Neben der ganzen Black Lives Matter Thematik momentan dürfen wir auch nicht vergessen, dass gerade Pride-Month ist. Falls es euer Gewissen beruhigt: ihr könnt auch beides gleichzeitig feiern. Trivia Fact: der Pride Month wurde erst durch eine sehr mutige Schwarze Transfrau namens Marsha P. Johnson ermöglicht. Aber das soll momentan gar nicht das Thema sein, viel mehr geht es um die Repräsentation von LGBTIQ Charakteren in den heutigen Medien, sei es Broadcast Televison, also lineares Fernsehen, oder aber auf Streaming-Plattformen.
Die wachsende Anzahl von queeren Charakteren
Wieso ist es überhaupt wichtig, dass homo-, bi-, transsexuelle etc. Charaktere im Fernsehen abgebildet werden? Nun, stellt euch vor, ihr wärt der einzige Mensch, der Farben sehen könnte, aber da der Rest der Welt es nicht kann, müsst ihr immer schwarz-weiß Filme sehen. Würdet ihr nicht wollen, dass man auch Filme für und über euch macht? Auch wenn der Vergleich nicht der Beste ist und laut Studien in den USA die Anzahl von Menschen, die sich als LGBTIQ+ identifizieren gerade mal bei einem Wert zwischen 4,5 Prozent und 12 Prozent der Bevölkerung liegt, so zeigen ebendiese Studien auch, dass der Anteil bei den Millennials (Menschen im Alter von 18-34 Jahren) mehr als doppelt so hoch ist. Da gerade die junge Zielgruppe eine entscheidende Rolle für die Zuschauerzahlen spielt, müssen sich die TV-Sender und Streaming-Anbieter irgendwann dem Druck beugen. Die Fortschritte im Fernsehen spiegeln die gesellschaftlichen Errungenschaften wieder, sei es die Homo-Ehe oder einfach die weiter verbreitete Akzeptanz und Normalität von queeren Personen. Zu Beginn des Jahrtausends konnte man die queeren Charaktere in Fernsehshows gefühlt an einer Hand abzählen, der Prozentsatz war verschwindend gering. GLAAD, ein amerikanisches Medienunternehmen gibt seit 2006 jährlich einen Bericht über die Repräsentation von LGBTIQ Charakteren im Fernsehen und auf Streaming-Diensten heraus.
Der Grafik kann man entnehmen, dass bereits 8,8 Prozent der Charaktere in den untersuchten Serien LGBTIQ+ sind. Natürlich ist das schon eine enorme Errungenschaft, aber es stellt sich die Frage, wieso müssen es denn nun noch mehr sein, reicht es nicht?
Wieso immer mehr und mehr?
Man könnte argumentieren, dass Serien die Realität immer etwas verzerrt darstellen, sei es beispielsweise im Bezug auf den Alkoholkonsum, wie Chris hier bereits festgestellt hat oder auch in Bezug auf Frauenbilder, wie Kira hier bereits erwähnt hat. Ebenso wichtig wie die Quote von weiblichen Hauptdarstellern (übrigens bei 43 Prozent), die Anzahl an schwarzen oder latinx Darstellern ist nun mal auch die Repräsentation von Menschen mit anderer sexueller Orientierung. Gerade jungen Menschen macht es Mut und zeigt, dass sie nicht alleine sind mit ihren Sorgen und Problemen. Die Normalisierung dieses Themas in Serien trägt also auch zur Bildung von Akzeptanz und zur Formung des Charakters junger queerer Menschen bei. Wenn man also einen Mittelwert aus den oben genannten Prozentzahlen an LGBTIQ Personen in den USA bildet, erreicht man einen Wert von 10,5 Prozent. Eine 10 prozentige Repräsentationsrate von queeren Charakteren in Serien wäre nach einer simplen Rechnung also der Idealwert für die exakte Widerspiegelung der Gesellschaft. Oder nicht?
Masse statt Klasse?
Soweit soll es auf keinen Fall kommen. Zwar ist, wie bereits vorhin erwähnt, der Prozentsatz junger queerer Menschen deutlich höher, das bedeutet für mich aber noch lange nicht, dass ab sofort wahllos immer mehr queere Charaktere in Serien auftauchen sollten. Die meisten Serien handeln zwar nicht gerade von älteren Menschen, jedoch möchte ich auch nicht, dass die Vielschichtigkeit von schwulen, lesbischen, bi- oder transsexuellen Charakteren unter immer steigenden Quoten leidet. Die von GLAAD angestrebte Quote von 10 Prozent ist meines Erachtens ein gutes Ziel. Die wachsende Anzahl an LGBTIQ+ Charakteren ist bei Eigenproduktionen von Netflix beispielsweise deutlich vernehmbar: Sex Education, Special, Elite etc.
Alles in Allem möchte ich natürlich nicht den Fortschritt missen, der bei der Repräsentation gemacht wurde, andererseits sollte so ein Fortschritt auch nicht überstürzt werden oder das Thema gar irgendwann aus den Augen verloren werden. Ich persönlich hoffe, dass die Repräsentation von LGBTIQ Charakteren irgendwann so normal wird, wie Kaugummi kauen, um ein Lied von Die Ärzte zu zitieren.
Bilder: GLAAD
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