Wenn man an düstere, komplexe Antihelden denkt, gibt es kaum eine ikonischere Figur als Spawn. 1992 war Todd McFarlane so frei, einen ehemaligen Regierungsagenten namens Al Simmons in die Hölle zu schicken – nur um ihn als Höllenkrieger zurückkehren zu lassen. Klar, sein Ziel ist die übliche Rachegeschichte, aber das Ganze wird durch Spawns dramatischen inneren Kampf viel interessanter. Zwischen Himmel und Hölle gefangen, verliert er zwar seine Menschlichkeit, aber kämpft auch mit dem, was von seiner Seele noch übrig ist. Kein Wunder, dass die Comic-Serie direkt einschlug wie eine Bombe.
Und das Beste? Sie läuft immer noch! Mehr als 300 Ausgaben sind bereits erschienen. Spawn hat sich als eine der erfolgreichsten unabhängigen Comicserien aller Zeiten etabliert. Während Marvel und DC ihre klassischen Helden scheinbar endlos recyceln, hält Spawn seit Jahrzehnten durch, düster, brutal und moralisch ambivalent.
Aber dann kam 1997 die HBO-Animationsserie und plötzlich wurde alles noch viel düsterer. Todd McFarlanes Spawn war eine Offenbarung – für erwachsene Zuschauer, wohlgemerkt. Brutal, tiefgründig und visuell beeindruckend, schaffte es die Serie, die Essenz der Comics auf den Bildschirm zu übertragen. Und Keith David als Stimme von Spawn? Der Typ klang, als wäre er direkt aus der Hölle importiert worden. Trotzdem, nach drei Staffeln und 18 Episoden war Schluss. Einfach so. Und dann? Nichts. Seit 1999 haben wir nichts mehr von Spawn im Fernsehen gesehen. Und selbst diese 18 Episoden sind aktuell nicht als Stream verfügbar, sondern nur als DVD oder gar VHS-Band erhältlich.
Man könnte sich schon ärgern. In einer Zeit, in der Comic-Adaptionen im TV und Streaming boomen, fragt man sich: Wo bleibt Spawn? Klar, The Boys zeigt uns, wie brutal und verdorben Superhelden wirklich sein können und Serien wie Daredevil und Punisher haben den düsteren Ton perfekt getroffen. Aber Spawn wäre der ideale Kandidat für ein Comeback. Schließlich ist er einer der Urväter dieser Antihelden-Welle! Trotzdem – nichts. Kein Serien-Reboot, keine großangelegte Verfilmung.
Gut, es gibt Hoffnung. Seit Jahren kursieren Gerüchte über einen Spawn-Film. Mit Jamie Foxx als Hauptdarsteller und Jeremy Renner als Cop gibt es sogar Star-Power und McFarlane selbst soll das Regie-Debüt übernehmen. Klingt super, oder? Nur… es passiert einfach nichts. Das Projekt steckt seit Jahren sprichwörtlich fest, so fest wie so mancher Dämon in seiner eigenen Hölle. Die Frage ist also: Kommt dieser Film jemals? Und wenn ja, wird er das Warten wert sein? Selbst wenn der Kinofilm kommt, so bleibt meine Aussage bestehen: Unser Spawn hat auf alle Fälle eine neue Serienumsetzung vedient!
Es ist schon kurios. Eine Figur wie Spawn, die so viel Potenzial hat, bleibt in der Schwebe. Die Comics laufen hervorragend, und das Publikum für düstere, erwachsene Geschichten war noch nie größer. Dennoch bleibt Spawn im TV- und Filmbereich unterrepräsentiert. Vielleicht haben wir irgendwann Glück und sehen den Höllenkrieger zurück auf der Leinwand. Bis dahin bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als unsere alten Comics zu lesen – und zu hoffen, dass die Hölle bald losbricht.
Bilder: Spawn.com
Das wird vermutlich daran liegen, dass die Serie unter Fans zwar beliebt war, allgemein aber nur recht mittelmäßige Zuschauerzahlen erreichte. Die ziemlich schlecht umgesetzte Realverfilmung von 1997 dürft auch nicht gerade zu seiner allgemeinen Beliebtheit beigetragen haben, obwohl die Comics damals schon verdamt gut waren.
Aber vielleicht ist es auch nicht so schlecht, dass Spawn noch nicht von einer der ganz großen, kommerziellen Verwertungsmaschinen durch den Wolf gedreht wurde.
Sonst ergeht es ihm am Ende noch wie all den anderen, durch belanglose Massenproduktion uninteressant gewordenen Comic-Helden.