Ich weiß, hier und da falle ich damit auf, dass ich mich auf merkwürdige Fernsehsender einschieße und zu meinen Favoriten erkläre, abseits der Streamingdienste Netflix, Disney+ & Co. Ich erinnere nur an Kanal Telemedial mit dem Orange Table, dann AstroTV, oder auch an HGTV. Dann habe ich stundenlang den Vulkanausbruch auf Island laufen lassen. Jetzt bin ich beim ersten „Immersionsfernsehsender“ IMEARTH gelandet – und komme nicht mehr davon los!
Was ist ein „Immersionsfernsehsender!? IMEARTH spricht selbst davon, dass man wie ein offenes Fenster zur Welt sein möchte und uns Zuschauer:innen dank der Sicht aus der ersten Person einen Blick in verschiedene Winkel der Erde ermöglicht. Tatsächlich: Manchmal ist es ein langsamer Spaziergang im Wald von Fontainebleau, manchmal ein langsamer Strandgang in Tahiti. Entweder ist man praktisch alleine unterwegs, oder es geht eine Person in einigen Metern Entferung vor uns her – in langsamem Schritt.
IMEARTH versteht sich als Immersionsfernsehen und beruht auf dem Slow-TV-Prinzip
Langsam ist dabei das Stichwort – IMEARTH gibt nämlich an, vom Slow-TV inspiriert zu sein, dass in den 1960-er Jahren in den USA entstanden ist. Damals lief auf einem amerikanischen Sender über die Weihnachtsfeiertage ein Kaminfeuer in einer Endlosschleife – hat sicher auch der eine oder andere als Kaminfeuer-DVD im Regal stehen. Populärer wurde es dann nochmal in den 2000-er Jahren, nachdem in Norwegen die beschauliche Zugstrecke zwischen Bergen und Oslo in langsamem Zugtempo ausgestrahlt wurde: Ein siebenstündiges Programm für eine einzigartige und besinnliche Reise – mehr dazu gibt’s hier im Beitrag des Zukunftsinstituts.
Seitdem ist das Konzept Slow-TV etabliert, wenn auch noch kein Massenphänomen. Mich hat IMEARTH aber auf jeden Fall damit gekriegt: Im Jahr 2022 entsteht der französische Fernsehsender, den ich letztens zufällig auf Kanal 82 in meinem Magenta TV entdeckt habe. Ich bin da zuerst bei so einem Spaziergang durch den Wald hängengeblieben und wollte einfach wissen, wo das genau ist. Das wird natürlich clevererweise erst am Ende der Schleife veröffentlicht – kurz bevor die nächste Schleife mit dem nächsten Marsch startet. So geht’s dann immer weiter – das Konzept wird klar, nehme ich an.
Es gibt aber ein paar Schleifen, da bin ich dann doch raus – wenn’s ums Teppich knüpfen geht zum Beispiel, oder darum, zu zeigen, wie ein Holzschuh erstellt wird. Das finde ich dann nicht so spannend, aber nach ein wenig Zappen bin ich wieder zurück bei IMEARTH und dann geht’s auch schon weiter durch die Weltgeschichte. Ich würde ja jetzt sagen, IMEARTH ist ein Tipp für jeden da draußen, insbesondere für Reisebegeisterte, aber – gleichzeitig warne ich davor: Man kommt nicht mehr davon los!
Bilder: IMEARTH
Das erinnert mich an den Sender „Souvenirs From Earth“, der vor ca 15 im digitalen Kabel zu finden war. Der sendete den ganzen Tag lang oft sehr beruhigende Videokunst, von abstrakten Farben und Formen, bis hin zu Performancekunst, wie etwa eine attraktive junge Frau, die vor einer Ziegelmauer stehend den Text eines Rapsongs in Zeichensprache übersetzte.
Leider verschwand der Sender schon vor längerer Zeit.
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