Der Rundfunkbeitrag ist denke ich eines der größten Streitthemen bezüglich der öffentlichen-rechtlichen Fernseh- und Rundfunklandschaft Deutschlands. Zwar sollte eine Reform vor einigen Jahren mehr Gerechtigkeit und geringere Kosten für Haushalte im Allgemeinen bringen, allerdings gab es hierbei auch Nachteile. Die Gebühr wird nun nicht mehr nach im Haushalt vorhandenen Geräten erhoben, sondern generell für einen Haushalt. Hieraus resultiert für große Haushalte mit vielen TV- und Rundfunkgeräten, dass sich für sie der Preis verringert hat, während Singlehaushalte und Haushalte ohne jegliche Rundfunkgeräte tiefer in die Tasche greifen müssen. Das führt bis heute zu großen Diskussionen. Aber nicht nur das: viele junge Menschen sehen im Programm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens keinen Anreiz mehr.
Nun entschied das Bundesverfassungsgericht am 5. August, dass der Antrag des Landes Sachsen-Anhalts abgelehnt wird und der Rundfunkbeitrag pro Monat nun um 86 Cent ansteigen wird. Damit muss pro Haushalt nun ein Beitrag in Höhe von 18,36 Euro im Monat gezahlt werden. Gut, wenn man es so betrachtet, dann sind 18 Euro schon eine ordentliche Stange Geld, bedenkt man, dass die Deutschen zusätzlich im Durchschnitt auch noch zwei Streamingdienste pro Haushalt abonniert haben. Durch den wachsenden Überfluss an Streamingdiensten summiert sich die Ausgabe für Bewegtbildangebote in Deutschland pro Haushalt immer mehr zu großen Summen zusammen. Andererseits sind 86 Cent mehr auch kein Vermögen. Die Frage hier ist viel mehr: Wieso sollten wir den Rundfunkbeitrag bezahlen müssen, wenn wir die Angebote überhaupt nicht nutzen?
Die Öffentlich-Rechtlichen und ihr eingestaubtes Image
Schon seit ein paar Jahren versuchen die öffentlich-rechtlichen Sender ihr eingestaubtes Image loszuwerden. Denn zugegebenermaßen liegt das Durchschnittsalter der Zuschauer:innen bei über 60 Jahren. Doch auch ARD und ZDF sehen ein, dass sie durch lineares Fernsehen kaum noch das junge Klientel erreichen können. So gab es im Jahr 2016 den Beginn der Umstrukturierung und der Bildung eines neuen Formates: funk war geboren. Denn der Rundfunkbeitrag finanziert schon seit langem nicht mehr nur das „Fernsehen für alte Leute“. Mit funk wird der Rundfunkbeitrag in junge und innovative Formate investiert und fördert zugleich den Nachwuchs in der Medienlandschaft. In einem Presseartikel auf ihrer eigenen Seite berichtet funk über die zunehmend steigenden Follower:innen-Zahlen. Laut Aussage von funk erreichen sie jährlich 14 Millionen Menschen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren (Zielgruppe des Formats). Einer repräsentativen Online-Befragung im Auftrag von SWR- und ZDF-Medienforschung zufolge haben im Jahr 2020 bereits 70% der Personen zwischen 14 und 29 Jahren schon einmal eines der Formate von funk benutzt, während die Bekanntheit von funk sogar einen Anteil von 82% in der besagten Personengruppe ausmacht. Ist dann also der Rundfunkbeitrag nicht auch eine Investition in unsere Zukunft? In die Zukunft der Medienlandschaft, die Zukunft unserer Kinder und die Zukunft unseres Landes?
Informationsquelle Öffentlich-Rechtliche
Gerade während der Corona-Krise gab es viel Online-Unterricht. Und so hörte man auch immer mehr davon, dass Wissensformate von funk in Lehreinheiten eingebaut wurden. Hier hoch im Kurs sind unter anderem die Formate „MrWissen2Go“ und „Dinge erklärt – Kurzgesagt“, sowie „Deutschland3000“. In der Corona-Krise ebenfalls hoch gefragt war das Format von Mai Thi Nguyen-Kim, welche in maiLab Themen rund um Corona aufgearbeitet hat. Für diese Arbeit erhielt sie 2020 auch den Deutschen Fernsehpreis. Funk selbst sagt folgendes über diese Formate:
„Diese Formate, die das Ziel haben, Informationen zu vermitteln und zur Meinungsbildung beizutragen, spiegeln in besonderem Maße den öffentlich-rechtlichen Kern von funk wider. Funk hilft Nutzer:innen bei der Einordnung und Erklärung wichtiger (gesellschafts-)politischer Fragen und bietet vor allem Hintergrundwissen.“
Und auch die „Tagesschau“ oder das „Morgenmagazin“ oder „Mittagsmagazin“ zählen in vielen Haushalten noch zu den Top-Informationsquellen bezüglich politischer Themen. In diesen Bereichen stehen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender mit weitem Vorsprung an der Spitze der Informationsquellen, gefolgt von einem ebenfalls totgesagtem Medium auf Platz zwei: den Tageszeitungen.
Aber beweist dies dann nicht eigentlich, dass das Fernsehen noch nicht tot ist und die Rundfunkbeiträge für die öffentlich-rechtlichen Sender, ebenso wie eine Anpassung des Rundfunkbeitrags gerechtfertigt sind?
Meine Meinung zu dem Thema
Auf diese Frage kann ich nach meinem Gewissen ganz einfach mit Ja antworten. Denn neben der Arbeit zur politischen Bildung wird auch in Unterhaltung investiert. ARD und ZDF bauen ihre Mediatheken aus, holen auch international erfolgreiche Serien in ihr Programm. Zudem darf man ebenfalls nicht die regionalen Sender und ihre Formate vergessen, die den Menschen in der Region durchaus großen Mehrwehrt bringen, da es in den meisten Regionen keine privaten alternativen Medienangebote gibt. Und wie bereits erwähnt ist die Nachwuchsförderung nicht zu verkennen. So beteiligen sich ARD und ZDF, sowie die Regionalsender unter anderem an Nachwuchsproduktionen im Serien- und Fernsehfilmbereich und fördern diese entsprechend. Hier zu nennen wäre beispielsweise „Das kleine Fernsehspiel“ des ZDF: eine Reihe, die sich Nachwuchsfilmen widmet.
Ich persönlich finde den Rundfunkbeitrag wichtig und richtig für eine unabhängige Medienlandschaft, die zwar einen gewissen Bildungsauftrag besitzt, aber sich nicht allein durch die Werbeeinnahmen und Einschaltquoten versucht über Wasser zu halten. Journalismus muss nicht Quoten nach sich ziehen; Nachrichten sind nun mal nicht immer spannend. Aber ich möchte mich darauf verlassen können, dass mir Informationen möglichst unvoreingenommen präsentiert werden können. Ich möchte auch ein paar Unterhaltungsformate sehen, die vielleicht nicht gerade für eine Generation Ü60 konzipiert wurden, aber auch nicht alle zwei Sekunden durch Werbungen oder Produktplazierungen unterbrochen werden. Ich finde es wichtig eine Vielfalt an Möglichkeiten zur Informationsgewinnung zu haben und ich bin der Meinung, dass alle Formate der öffentlich-rechtlichen Sender eigentlich nur unsere bunte Medienlandschaft in Deutschland bereichern.
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