Eigentlich bin ich eher der Horror-, Thriller- und Actionfan, mag aber natürlich auch Comicverfilmungen mit vielen Lachern. Auf jeden Fall bin ich definitiv kein Heile-Welt-Familienserien-Schauer. Doch ganz egal, ob ich mir meine Lieblings-Comicserie „The Simpsons“ oder auch reale Serien wie beispielsweise „Good Girls“ anschaue, immer stößt mir eine Sache sauer auf: das Familienbild, welches durch amerikanische Serien vermittelt wird. Da wird schon ordentlich in der Schublade rumgewühlt. Oder besser gesagt, man hat das Gefühl, als ob man noch immer in den 1960ern hängen würde. Familie UND Karriere? No Way!
Nehmen wir eben Marge Simpson, Homers brave Ehefrau, die stoisch alle Fehler ihres Heldengatten akzeptiert, ignoriert oder weglächelt, ihre drei Kinder mit all ihren Macken großzieht und einfach die perfekte Ehefrau zu sein scheint. Wer die gelbe Fernsehfamilie wie ich über 30 Jahre verfolgt, der weiß natürlich, dass Marge auch hin und wieder minutenkurze Arbeitseinsätze außerhalb ihres trauten Heimes hat. Aber vorwiegend scheint sie an Haus, Hof und Herd gebunden. Auswärts arbeiten geht nur Homer, der natürlich auch „die Kohle“ heimbringt als gutbezahlter Sicherheitsinspektor im Kernkraftwerk. Kurz zusammenfassend: Frau bleibt zu Hause und kümmert sich um alles, was innerhalb ihrer vier Wände (ob Eigenheim oder zur Miete) ansteht und passiert. Viel schlimmer: wenn Marge sich dann mal hinreißen lässt, auch Geld zu verdienen, wird sie ohnehin nicht ernst genommen oder merkt nach kurzer Zeit, dass sie ihrer Familie damit eher schadet denn hilft und gibt diese Tätigkeit umgehend wieder auf.
Gut, die Simpsons wurden in den späten 1980ern geschaffen, wo es tatsächlich noch recht häufig war, dass Frauen bei der Familie bleiben. Doch werfen wir auch einen Blick in das „reale“ Leben wie eben eingangs erwähnt hier das von Beth Boland (
Ganz sicher nicht. Ich selbst kann mich gut daran erinnern, dass meine Oma genau diesem Rollenbild der braven Ehefrau entsprach. Auch sie hatte einen Beruf erlernt, diesen aber nur kurz ausgeübt, da bald darauf bereits das erste Kind unterwegs war. Opa verdiente als Geschäftsführer gut genug und Oma blieb zu Hause um sich eben um Haus, Hof, Kinder und Garten zu kümmern. Das war allerdings in den 1960er Jahren, nicht 2021! Was aber einen weiteren Unterschied zu den Müttern der 1960er Jahre und den Serienmamas 50 Jahre später darstellt, ist die Art der Freizeitgestaltung und die Kosten derselben. Serienmamas sind stets top gestylt, samt Maniküre und Pediküre, haben oftmals sogar einen Personaltrainer, regelmäßig Zeit und Geld für allerlei Entspannungstherapien und fahren natürlich auch den gerade angesagten Familien-Van (oder -SUV). Die Mütter der 1960er Jahre hatten derlei nicht nötig und trugen durch ihre Sparsamkeit zur Steigerung des Haushaltseinkommens bei, das waren wohl damals schon wirkliche ‚Managerinnen eines Familienbetriebes‘.
Wieso aber vermitteln viele amerikanische Serien aber auch genau jetzt aktuell noch ein Familienbild, welches ich eben ein gutes halbes Jahrhundert früher verorten würde? Ok, nicht nur genau jetzt, eigentlich immer schon. Ich denke da an eine weitere Lieblingsserie von mir: „Nip/Tuck“. Diese wurde bereits 2003 bis 2010 ausgestrahlt und hat die „Lebensgeschichte“ zweier sehr erfolgreicher Schönheitschirurgen und ihrer Familien zum Gegenstand. Einer davon, Dr. Sean McNamara ist, wie es sich gehört, braver Vater zweier (später dreier) Kinder und Ehemann einer hübschen, intelligenten Frau namens Julia. Julia ist diejenige, die ich hier kurz ansprechen möchte. Sie hatte einst wie ihr Partner Medizin studiert, das Studium aber der Familie / der Kinder wegen nie abgeschlossen.
Fast 20 Jahre später bereut sie diesen Schritt noch und versucht mehrfach auf anderen Wegen eine eigene Karriere zu starten. Diese fiktive Figur der Julia diente mir im echten Leben schon öfter als Beispiel dafür, dass Frauen eben gerade doch eine erfolgreiche Karriere und den Kinderwunsch in Einklang bringen können. Sicherlich erfordert dies sowohl effektive Planung, Zielstrebigkeit, eine große Portion Glück als auch viel Unterstützung des Partners und der eigenen Eltern, aber machbar ist es ganz gewiss.
Was mir allerdings immer wieder sehr sauer aufstößt, ist das Verhalten der Damen gegenüber ihren Männern. Ja, in Amerika gibt es bei weitem nicht so ein tolles Kinderbetreuungssystem wie in Deutschland, Kindergärten gehören dort definitiv nicht zum Alltag. Allerdings sind es komischerweise immer die Gattinnen der Großverdiener, die doch freiwillig der Kinder wegen ihre Karriere aufgeben, um sich ganz der Pflege des Eigenheims und der Erziehung des Nachwuchses zu widmen, dies dann aber immer wieder ihren Männern unter die Nase reiben müssen.
„Die Sache, die Frauen noch lernen müssen: Niemand gibt dir Erfolg und Macht. Du musst sie dir nehmen.“ (Roseanne Barr)
Gerade diejenigen, die sich wirklich leicht eine Nanny leisten könnten, reißen in Serien immer den Mund am weitesten auf – denn „normal“ arbeiten gehen ist ja nun wirklich keine Option. Komisch, dass es Alleinerziehende dann doch schaffen (müssen) – die werden dann aber schon so dargestellt, dass es ja eigentlich bloß die Ausnahme der Regel sein sollte: Annie in „Good Girls“ kann ich hier wieder als Paradebeispiel nennen, da bei ihr erziehungstechnisch alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann. Es fehlt ja auch der Vater im Haus. Besser wird das Ganze erst, als dieser auf der Bildfläche erscheint und Annies Tochter/Sohn eine teure Privatschule finanziert. Vielleicht bin ich zu europäisch, um das alles zu verstehen. Allerdings finde ich es unmöglich, dass es den Frauen abgesprochen wird, ebenso wie ihr Angetrauter regelmäßig einer erfolgreichen beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Zusätzlich werden Männer immer wieder so hingestellt, als ob sie sich für die Familie erst interessieren würden, wenn der Älteste im Footballteam der High School ist und um ein Stipendium kämpft. Erziehung ist in der amerikanischen Serienwelt eindeutig Frauensache und wenn die Mama aus irgendwelchen Gründen mal aus dem Hause ist, bricht sofort die ganze (vorgeblich heile Familien-) Welt zusammen.
Wenn es Emanzipation geben soll, dann bitte auch auf beiden Seiten: Jeder trägt zum Haushaltseinkommen bei – ebenso wie beide Elternteile in der Lage sind, sich um die Kinder zu kümmern. Ich kenne zumindest in meinem Umfeld keinen Mann, der von der Arbeit nach Hause kommt, sich auf die Couch fläzt, die Beine von sich streckt und darauf wartet, dass die holde Ehefrau endlich das Abendessen serviert, das Bier in gewünschter Menge inbegriffen, natürlich gekühlt auf ideale Trinktemperatur. Denn ob man es glaubt oder nicht, auch die Männerwelt hat sich weiterentwickelt und trägt ihren Teil zum Familienleben bei. Abschließen möchte ich meinen Beitrag mit einem passenden Zitat von Donald Trump:
„Es gibt viele Möglichkeiten Karriere zu machen, aber die sicherste ist noch immer, in der richtigen Familie geboren zu werden.“
Bilder: Amazon Prime Video, Disney+, Netflix
Naja, die Simpsons sind hier schon ein schlechtes Beispiel, weil a.) absichtlich nach der klassischen Sitcomfamilie erstellt und, nach den Standards der 80er, auch als Satire darauf konzipiert. (Gerade zu der Zeit gab es ja einen ziemlichen Backlash gegenüber der typischen „Heile Welt“ Familie, siehe auch die Bundys oder auf einem kleineren Level, Roseanne.) Und b.) schon damals wurde gesagt, dass man bei ihnen nicht nach Realismus suchen sollte, da Homer sonst schon sehr früh aufgrund seiner Dummheit gestorben (oder im Knast gelandet) wäre, während Marge ihn nach kurzer Zeit verlassen hätte.
Klar, Realismus ist hier fehl am Platze, volle Zustimmung. Die Simpsons begleiten mich aber seit über 30 Jahren durchs Leben, deshalb nehme ich die gelbe Familie zu jeder passenden und auch ab und zu unpassenden Gelegenheit als Beispiel, so auch hier ;)
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