Wer meine Reviews zu „Star Wars The Mandalorian“ hier auf seriesly AWESOME verfolgt, wird schon bemerkt haben, dass die Serie jetzt zwar nicht der Überflieger ist, aber durchaus zu gefallen weiß – gerade aufgrund der besonderen „Star Wars“-Atmosphäre. Stormtrooper, AT-ST & Co. einfach mal in freier Wildbahn zu sehen, ohne diesen Rebellion-Imperium-Kram, ist wirklich überraschend überzeugend. Deswegen meine ich: Wir brauche einfach mehr Realserien aus dem „Star Wars“-Universum.
Warum Realserien? Es gab ja schon mehrere Anläufe im animierten Serienbereich, „Star Wars Rebels“ zum Beispiel. Alles lief auch recht erfolgreich, ich bin damit aber irgendwie nicht warm geworden. Eine Realserie ist uns aber ewig verwehrt geblieben. Es bedurfte offensichtlich schon eines eigenen Disney-Streamingdienstes, um den richtigen Platz zu schaffen für eine solche Serie.
Natürlich ist da offensichtlich auch einiges an Budget für „The Mandalorian“ locker gemacht worden, und eine zweite Staffel ist auch bestellt. Aber ich glaube, gerade die Ausrichtung der Serie zeigt doch, dass es nicht immer diese klassische Schwarz-Weiß-Story sein muss, mit Held und Antiheld, sondern dass die Fans viel mehr aus den unbekannten Ecken des „Star Wars“-Universums erfahren wollen. Keine Skywalkers, kein Han Solo, keine Sith Lords oder sowas, sondern das normale, banale Alltagsleben abseits des großen Konflikts. Insofern war es richtig, für „The Mandalorian“ eine Phase auszuwählen, die nach der Original-Trilogie liegt, und wo man sich viele Jahre gefragt hat: „Was ist eigentlich nach dem Ende des Imperiums passiert?“, oder „Wie ist das normale Leben eigentlich verlaufen, jetzt wo es keine Rebellen und keine imperialen Truppen mehr gibt?“
Diese Lücke füllt die Serie formidabel. „Das Leben geht weiter“, heißt es so schön, und wenn man sich gerade die Folgen 3 und 4 so anschaut, dann merkt man doch, dass es dann irgendwie auch langweilig geworden ist ohne das große Kämpfen. Man schlägt sich so durch, ist bereit für die kleinen Abenteuer des Alltags – die „The Mandalorian“ wunderbar erzählt. Wir landen in einer schmuddeligen Ecke der Galaxis, bekommen die ehemals bedrohlichen Stormtrooper als schnöde Leibwächter präsentiert, AT-STs werden von wilden Völkern als Kampfmittel benutzt, Droiden als Erntehelfer. Faszinierend, diese Post-imperiale Welt präsentiert zu bekommen. Das ist auch das Erfolgsrezept von „The Mandalorian“.
Und das ist auch ein Weg, wie sich „Star Wars“ nach dem finalen 9. Film in diesem Jahr wird entwickeln müssen. „Star Wars Rogue One“ hatte nach dem ähnlichen Prinzip super funktioniert: Eine spannende Story erzählen, ohne unsere großen Helden, einfach ein großes Abenteuer in unserem „Star Wars“-Universum. Und deswegen hat „Star Wars Solo“ auch nicht funktioniert: Die Story war zu nah an unseren Helden, blieb an sich blass, machte nicht wirklich neugierig.
Wenn wir nochmal auf den Hauptakteur von „Star Wars The Mandalorian“ schauen – auch hier bestätigt sich das Erfolgsrezept: Als Söldner eigentlich ein Bösewicht, zeigt er doch Herz und erobert damit – okay, zusammen mit seinem Begleiter – die Herzen von uns Zuschauern. Also, alle, die besorgt waren wegen der Übernahme von Lucasfilm durch Disney, und die nochmal besorgter waren, als eine neue Serie im Streamingdienst versendet werden sollte – bis hierhin haben die Beteiligten alles richtig gemacht. Und das bedeutet: gerne mehr davon!
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