebe ich zu. Erschreckend, was andere mit mir aushalten müssen. Die Lösung ist wohl, dass ich alles alleine schaue und direkt im Anschluss mit jemandem darüber diskutieren kann. Aber auch nicht direkt direkt. Ich muss das erstmal sacken lassen, Raum für Interpretation finden – am besten auch ein bisschen recherchieren, um alle Zusammenhänge und Referenzen auf dem Schirm zu haben. Aber dafür hat ja auch niemand Zeit. Gleichzeitig ist es auch so schön, etwas Gutes mit jemand anderem zu erleben, von den genau im gleichen Moment aufkommenden Gefühlen geleitet zu werden. Deshalb frage ich mich: Gibt es eigentlich das optimale Schauerlebnis? Oder braucht es einfach nur kompatible Schau-Partner:innen, die gegenseitig von all ihren Macken wissen und gleichzeitig selbst auch anpassungsfähig sind? Oder habe womöglich eh nur ich diese speziellen Ansprüche, wenn es ums Rezipieren geht? Ist ja nicht so, als würde ich tatsächlich immer nur alleine Filme und Serien schauen. Mache ich schon nicht selten, aber ich schaue auch sehr gerne in Gesellschaft. Bin ich dann wohl doch anpassungsfähiger als gedacht?
Wie geht es euch beim Schauen von Serien und Filmen? Seid ihr anderen gegenüber total gnädig oder habt ihr auch die eine oder andere Macke, was eure Schaugewohnheiten angeht? Gibt es für euch ein optimales Schauerlebnis? Und wie sieht das aus: alleine oder zusammen?
Bilder: | NBC | CBS | Lukas Lauermann | NBC
Ich finde mich da in vielem wieder… 😅🙈
Ich schaue Serien und Filme eigentlich ausschließlich mit Menschen, die mir sehr nahe stehen und tausche mich dann auch sehr gerne während des Schauens mit ihnen aus. Es wird nicht jede Szene kommentiert und auch kein halber Roman dazwischengequatscht, doch wenn mir ein Gedanke oder eine Frage zu dem Film oder der Serie in den Sinn kommt, von denen ich gerne wüsste, was mein Gegenüber darüber denkt, spreche ich sie aus, kann dann aber auch gut damit leben, wenn ich nur ein knappes „Ja, Nein, Weiß ich nicht“ als Antwort bekomme, weil die Person gerade voll auf das Geschehen fokussiert ist. Und vice versa ist es genau so. Ich schaue mir ja etwas zusammen mit dem Menschen an, weil ich sie/ihn mag und mich deshalb auch ihre/seine Gedanken interessieren und gerne ihre/seine Meinung über meine Gedanken hören möchte.
Einen kleinen Scherz, an einer nahezu unerträglich spannenden Stelle weiß ich immer zu schätzen und selbst wenn sich eine Vermutung meines Gegenübers am Ende als Spoiler herausstellt, kann ich ganz gut damit leben, weil man das ja erst am Ende wirklich weiß. Bis dahin bleibt’s ja nur eine Theorie.
Volle Kinos meide ich allerdings schon ziemlich lange, weil ich die Geräuschkulisse ausnahmslos immer als störend empfinde. Ich gehe, wenn, nur zu Uhrzeiten, wo wenig los ist, oder wenn der Film schon lange draußen ist und er nicht mehr so viele Menschen anlockt.
Das macht das Anschauen von Unterhaltung bei mir also zu etwas ziemlich privaten, wohingegen es bei dir eher nach etwas intimen (im Sinne von: Noch persönlicher als nur privat) klingt, dass du in dem Moment vor allem für dich selbst erleben möchtest.
Mir geht das nur mit Büchern so. Die kann ich lediglich alleine und in größtmöglicher Stille wirklich genießen.
Autor:innen gesucht!
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