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Dass Serien das Potenzial haben, dass man eine emotionale Bindung aufbaut – zur erzählten Geschichte, oder zu den Charakteren – ist nichts Neues. Und vielfach auch nichts Besonderes. Aber wenn dann eine Serie zu Ende geht, die man über 30 Jahre verfolgt hat, dann ist das an sich schon ein emotionaler Moment – so wie jetzt beim Serienfinale von „The Conners“. Und es ist ja nicht der erste Abschied von der Familie Conner – es gab über die Jahre erst in „Roseanne“, dann in „The Conners“ immer ein Auf und Ab, wie bei den Charakteren in der Serie selbst. Jetzt lief bei ABC in den USA die definitiv letzte Folge über die Conners – Zeit für einen Abschied (auch wenn wir in Deutschland weiterhin auf die Staffeln 5 bis 7 warten müssen).

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Am 18. Oktober 1988 hatte die Comedy-Serie „Roseanne“ Premiere in den USA bei ABC, eineinhalb Jahre später, am 18. Januar 1990, ging es erst bei uns los, auf ProSieben. Ich war direkt großer Fan der Serie, die mich die nächsten 34 Jahre nicht losgelassen hat. Die Conners wurden zu meiner Fernsehfamilie: mal laut, mal chaotisch, oft zynisch, aber immer ehrlich und zutiefst menschlich. Ihr Abschied ist auch mein Abschied von einer TV-Ära, die mich geprägt hat wie wenige andere TV-Serien. Die Serie ist ein Klassiker, auch wenn sie nicht jedem gefällt.

Der Serien-Steckbrief

Name: Roseanne
Genre: Comedy
Laufzeit: 22 Minuten
Folgen: 231 in 10 Staffeln
Erstausstrahlung: 18. Oktober 1988 auf ABC (USA)
Letzte Ausstrahlung: 2018 (USA)
Schöpfer: Matt Williams, basierend auf dem Charakter Roseanne von Roseanne Barr
Darsteller:innen: Roseanne Barr, John Goodman, Laurie Metcalf, Michael Fishman, Sara Gilbert, Lecy Goranson, Sarah Chalke

Die Anfänge: „Roseanne“ und das echte Leben

Als die Sitcom „Roseanne“ startete, war ich selbst ein Teenager – und habe ich mich sofort in der Welt der Conners wiedergefunden. Sie waren keine perfekte TV-Familie, sondern eine, die mit Geldsorgen, Jobangst, pubertierenden Kindern und den kleinen wie großen Katastrophen des Alltags kämpfte. Roseanne selbst war alles andere als die typische Mutter der damaligen Zeit: laut, sarkastisch, manchmal unbequem, aber immer mit einem Herz für ihre Familie. Ihr Mann Dan, ihre Schwester Jackie, die Kinder Becky, Darlene und D.J. – jede:r mit eigenen Macken und Träumen. Alle Charaktere wurden perfekt entwickelt und bis ins Detail gestaltet – sowohl in „Roseanne“ als auch in „The Conners“. Es war diese schonungslose Ehrlichkeit, gepaart mit einem trockenen Humor, der die Serie so besonders machte. Man lachte nicht über die Conners, sondern mit ihnen.

Roseanne

Was aus meiner Sicht die Serie ausgezeichnet hat, war auch immer, dass sie mit der Realität abseits vom fiktiven Handlungasort Lanford gespielt hat – und auch mit dem Serienformat selbst. Ein gutes Beispiel ist der Wechsel der Schauspielerin für Becky. Lecy Goranson, die ursprüngliche Becky, verließ die Serie zeitweise, woraufhin Sarah Chalke die Rolle übernahm. Später kehrte Goranson zurück, was die Serie mit einem Augenzwinkern thematisierte. Roseanne machte immer wieder Anspielungen auf den Darstellerwechsel, indem sie in spöttischem Ton Bemerkungen über Beckys Veränderungen machte. Fun Fact: In „The Conners“ tauchte Sarah Chalke in der Rolle einer anderen Figur auf und interagierte direkt mit Becky – auch hier verzichtete man natürlich nicht auf den bissigen Humor. Diese Selbstironie zeigte einmal mehr die große Stärke der Serie: sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und uns Zuschauer:innen aktiv in die kleinen Absurditäten des Serienlebens einzubeziehen.

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Das setzte sich später bei „The Conners“ fort, als man die COVID-19-Pandemie realistisch in die Handlung integrierte. Die Serie zeigte, wie die Corona-Pandemie das Leben der Familie beeinflusste: Masken, soziale Distanz, finanzielle Notlagen und psychische Belastungen wurden offen thematisiert. Die Charaktere kämpften mit Arbeitsplatzsorgen, Isolation und Unsicherheiten — genau wie Millionen von Menschen weltweit. Statt die Pandemie auszublenden, spiegelte „The Conners“ das reale Leben wider. Ein guter, richtiger Schritt – wie wir selbst auch hier im Blog seinerzeit gefordert hatten.

The-Conners

Staffel 9: Der Bruch mit der Realität

Die neunte Staffel von „Roseanne“ ist bis heute umstritten – bei vielen Fans, wie auch bei mir. Aus gutem Grund: Nach Dans Herzinfarkt am Ende der 8. Staffel war plötzlich alles anders: Die Conners waren nicht mehr arm, sondern nach einem Lotto-Gewinn extrem reich. Roseanne traf Prominente, und die Serie driftete in surreale Gefilde ab. Mir war das zu abgedreht, irgendwann hatte ich auch keine Lust mehr. Im Finale dann die große Wendung: Alles war nur Roseannes Fantasie, ein Versuch, mit Dans Tod, der am Ende von Staffel 8 doch nicht gerettet werden konnte, und der eigenen Trauer klarzukommen. Aus der Perspektive muss man den Serienschöpfern wirklich Respekt zollen, dass sie dieses Surreale 24 Folgen über durchgehalten und durchgezogen haben. Dieser Kniff war mutig und verstörend zugleich – und ließ mich damals mit einem Gefühl der Schwere zurück, vor allem, nachdem Roseanne alles erklärt hatte und alleine auf der Familiencouch zurück blieb. Die Conners, wie ich sie kannte, waren weg. Für mich bis heute eines der besten Serienfinals überhaupt…

Roseanne 9x24 - Book Is Complete

Die Rückkehr: Staffel 10 und der Skandal

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… wenn es denn eines wäre, denn 2018, nach 21 Jahren Pause, wurde plötzlich die zehnte Staffel angekündigt. Ich war euphorisch (wie auch die alten und neuen Darsteller:innen, wie man hier nachlesen kann): Die alten Darsteller:innen, die vertraute Kulisse, die alte Couch – es fühlte sich an wie ein Familientreffen, zumal die schräge 9. Staffel komplett ausgeblendet wurde. Auch Dan war wieder da, was gerade zu Anfang der 10. Staffel thematisiert wurde: Dan wacht mit einer Sauerstoffmaske auf, und Roseanne sagt, sie dachte, Dan sei tot (mehr dazu hier in meinem Episoden-Review zur Serien-Rückkehr). Die Serie knüpfte an alte Stärken an, griff aktuelle Themen auf und zeigte, dass die Conners auch im 21. Jahrhundert relevant waren. Der 10. Staffel startete rekordverdächtig, eine 11. Staffel wurde schnell bestellt. Doch dann kam der Absturz: Ein rassistischer Tweet von Hauptdarstellerin Roseanne Barr führte zur sofortigen Absetzung der Serie – wir haben hier im Blog ausführlich darüber berichtet. Es war ein Schock, aber auch ein notwendiges Zeichen: Die Conners war immer eine Familie, die für Zusammenhalt und Respekt stand – Werte, die wichtiger sind als jede einzelne Person.

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„The Conners“: Ein Neuanfang ohne Roseanne

Als ich mich schon mit dem erneuten Abschied von den Conners abgefunden hatte, gab’s erneut Hoffnung: Der Cast wollte ohne Roseanne Barr weitermachen (mehr dazu hier und hier im Blog). Dass die Serie als „The Conners“ weiterging, war schon ein kleines TV-Wunder, denn Roseanne Barr hatte ein Mitspracherecht an der Produktion – man war also auf ihr OK angewiesen (mehr dazu hier bei Independent). Dieses mal ist es Roseanne, die gestorben ist. Ein schmerzhafter, unumkehrbarer Schritt (wobei, siehe Dans Geschichte…), der die Serie in eine neue Richtung lenkte. Plötzlich stand der Umgang mit dem Weiterleben in Trauer im Vordergrund. Dan musste ohne seine große Liebe zurechtkommen, Darlene und Becky wuchsen an ihren Aufgaben, Jackie kämpfte wie immer mit sich selbst – und gerade hier blieb der Zusammenhalt spürbar. Die Serie war rauer, manchmal düsterer, aber immer voller Herz. Sie zeigte, wie das Leben weitergeht, auch wenn eine zentrale Figur fehlt.

The Conners - Roseanne’s Death

Der Serien-Steckbrief

Name: The Conners
Genre: Comedy
Laufzeit: 22 Minuten
Folgen: 112 in 17 Staffeln
Erstausstrahlung: 16. Oktober 2018 auf ABC (USA)
Schöpfer: Matt Williams
Darsteller:innen: John Goodman, Laurie Metcalf, Michael Fishman, Sara Gilbert, Lecy Goranson, Emma Kenney, Ames McNamara, Jay R. Ferguson, Katey Sagal

Das Finale: Abschied und Versöhnung

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Jetzt also das große Finale, wieder einmal, und es ist wieder ein zutiefst emotionaler Abschluss (mehr zur Produktion der letzten Folge gibt es hier bei TV Insider). Im Mittelpunkt stand der Besuch der Conners am Grab von Roseanne – ein emotionaler Moment: Die Familie,alle natürlich gealtert über die Jahre, aber irgendwie doch die gleichen geblieben, blickte zurück, verabschiedete sich und fand dabei noch einmal persönliche Worte in Richtung von Roseanne, mit der alles begonnen hatte und ohne die es zwar weiter ging, die aber doch ein Teil der Familie geblieben ist. Es war kein kitschiges Happy End, sondern ein Abschied voller Witz, Melancholie und Verbundenheit. Die Szene, in der Dan am Grab zu Roseanne spricht, war schon bewegend: Er gesteht, dass sie immer seine große Liebe bleiben wird, auch wenn er inzwischen mit Louise verheiratet ist. Es ist auch diese Ehrlichkeit, die die Serie immer ausgezeichnet hat.

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Zurück im Conner-Haus, verabschiedet sich dann die Familie – und Dan bleibt allein auf dem ikonischen Sofa sitzen. In einem überraschenden Moment bricht Darsteller John Goodman alias Dan dann zum ersten Mal die vierte Wand (obwohl die Serie stets vor Live-Publikum aufgezeichnet wurde), schaut direkt zu uns Zuschauer:innen und sagt: „Good Night.“ Es ist ein Gruß an uns Zuschauer:innen, ein Dankeschön für die jahrzehntelange Gemeinschaft als (Fernseh-)Familie, wie die Produzenten bei TVline und Screenrant betonen. Und in diesem Moment fühlt man sich tatsächlich einmal kurz nicht als Zuschauer:in, sondern noch einmal als Teil der Familie. Es ist, wie Dan am Ende sagt: „Wenn wir einander haben, ist das alles, was wir brauchen.“ Wie bei „Roseanne“ liefern die Serienschöpfer auch hier ein starkes Serienende ab – mit großen Emotionen, ohne zu übertreiben.

Was bleibt: Das Vermächtnis der Conners

Was „Roseanne“ und „The Conners“ so einzigartig gemacht hat, war für mich der ungeschönte Mut zur Wahrheit. Die Figuren sind nicht immer sympathisch, sie machen Fehler, sie streiten, sie scheitern – und sie lieben sich trotzdem. Der Zynismus, der trockene Humor, die schonungslose Darstellung von Geld- und Alltagssorgen – all das hat mich geprägt und begleitet. Die Conners haben mir gezeigt, dass Familie nicht perfekt sein muss, um stark zu sein. Dass man gemeinsam lachen kann, selbst wenn alles schief läuft. Und dass am Ende Zusammenhalt alles ist, was zählt.

The-Conners-Finale

Good Night, Conners.

Bilder: ABC / Disney

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Sonntag, 27. April 2025, 07:27 Uhr
ComedyRoseanneThe Conners
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