Kolumne: Es ist Bundesliga-Spieltag – aber wo ist mein Verein zu sehen?

Streaming ist inzwischen ein teurer Spaß – das gilt nicht nur für unser Serienfreunde, sondern auch für Sportfans, die Spiele ihres Vereins in der 1. oder 2. Fußball-Bundesliga verfolgen wollen. Denn inzwischen benötigt man ja nicht mehr nur Sky, sondern auch DAZN, weil die DFL das Rechtepaket aufgeteilt. Freitags und sonntags DAZN, samstags Sky, so lautete bisher das Verfahren. Unberechenbar also, denn das Spiel meines Vereins kann diese Woche freitags terminiert sein, nächste Woche samstags – da brauche ich beide Anbieter. Jetzt hat die DFL die Rechte ab der Spielzeit 2025/2026 neu vergeben – und es wird noch komplizierter als bisher.

Wobei man ja froh sein muss, dass es jetzt überhaupt ein Ergebnis der Ausschreibung gibt. Das Verfahren war im April 2024 abgebrochen worden, nachdem sich DAZN beklagt hatte, benachteiligt worden zu sein. Da war von einer fehlenden Bankbürgschaft die Rede, die zum Verfahrensausschluss führte – ich möchte da gar nicht in die Tiefe gehen. Im Ergebnis hatte die DFL die Pakete neu ausgeschrieben – und das Ergebnis sieht jetzt so aus: Sky zeigt im Bezahlfernsehen alle Bundesliga-Spiele am Freitag und Samstag sowie weiterhin alle Einzelpartien der 2. Bundesliga, verliert aber die samstägliche Nachmittags-Konferenz an den Streaming-Konkurrenten. DAZN bekommt zudem den Zuschlag für alle Sonntagsspiele. Und alles zum Rekorderlös.

DAZN hat Konferenz und den Sonntag, Sky das Topspiel, die Einzelspiele und den Freitag

Gerade die Samstags-Konferenz ist natürlich ein Pfund – damit hat Sky in den vergangen Jahren schließlich auch maßgeblich Werbung gemacht, es war das Aushängeschild des Pay-TV- und Streaminganbieters. Das ist jetzt weg. Natürlich wurde kampagnentechnisch schnell geswitched auf das Thema Einzelspiele – aber trotzdem entsteht daraus natürlich ein Dilemma, gerade wieder für uns Fans. Jetzt könnte ich ja sagen, dass ich das Risiko eingehe und auf DAZN setze, weil die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass mein Verein entweder in der Konferenz dabei ist oder am Sonntag (gerade wenn es Teams sind, die in den internationalen Wettbewerben aktiv sind, die vorzugsweise sonntags (Europa League und Europa Conference League) oder samstags (Champions League) terminiert werden. Aber: Natürlich können Partien der Champions League-Teilnehmer auch samstags abends als Topspiel laufen – das ist nicht in der Konferenz enthalten. Oder ich möchte das Spiel meiner Mannschaft doch lieber in voller Länge sehen, um nicht von anderen Konferenz-Nieten wie Augsburg gegen Hoffenheim oder Wolfsburg gegen Leipzig gelangweilt zu werden – auch dann gucke ich ausschließlich mit DAZN-Abo ausgestattet in die Röhre. Nur Sky wäre auch eine Lösung, nur habe ich dann wieder keine Chance, auf die Sonntagsspiele zurückzugreifen. Ist also schonmal nichts für Eintracht Frankfurt-Fans, zum Beispiel.

Bleibt also nur der Biss in den sauren Apfel, wieder beide Pakete zu buchen. Nach Vergabe der Rechtepakete feierten sich natürlich alle Beteiligten als Gewinner – die DFL erlöst soviel Geld wie noch nicht, landet auf Platz zwei hinter der Premier League: Für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 können die 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga mit Einnahmen in Höhe von insgesamt 1,121 Milliarden Euro pro Saison rechnen. Dies entspricht einem Gesamterlös in Höhe von 4,484 Milliarden Euro und einer Steigerung von rund zwei Prozent im Vergleich zum vorherigen Zyklus. Die Bundesliga und 2. Bundesliga haben damit weiter den zweitstärksten nationalen Medienvertrag aller Fußball-Ligen (alle Details finden sich hier in der DFL-Präsentation).

Sky rühmt sich, fast alle Einzelspiele live zeigen zu können, siehe oben; DAZN feiert sich, endlich das große Zugpferd, die Konferenz zu haben, und dazu noch die tendenziell attraktiven Einzelspiele am Sonntag. Die Vereine freuen sich auch, kommt doch nochmal mehr Geld in die Kassen. Nur für uns Fans gibt’s bei diesem Deal nichts zu feiern. Wir werden weiter zur Kasse gebeten, und preislich ist vermutlich auch noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, wenn man hört, was DAZN so von sich gibt.

Ganz ehrlich: Da gehe ich doch lieber weiter ins Stadion und schaue mir die Spiele live an. Aktuell habe ich Bundesliga-Dauerkarten für zwei Stadien, da ist praktisch jedes Wochenende ein Live-Spiel drin, und mein wahrer Herzensverein spielt sowieso 3. Liga. Und da ist Magenta Sport ein zuverlässiger Partner und zeigt einfach alles – auch wenn’s manchmal weh tut und man kaum hinsehen kann. Aber man ist schließlich Fan – oder?

Bilder: Michael Braun