Wenn es um den ambitionierten Ausbau einer Streaming-Plattform geht, ist das ZDF ganz vorne dabei: Die ZDFmediathek entwickelt sich immer mehr zur wichtigsten Anlaufstelle für Serien-, Film- und Doku-Fans. Sogar das ZDF selbst spricht inzwischen nicht mehr von einer Mediathek, die man anbietet, sondern von einer ‚Streaming-Plattform‘. Warum ich glaube, dass die ZDFmediathek schon bald wichtiger sein wird als Netflix & Co., erkläre ich in dieser Kolumne.
Die ZDFmediathek wird immer bekannter – und beliebter
Die ZDFmediathek steigert weiter ihre Nutzungszahlen. 2021 verzeichnete das Angebot durchschnittlich 5,90 Millionen Visits pro Tag – im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 28 Prozent. Mit durchschnittlich 7,28 Millionen Visits pro Tag war der Februar 2022 der bislang stärkste Monat in der Geschichte der ZDFmediathek. Noch stärker ist 2021 die Zahl der Views von Abrufvideos und Livestreams gestiegen: um 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Am beliebtesten sind fiktionale Angebote, danach folgen die Genres Information und Unterhaltung. Auch wir bei serieslyAWESOME.tv können feststellen, dass das Angebot immer interessanter wird: Unsere Vorschau auf die neuen Titel im jeweils kommenden Monat in der ZDFmediathek ist die beliebteste alle Vorschauen, wenn man auf die Klickzahlen schaut. Die Entwicklung soll weiter gehen: „Wir arbeiten mit Nachdruck daran, die ZDFmediathek mit neuen Features und Inhalten als moderne Streaming-Plattform weiter auszubauen“, kündigte ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler vor dem ZDF-Fernsehrat in Mainz an.
Bei der ZDFmediathek stimmt der Mix aus Serien, Filmen, Dokus und Live-Formaten
Die ZDFmediathek war lange Zeit gefühlt einfacb nur eine digitale Ablage für ZDF-Formate. Hier konnte man schnell nochmal eine Folge „Aktenzeichen XY“ schauen, wenn man sie verpasst haben sollte. Oder die heute-Sendung. Klingt ein bisschen angestaubt? War es lange auch, aber – Mediathek ist Mediathek. Dass das Angebot mehr umfasst als die bloße Archivierung von Formaten, ist vermutlich noch vielfach unbekannt. Wer bei Google nach der ZDFmediathek sucht, erhält als typische Fragen von Google-Nutzern heute immer noch Fragen wie „Ist die ZDFmediathek kostenlos?“ oder „Was kann man in der ZDFmediathek sehen?“ Da kann das ZDF in Sachen Öffentlichkeitsarbeit sicher noch mehr tun.
Dass sich etwas ändert, zeigt sich erst in jüngster Zeit – mit vielen Serien und Filmen, die exklusiv vorab schon in der ZDFmediathek sind, bevor sie linear ausgestrahlt werden. Oder mit der Aufnahme von Serien-Klassikern, die es gar nicht wieder ins lineare Fernsehen schaffen. Oder eben diverse Shows und Dokus, für die es Zusatzmaterial und vieles mehr gibt. Oder mit dem Highlight-Player, mit dem Zuschauer:innen zeitversetzt in laufende Sport-Events einsteigen und sich direkt Tore oder andere wichtige Ereignisse anschauen können. Zudem sind die Bibliothek-Titel in der Regel immer hochwertig: Hier wird nicht mit durchschnittlichem Film- und Serien-Material aufgefüllt, um durch Masse zu glänzen, sondern man setzt als Klasse. Zudem hat man sich als Ort für Krimi-Fans einen Namen gemacht: Was bei ZDFneo schon hervorragend funktioniert hat, klappt auch bei der ZDDmediathek.
Mein ZDF: Die ZDFmediathek treibt die Personalisierung voran
Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der ZDFmediathek liefert die Personalisierung. Mehr als 3,7 Millionen registrierte Nutzer:innen finden inzwischen im Bereich „Mein ZDF“ personalisierte Listen und Elemente wie das Teaser-Band „Das könnte Dich interessieren“. Man eifert also anderen Streamingdiensten nach und verbindet die eigenen Highlights mit den Vorteilen der anderen. Hier muss man allerdings noch besser werden – nicht jeder kann derzeit einen Account voll nutzen mit Jugendfreigabe & Co., was ganz simpel mit technischen Problemen der ZDF-Software mit neuen Personalausweisen zusammenhängt – mehr dazu haben wir hier beschrieben.
Die ZDFmediathek überzeugt bei der User Experience
Egal, über welches Medium die ZDFmediathek angesteuert wird: Sie überzeugt überall mit einem hohen Nutzwert, einer einfachen Menüstruktur und einer gut nachvollziehbaren Navigation. Diese User Experience ist über alle Plattformen hinweg spürbar, auch auf dem SmartTV, wo die meisten Haushalte sich die Inhalte der ZDFmediathek anschauen: Im Juni 2022 wurden 53 Prozent, also über die Hälfte der Abrufvideo-Sichtungen der ZDFmediathek, über SmartTVs (HbbTV, TV-Apps) generiert, wie ein ZDF-Sprecher auf Anfrage gegenüber INFOSAT mitteilte. 32 Prozent werden über mobile Geräte (Mobil-Apps, Browser auf mobilen Geräten) erreicht. Der Anteil der Nutzer der ZDFmediathek über stationäre Geräte (Desktop-PCs, Laptops), liegt überraschend hoch bei 35 Prozent.
Die ZDFmediathek bietet Mehrwerte und Service für alle – sie ist barrierearm
Erweitert wurden auch die barrierefreien Angebote. Aktuell sind 92,4 Prozent des ZDF-Programms untertitelt. Die Quote bei der Audiodeskription der fiktionalen Angebote in der Primetime (18 Uhr bis 22 Uhr) beträgt 82 Prozent. 38 Sendungen pro Woche werden regelmäßig non-linear in Gebärdensprache (DGS) angeboten, dazu viele Spezial- und Sondersendungen. In der ZDFmediathek und auf allen ihren Ausspielwegen sind die barrierefreien Angebote im Livestream und als Abrufvideos verfügbar.
Lineares Programm: Die ZDFmediathek hat, was andere Streamingdienste gerade erst aufbauen
Wie kann die Zukunft des Streaming aussehen? Immer häufiger taucht das Modell des werbefinanzierten und damit kostengünstigen oder kostenfreien Angebotes auf. Amazon hat’s mit Freevee bereits umgesetzt, Disney+ denkt über ein werbefinanziertes Abo nach, Netflix ebenso. Netflix hat sogar schon einen linearen Sender getestet, auf dem die Best of-Inhalte laufen. Disney+ hat das mit dem Disney Channel, den man immer noch laufen lässt. Die ZDFmediathek hat diese Strukturen natürlich längst, mit Sendern wie ZDF, ZDFneo, ZDFinfo oder auch ARTE – denn diese Programmbibliothek ist auch längst integriert. Und es wird noch besser: In Zukunft werden auch die Inhalte der ARD Mediathek in der ZDFmediathek zu finden sein. Ich habe darüber auch schon in der Kultur-Sendung Kompressor im Deutschlandfunk gesprochen – hier kann man reinhören.
Bilder: ZDFmediathek
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