Das goldene Zeitalter des Binge-Watchings ist schon etwas Tolles. Netflix und Co. verwöhnen uns mit einem endlosen Angebot an Serien, die wir nach Belieben durchsuchen und in einem einzigen Rutsch konsumieren können. Es scheint, als hätten wir die ultimative Freiheit, unsere Lieblingsserien zu sehen. Aber ist das wirklich so toll? Nachdem bereits Fabio in seinem Beitrag etwas Cartoon-Nostalgie hat aufleben lassen und Maik sich über Komplett-Veröffentlichungen von Serien aufgeregt hat, möchte ich heute ebenfalls zurückschauen und eine Gegenbewegung vorschlagen: Weekly Watching! Lasst uns zurückschauen und die guten alten Zeiten der wöchentlichen Serien wieder aufleben lassen. Warum? Hier sind ein paar Gründe, warum das eigentlich besser war:
Erwartung und Vorfreude
Früher, als unsere Lieblingsserien wie „Prison Break“ oder „24“ wöchentlich ausgestrahlt wurden, konnten wir es kaum erwarten, die nächste Episode zu sehen. Jede Woche waren wir gespannt, wie die Handlung fortschreitet und welche Wendungen uns erwarten. Es war eine Zeit der Vorfreude und des Mitfieberns. Im Gegensatz dazu bietet das Binge-Watching sofortige Befriedigung, aber auch eine gewisse Leere, wenn man eine Serie innerhalb weniger Tage oder sogar Stunden durchgeschaut hat.
Gemeinschaftserlebnis
Wöchentliche Serien schufen ein Gemeinschaftserlebnis, das wir heute oft vermissen. Wir diskutierten mit Freund:innen, Kolleg:innen und sogar Fremden über die neuesten Entwicklungen in unseren Lieblingsserien. Es gab Raum für Spekulationen, Fantheorien und leidenschaftliche Debatten. Jede Woche versammelten sich Menschen vor dem Fernseher oder am nächsten Tag an der Kaffeemaschine, um den gestrigen Serienabend zu besprechen. Binge-Watching hingegen führt oft dazu, dass man isoliert vor dem Bildschirm sitzt und die soziale Komponente des Seriengenusses verloren geht. Oder schlimmer: Die Gefahr vor Spoiler killt das Seriengequatsche.
Qualität vor Quantität
In der Ära der wöchentlichen Serien lag der Fokus auf Qualität ‒ zumindest meistens. Die Macher hatten Zeit, die Episoden sorgfältig zu gestalten, die Handlung zu entwickeln und Charaktere zum Leben zu erwecken. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich Streaming-Plattformen oft darauf, so viele Inhalte wie möglich bereitzustellen, um unsere Aufmerksamkeit zu binden. Stichwort: „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht„. Dadurch leidet mitunter die Qualität der einzelnen Serien.
Binge Watching vs. Weekly Watching
Natürlich hat das Binge-Watching auch seine Vorteile. Es ermöglicht uns, unsere Lieblingsserien in unserem eigenen Tempo zu genießen und Serienmarathons abzuhalten, wenn wir es möchten. Es bietet Bequemlichkeit und Flexibilität. Aber warten kann doch so schön sein. Die Wertschätzung für den Moment, wenn die Uhr zur gewohnten Sendezeit schlägt und wir uns auf eine neue Episode freuen. Die Freude, wenn die Cliffhanger-Auflösung endlich kommt und wir gebannt vor dem Bildschirm sitzen. War das denn nicht eigentlich der Grund, warum wir uns in Serien verliebt haben?
Was meint ihr?
Schaut ihr Serien lieber in einer Woche zu Ende oder habt ihr sogar bestimmte Wochentage, an denen ihr eure Lieblingsserie schaut? Schreibt es in die Kommentare!
Bilder: 20th Century Fox Television
Ich machs kurz. Ich mag das Hulu-Modell. 3 Episoden zum Start. Denn Rest weekly, aus den von dir genannten Gründen.
Kann meine Meinung von damals nur nochmals wiederholen: Wöchentlich bringt viel mehr Serienkultur und Content-Entfaltung. Klar ist Bingen auch vor allem für bestimmte Formate nice, aber das kann man sich dann ja auch ansparen, wenn man denn möchte.
Genau so, wie man sich zwecks Bingen die wöchentlich erscheinenden Episoden ansparen kann, könnte man sich umgekehrt die komplett erscheinenden Staffeln auch wöchentlich einteilen. ;-)
Von daher bin ich grundsätzlich dafür, dass Staffeln komplett erscheinen.
Ich glaube, Maik ist jemand, der der Versuchung nicht widerstehen kann und dann doch die komplette Staffel an einem Abend durchschaut ;) Ich bin da auch bei dir
Selbstdisziplin hilft da. ;-)
Nene…ich bin nicht sonderlich scharf auf dieses Relikt aus den Tagen des linearen Fernsehens.
Wobei ich natürlich die diversen Pro-Argumente durchaus nachvollziehen kann. Auch aus wirtschaftlichen Gründen macht diese Vorgehensweise für die Streaminganbieter absolut Sinn.
Wie ich in dem im Beitrag von mir vor einigen Jahren verfassten Beitrag ausführlicher ausführe, geht es mir vor allem um das gleichgetaktete Schauen in der Masse der Leute. Bringt mir ja nichts, wenn ich mir das einteile und alle anderen das durchsuchten. Leute können sich nicht richtig austauschen und das Netz ist voller Spoiler. Mal ganz davon abgesehen, dass selbst große Highlightserien so gefühlt nur zwei Wochen präsent sind, statt dass man ein Vierteljahr etwas davon hat.
P.S.: Ich habe glaube ich noch nie eine Staffel am Stück durchgebingt. ;)
Das gleichgetaktete Schauen und der damit verbundene Austausch mit Freundin setzt natürlich auch voraus, dass die Leute die Serie auch tatsächlich gleichzeitig schauen, was halt auch nicht immer gesichert ist.
Ich merke das beispielsweise in unserer wöchentlichen Runde, in der u.a. Kollege Michael und ich mit dabei sind, dass man sehr oft zu hören bekommt „Nein, habe ich noch gar nicht mit angefangen.“ oder „Nein, so weit habe ich die Serie noch gar nicht geschaut.“ Alles vollkommen unabhängig vom Veröffentlichungsrhythmus.
Über echte Highlight-Serien wird aber immer wieder mal gesprochen – auch lange, nachdem sie ausgelaufen sind.
Und wie Michael unten schreibt, ich binge auch gerne mal „was geht“. Am letzten langen Wochenende habe ich spontan meinen Lieblingsstaffeln von „American Horror Story“ ein Rewatch gegönnt und sie Stück für Stück weggesnackt. :-)
Meistens binge ich und spare mir Serien mit partieller Veröffentlichung auf. Aktuell schaue ich mir dagegen aber „Slow Horses“ und „Agatha All Along“ direkt bei Verfügbarkeit an.
Ich glaube, Patrick schafft sogar 2 Staffeln am Stück. ;-)
Und wenn grade keine Serie greifbar ist, dann muss ich halt 5 Spielfilme am Stück hintereinander gucken, um auf meine Dosis zu kommen.
Soviel Freizeit für eine einzelne Person – mein Neid ist Dir sicher, aber das weißt Du ja. ;-)
So lange mir dabei nicht langweilig wird, fühle ich mich in dieser Situation in der Tat gut aufgehoben. :-D
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