In meiner Kindheit zierte das Poster zu „Rambo II – Der Auftrag“ mit dem Action-Star Sylvester Stallone lange Zeit die Wand meines Zimmers. Mit Rollen wie die des Boxers Rocky Balboa und dem Vietnamveteranen John Rambo schrieb der Darsteller Filmgeschichte. Vor 30 Jahren wäre es noch undenkbar gewesen eine Hollywoodgröße wie Sly Stallone in einer Serie im Fernsehen zu sehen. Galt der Kinofilm doch lange Zeit als absoluter Gipfel des Schauspielolymps. Heute wird der Weg ins TV nicht mehr als Rückschritt gesehen, sondern als Möglichkeit sich als Schauspieler:in von einer neuen Seite zu zeigen. Darsteller:innen wechselten schon immer ohne Probleme zwischen Theaterbühnen und Filmkulissen. Nun kommt die Serienlandschaft als weitere Spielfläche hinzu. Kein Wunder also, dass auch Sly seine eigene Serie auf den Leib geschrieben bekommt. In dem Gangster-Thriller „Kansas City“ spielt er einen New Yorker Mafiaboss, der seine Organisation nach Missouri umsiedelt. Sein Schauspielkollege Arnold Schwarzenegger zieht ebenfalls nach und schlüpft für Netflix demnächst in seine erste Serienrolle. In dem noch unbetitelten Thriller mimt der ehemalige „Terminator“ einen Vater, der erfährt, dass seine Tochter für die CIA arbeitet. Zahlreiche weitere Sternchen haben inzwischen die Kinoleinwand gegen die Mattscheibe eingetauscht und glänzen in TV-Serien. Davon profitieren in den meisten Fällen sowohl die schauspielende Zunft als auch die Streaminganbieter und letztlich auch wir Fans.
Streamingdienste locken mit Mega-Stars
Große Namen locken kaum noch Menschen ins Kino. In einer Zeit in der Franchises die Kinokassen dominieren, spielt es kaum noch eine Rolle wer tatsächlich in einem Kinofilm mitwirkt. Das nutzen die Streamingdienste aus und engagieren für ihre neuen Originals namhafte Schauspieler:innen, die ihre feste Fanbase haben. Damit gewinnen sie wiederum neue Abonnent:innen. Wer beispielsweise die erste Staffel der düsteren Crime-Serie „True Detective“ gesehen hat, weiß, dass die Rechnung auch für das Publikum aufgeht. Der Hauptdarsteller Matthew McConaughey liefert hier nämlich eine seiner besten Leistungen bis dato ab. Über acht Folgen hinweg stellt er hier sein Können unter Beweis. Auch Schauspielerin Julia Roberts bewies in dem Psychothriller „Homecoming“, dass man sie noch längst nicht abschreiben muss. In Kürze dürfen wir sie außerdem in dem Polit-Thriller „Gaslit“ an der Seite von Oscar-Preisträger Sean Penn wieder bewundern. Darin spielen die beiden ein Ehepaar, das in den 1970ern in den Strudel des Watergate-Skandals gerät. Die doppelte Dosis Star-Power erwartet Serienfans auch in „WeCrashed“ mit den beiden Oscar-Gewinnern Anne Hathaway und Jared Leto. In dem Wirtschaftsdrama wird der Aufstieg und Abstieg der WeWork-Gründer:innen beleuchtet.
Mit einem spektakulären Cast glänzt auch „The Devil in the City“ mit Leonardo DiCaprio und Keanu Reeves. Der Thriller über den berühmten Serienkiller H. H. Holmes wird obendrein noch von Martin Scorsese inszeniert. Die Grenze zwischen Kinoblockbustern und Serien-Hits verschwimmt damit immer mehr. Dazu tragen derzeit sicherlich auch die erfolgreichen Marvel- und Star Wars-Serienableger auf Disney+ bei. Reichte es bei „Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.“ gerade mal für einen Gastauftritt von Samuel L. Jackson als Nick Fury, bekommt der Chef der Geheimorganisation 2023 mit „Secret Invasion“ sogar seine eigene Marvel-Serie spendiert. Apropos Marvel: „Captain Marvel“-Star Brie Larson schlüpft für Apple TV+ in dem Drama „Lessons in Chemistry“ in die Rolle einer Wissenschaftlerin und alleinerziehenden Mutter, die in den 1960ern für Gleichberechtigung kämpft. Auch „Iron Man“ Robert Downey Jr. gibt mit „The Sympathizer“ demnächst sein Seriendebüt. Superstars wie Tom Hardy und Benedict Cumberbatch bespielen hingegen schon seit Jahren erfolgreich sowohl Filme als auch Serien zugleich. Letzterer wird 2023 übrigens in der Serienadaption des Hitchcock-Klassikers „Die 39 Stufen“ auf Netflix zu sehen sein. Das Staraufgebot scheint demnach kein Ende zu haben. Und wer weiß, vielleicht hängt schon bald ein Poster der Serie „Kansas City“ in meinem Zimmer.
Bilder: starz | Apple TV+
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