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Kolumne-Kino

Ich liebe es ins Kino zu gehen. Ich erinnere mich heute noch an meinen ersten Besuch im Lichtspielhaus, an lange Filmnächte in verqualmten Sälen, etliche Filmmarathons, Stargäste zu Premieren, IMAX-Vorstellungen und so viel mehr. Erinnert ihr euch noch an die erste Serie, die ihr im TV gesehen habt, den ersten Film, den ihr auf dem neuen Flachbildfernseher abgespielt habt oder das erste Format, dass ihr euch auf einem der zahlreichen Streamingdiensten ausgesucht habt? – Wohl eher nicht. Vor der Pandemie habe ich meinem örtlichen Kino mindestens einmal pro Woche einen Besuch abgestattet. Während des Lockdowns zählte das Kino zu den Dingen, die ich neben den sozialen Kontakten am meisten vermisst habe. Und doch ist die Rückkehr in die Vorführräume nicht ganz so euphorisch ausgefallen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Doch woran liegt das?

Hat das Kino ausgedient?

Bereits in den 1950ern als TV-Geräte Einzug in die Privathaushalte hielten, sah man schon das Ende des Kinozeitalters gekommen. Das Spiel wiederholte sich mit der steigenden Verbreitung des Videorekorders in den 1980ern und der Einführung der DVD Anfang der 2000er. Dennoch ließ sich das Kino nicht erschüttern und kam immer wieder mit neuen Einfällen daher, wie beispielsweise der 3-D-Technik, um das Publikum erneut in die Säle zu locken. Doch mit der Verbreitung der Streamingdienste scheint das Kino ein ernstzunehmendes Problem bekommen zu haben. Dabei sollte vielleicht zwischen einer Zeit vor und nach Corona unterschieden werden. Vor der Pandemie konnte die deutsche Kinolandschaft mit rund 120 Millionen Besucher:innen im Jahr rechnen. In 2021 gingen hierzulande gerade mal 42,1 Millionen Menschen ins Kino. (Quelle: insidekino). Trotz erneuter Öffnungen scheint es in 2022 nur wenig besser auszusehen. Im ersten Halbjahr waren 25,6 Millionen Leute im Kino. Ich glaube zwar, dass eine Koexistenz durchaus möglich ist, denn viele werden an Serien und Filme erst durch die hippen Streamingdienste herangeführt und können so für das Medium Film allgemein begeistert werden. Allerdings reduziert sich bei mir und wie es scheint auch bei vielen anderen auch die Häufigkeit in der man ins Kino geht. Unsere Zeit ist nun mal begrenzt.

Wo ist das Problem?

Großen Überraschungen sind im Kino rar geworden. Die Studios setzen auf risikoarme Stoffe und produzieren Fortsetzungen, Prequels und sonstige Franchise-Themen, die sich auch über die Kinotheke hinaus gut vermarkten lassen. Filme wie „Everything Everywhere All At Once“ oder jüngst „Nope“ sind eher die Ausnahme. Stattdessen gibt‘s noch einen Superhelden- und Dinofilm, noch eine Til Schweiger-Schmonzette und noch einen weiteren Kartoffelstampfknödelquatsch. Hinzu kommt eine verkürzte Auswertungszeit. Disney, und dazu zählen Marvel, Star Wars, Pixar und die Produktionen der 20th Century Studios, bietet seine Filme beispielsweise nur wenige Monate nach Kinostart auch im Abo auf dem hauseigenen Streamingdienst an. Wer auf der Suche nach originellen und anspruchsvollen Geschichten ist, wird inzwischen eher bei den zahlreichen Serien auf Netflix und Co. fündig als im Kino. Auch an Star-Power mangelt es den TV-Serien inzwischen nicht mehr.

Amazon-Fire-TV

Mir ist aber auch aufgefallen, dass ich von dem „Gemeinschaftserlebnis“ Kino nicht mehr viel halte. Ich kann mich an kaum einen Kinobesuch in den letzten Monaten erinnern, indem nicht irgendeiner permanent das Gesehene kommentieren musste oder seinem Sitznachbarn die komplette Handlung der vorangegangenen Filme erklärt hat. Das zieht einen unnötig aus dem Geschehen heraus und mindert das Sehvergnügen enorm. Gleiches gilt für das ständige Aufleuchten von Handydisplays. Da fällt mir die Entscheidung auf der Couch zu bleiben und in Ruhe meine Serien zu schauen deutlich leichter. Die Kinos lassen sich aber immer wieder etwas Neues einfallen. Derzeit sind Events außerhalb des regulären Programms sehr beliebt. So werden alte Klassiker wiederaufgeführt und besondere Filme mit anschließenden Diskussionsrunden angereichert. An diesem Wochenende wird beispielsweise deutschlandweit in teilnehmenden Kinos zum Kinofest geladen, bei dem es vergünstigten Eintritt und je nach Kino auch noch etwas zu Gewinnen gibt. Ähnlich wie bei einem Konzert- oder Theaterbesuch soll Kino als Ereignis wahrgenommen werden. Ob man das jede Woche braucht oder vielleicht doch nur als gelegentliches Highlight, wird sich zeigen.

The-Flintstones

Bilder: Denise Jans | Amazon Prime Video | ABC

Beitrag von:
Sonntag, 11. September 2022, 09:06 Uhr
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2 Kommentare

  • Holden

    Das Problem sind nicht die Filme. Schlechte Filme gab es schon immer. Es hat schon seinen Grund, warum sich die Popkultur z.B. gefühlt immer nur an die selben 15 Filme aus den 80ern erinnert, obwohl ein paar hundert in dem Jahrzehnt alleine aus den USA kamen.

    Nein, das Problem sind schlicht und einfach die Kinos! Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt schon lange nicht mehr. Wenn man als Einzelperson noch mit einem gerade noch akzeptablen Preis davonkommt, kommt ein Familienbesuch oft schon einer preislichen Tagesreise nah. Vadder, Mudder und drei Kinder sind schon über 50 oder 60€, plus Snacks, die auch nicht gerade billig sind, dafür aber vewässert und nach Pappe schmecken.

    Für das Geld bekommt man 45 Minuten Werbung zur eigentlich angegebenen Startzeit (und darunter vielleicht nur 2 oder 3 Trailer!), unbequeme Sitze (Für die Bequemen muss man ja extra zahlen), schlechte Projektionen (War vor allem im letzten Jahrzehnt bei 3D Filmen sehr schlimm.), schlechter Service und trotz des netten „Bitte schalten sie ihre Handys aus“ zu Anfang jedes Films, sind gefühlte 75% des Publikums damit beschäftigt, ihre Nachrichten zu verschicken, zu sehen, was auf Instagram so abgeht oder sogar ihre Freunde anzurufen. Und das Personal interessiert es einen Scheiß. Beschwert man sich, wird nichts gemacht. Wenn doch etwas gemacht wird, ist es ein halbherziges „Bitte ausschalten“, das konsequenzfrei ignoriert wird.

    Zu Hause bekommt man entweder einen neuen Film verhältnismäßig früh im Monatsabo auf den Hyper HD Großbildfernseher, oder man zahlt einmal 30€ für den „Premiumstream“, den dann 48 Stunden lang soviele Menschen sehen können, wie ins Wohnzimmer passen, ohne dafür extra zahlen zu müssen.

    Und auch wenn die Lichstpielhäuser immer noch das nonplusultra an Bild- & Tonqualität sind, ist das Heimkino schon lange gut genug, um den neuesten Effektblockbuster oder die 4K Restauration des geliebten Klassikers in hervorragender Qualität zu genießen. Und das alles viel billiger und stressfreier.

    Hinzu möchte ich noch gerne sagen, dass Kinos sehr…überromantisiert sind. Versteht mich nicht falsch. Ich gehe gerne ins Kino und habe viele schöne Erinnerungen an Kinobesuche, die bis in meine früheste Kindheit zurückreichen. Auch wenn ich seit mindestens 20 Jahren, hauptsächlich aus den genannten Gründen, nur noch die Filme dort sehe, für die sich eine riesige Leinwand und ein ohrenbetäubendes Soundsystem lohnen. Aber gerade seit in den letzten Jahren immer so getan wird, als währen Kinos irgendwelche „heiligen Tempel“ oder Begegnungsstätten für gleichgesinnte Kunstliebhaber, muss ich mit den Augen rollen.

    Wie viele eurer Lieblingsfilme oder gar wie viele der absoluten Superfilmklassiker habt ihr im Kino gesehen? Meine, und ich wette eure, erste Begegnung mit gefühlten 99% der Filme, die in diese Kategorien fallen, war im Fernsehen. Entweder auf DVD oder Blu Ray, wenn man alt genug ist, vielleicht sogar auf VHS. Oder in einer geschnittenen, von gefühlten dutzenden Werbepausen unterbrochenen Pan & Scan Version im Free TV. Mein erstes mal „Alien“ war auf einer abgenudelten VHS eines Kumpels. Er wurde sofort einer meiner Lieblingsfilme. Wenn ein Film gut ist, funktioniert er überall. Da braucht es kein Kino.

    Und nochmal: Ich wäre traurig, wenn die Kinos plötzlich komplett verschwinden würden. Aber so, wie die Kinos weiterhin auf die Bedürfnisse ihres Publikums scheißen (und ich weiss, dass das ein Teufelskreis ist, der oft bei den überzogenen Preisen der Filmproduktionsfirmen anfängt und die Kinobetreiber teilweise selber Opfer sind), fällt es mir schwer, das Kinosterben mit mehr als einem „Tja, dumm gelaufen“ abzutun.

  • Fabio
    Fabio

    Danke für deine interessanten Ausführungen. Zum Thema Ticketpreis kann ich noch ergänzen, dass der sich bei einem angenommenen Preis i.H.v. 10,- € (ungefähr) wie folgt zusammensetzt:

    Mehrwertsteuer – 0,65 €
    Filmförder-Abgabe – 0,28 €
    Gema – 0,09 €
    Verleiher-Gebühr – 4,68 €
    Personalkosten – 1,08 €
    Gebäudemiete/Betriebskosten – 0,86 €
    Verwaltungs- und sonstige Kosten – 0,47 €
    Werbeausgaben – 0,17 €

    Gewinn – 1,72 €

    (Quelle: Orange by Handelsblatt, 2019)

    Das meiste Geld macht das Kino mit Getränken und Snacks. Die Verleiher-Gebühr reduziert sich von Woche für Woche nochmals. Ich persönlich ärgere mich aber auch über die vielen Preise an unterschiedlichen Tagen/Zeiten und die zahlreichen Aufschläge für Sound, Sitz, Bild, usw.

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