Ich habe letztens mal überlegt, wann ich das letzte Mal etwas auf FOX geschaut habe. Oder auf einem der anderen linearen Sender, die ich vor 2, 3 Jahren bei meinem Magenta TV extra dazugebucht hatte. Es fiel mir nicht ein. Weil ich immer etwas auf Amazon, Netflix oder Disney+ schaue. Dass sich immer mehr Zuschauer genauso verhalten, merken auch die Streaming-Anbieter. Die Folge bei jenen, die auch noch ein lineares Angebot haben: Sie kappen diese entweder frei verfügbaren oder bei anderen Senderpaketen beinhalteten Sender. Letztes Jahr hat Disney 30 lineare Sender weltweit zugunsten von Disney+ gekappt. Und Ende Juni 2021 wird der seit 30 Jahren bestehende Sender FOX an der Reihe sein.
Das ist noch nicht das Ende: Für 2021 hat Disney rund 100 eigene Sender weltweit in den Blick genommen, die auslaufen könnten. Auch der deutsche FOX Channel gerät da in den Blick. Die Entscheidung klingt logisch: Alle Welt konzentriert sich immer mehr auf die Streamingdienste. HBO Max, Paramount+ und Peacock sind die neuesten Kinder dieser Streaming-Generation. Und diese Streamingdienste funktionieren natürlich nur, wenn sie möglichst viele abonniert haben. Und das machen sie nur, wenn es dort etwas gibt, was ma woanders nicht bekommt.
Abschied von Disney Junior und FOX zu Gunsten des Streamingdienstes Disney+
Warum also sollte Disney die Kinderserien über Disney Junior oder „The Walking Dead“ weiterhin über FOX ausstrahlen, wenn man die Serie doch als exklusiven Titel bei Disney+ haben könnte? Sky in Deutschland hat in den letzten Jahren massiv vom „The Walking Dead“ Hype profitiert – dank FOX war Sky DIE TWD-Plattform. Mittlerweile haben auch Magenta TV oder Vodafone die Serie lizensiert, aber lange Zeit sah die Welt für Sky da rosiger aus. Das Gleiche war bei „Game of Thrones“ der Fall. Mal sehen, wie sich das Thema Sky weiterentwickelt, wenn HBO seinen Streamingdienst nach Deutschland bringt.
Zurück zu Disney: Jetzt kann man sich natürlich fragen, ob das gut ist, die lineare Senderstruktur aufzugeben zugunsten des eigenen Streamingangebotes. Betrachtet man de Markt, ist das auf jeden Fall so. So, wie sich der Streamingmarkt mit immer neuen Anbietern aktuell breit auffächert wird er mittelfristig auch wieder zusammenschrumpfen – nicht mit Blick auf die Kunden, aber mit Blick auf die Anbieterzahl. Es wird Fusionen und Kooperationen geben, Sublizenzen und Zweitverwertungen, was wir aktuell ja schon beobachten können. Aktuell geht es aber noch darum, die beste Marktposition einzunehmen, und das geht nur mit einem breiten, exklusiven Angebot.
Spannende Perspektive: Was ist wohl in 10 Jahren?
Insofern ist Disneys Plan nur allzu verständlich. Ich könnte mir vorstellen, dass der Disney Channel bleiben wird, quasi als Schaufenster für Inhalte, die jene zu sehen bekommen, die sich – noch – nicht für Disney entschieden haben. Die Frage wird natürlich sein, wie weit der Zuschauer diesen Weg mitgehen wird. Vier, fünf Streamingdienste nebeneinander wird sich auch nicht jeder leisten können und wollen. Die Gefahr ist da, dass irgendwann eine Frusthaltung eintritt, oder dass der Markt einfach übersättigt ist und der Serienhype nachlässt. Dann werden die schon erwähnten Zusammenschlüsse kommen – oder es gibt wieder etwas ganz Neues. Denn wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass heute nicht lineare Programme von ProSieben, RTL, VOX und Co. unser Sehverhalten bestimmen, sondern Online-Angebote verschiedener Anbieter, die abrufen kann, wann ich möchte.
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