Endlich! Heute Abend steht mal nichts an. Zeit also die letzten Folgen der zweiten Staffel der Superheldenserie „Titans“ zu schauen. Bis nächste Woche muss ich sie durchhaben, denn dann steht schon die Comicadaption „Locke & Key“ in den Startlöchern und kurz darauf die Drama-Serie „Hunters“ mit Al Pacino als Nazijäger in der Hauptrolle. Viele neue Serien buhlen gerade gleichzeitig um meine Aufmerksamkeit und ein Ende scheint nicht in Sicht. Zu keinem anderen Zeitpunkt in der TV-Geschichte hatte man mehr Serien zur Auswahl als heute. Wer kann da noch mithalten?
Immer, immer mehr
Ihr erinnert euch sicherlich auch noch daran: Früher hatte man nur wenige Fernsehprogramme zur Auswahl, aber mit der Verbreitung von Streamingdiensten stieg auch das Angebot an Serien. Allein in den USA wurden im Jahr 2019 laut Medienjournalistin Liz Shannon Miller insgesamt 689 Serien ausgestrahlt. Im Vergleich: 2010 waren es gerade mal 216. Die Anzahl an Serien aus Deutschland, sei es jetzt von der ARD oder von Netflix, ist nach wie vor überschaubar, aber es kommen zusätzlich noch Inhalte aus Asien, Europa und weiteren Orten hinzu, zu denen man vorher überhaupt keinen Zugang gehabt hätte. Plötzlich kann eine Krimi-Serie wie „Shadow Khumalo“ aus Südafrika auch für einen Zuschauer aus Deutschland oder Schweden relevant sein.
Amazon Prime und Co. scheinen eine schier endlose Quelle an Unterhaltung zu bieten. Für das laufende Jahr hat allein der Branchenprimus Netflix 131 neue Serien angekündigt – mehr als jemals zuvor. Klar, die zahlreichen Produktionen bieten auch neuen Kreativen Möglichkeiten, die noch vor 10 Jahren undenkbar gewesen wären. Hierzu zählt sicherlich die clevere Comedy/Drama-Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“ von Amy Sherman-Palladino, die mit einer witzigen und sozialkritischen Story über den Aufstieg einer jüdischen Frau als Stand-Up-Comedian in den 1950ern ein veritabler Hit gelungen ist.
Der Programmplaner
Was sich ebenfalls geändert hat, ist die Tatsache, dass wir heute in Eigenverantwortung unser Programm planen können oder müssen. Wie gut es uns gelingt sehenswerte von schlechten Serien zu unterscheiden hängt von mehreren Faktoren ab. Hierzu zählen beispielsweise unsere eigenen Erfahrungswerte, die wir im Laufe der Jahre gesammelt haben. Nach einer Anzahl an gesehenen Serien, können wir diese oftmals schon anhand eines bestimmten Showrunners oder Senders einordnen. Hinzukommen Empfehlungen von Freunden, Kollegen, Internetseiten, sozialen Netzwerken und noch viel mehr. Der erfolgte Input geht dann durch unseren persönlichen Filter und wird dann auf die Watchlist gesetzt oder verworfen. Mehr zum Thema Watchlist-Management findet ihr übrigens hier. Ich habe erst kürzlich einen Artikel gelesen, indem der Autor Tipps dazu gab, wie man jemandem vorgaukeln kann, dass man eine Serie geschaut hat oder wie man auf ein „das musst du unbedingt schauen“ mit einem „hast du denn schon [hier unbekannten Serien-Titel einfügen] gesehen?“ kontert. Das ist natürlich absolut irrsinnig. Es ist völlig in Ordnung nicht alles zu sehen und dazu kann man auch stehen. Angst davor zu haben nicht mitreden zu können, halte ich für unbegründet. Wenn mir Freunde oder Bekannte eine Serie empfehlen, die ich nicht gesehen habe, dann kann die Konversation stets mit einem „was hat dir denn so gut daran gefallen?“ aufrechterhalten werden. Und sind wir doch mal ehrlich, nach wenigen Minuten spricht man schon über eine andere Serie oder ein anderes Thema. Selbst im Internet flaut der Hype oftmals schon nach kurzer Zeit ab.
Und wie geht’s weiter?
Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis sich die Anzahl an Neustarts wieder einpendelt. Momentan steigen noch alle euphorisch in den Markt ein, um ein Stück vom großen Kuchen zu ergattern. Der Kampf um die Aufmerksamkeit der Zuschauer scheint aber erst gerade begonnen zu haben. Wenn im März auch hierzulande Disney+ verfügbar sein wird, laufen sich in den USA schon Warner/HBO und NBC warm, um dem Zuschauer sein wertvollstes Gut abzuknöpfen – Zeit.
Bilder: Netflix | Amazon Prime Video | NBC
Ey, das ist so jammern auf hohem Niveau. First World Problems. Ne ne, nur ein Scherz. Ich merke bei mir eher, dass ich Serien schneller einen Laufpass gebe, wenn sie nicht nach 3-4 Folgen rocken, weil es gibt ja einfach noch so viel Auswahl.
The Marvelous Mrs. Maisel haben wir allerdings nur 15 Minuten durchgehalten. Das war uns echt zu anstrengend und unlustig … ich geh dann mal zum Lachen in den Keller.
Oh wow, da könnte dir/euch aber eine wahre Perle abhanden gekommen sein. Klar, immer Geschmackssache, aber würde da zumindest die erste Folge komplett schauen oder zwei. Für mich eine der besten Dramedys der vergangenen Jahre (und das sage ich, obwohl ich den Dialogen in „Gilmore Girls“ nichts abgewinnen kann).
Also ich lasse es da gemütlich angehen und mich nicht stressen. Bis auf ganz wenige Hype-Serien (zuletzt The Witcher, Watchmen) muss ich die Serien nicht sofort schauen. Da warte ich ab, bis sie ausreichend durch die einschlägigen Portale kuratiert und gereviewed sind und treffe dann meine Entscheidung. Dann ist man vielleicht wenn man einsteigt eine Staffel hinterher. Aber bei den heutigen Staffelgrößen (6-10 Episoden) ist das auch schnell wieder aufgeholt.
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