Die Frage, wie nachhaltig Streaming eigentlich ist, lässt sich ziemlich schnell beantworten: nämlich gar nicht. Die Frage müsste also eher lauten: Wie umweltschädlich ist Streaming eigentlich? Denn diese Frage sollten wir uns in Zeiten der Klimakrise alle stellen und natürlich auch eine Antwort darauf parat haben. Wie diese unser eigenes Verhalten dann letztendlich beeinflusst, das sei jedem selbst überlassen. Doch Bewusstsein ist das, was wir brauchen.
Ernährung, Kleidung, Reisen – und jetzt auch noch Streaming?
Wenn man sich die CO2-Bilanzen von eigentlich allem, was es so gibt, mal anschaut, kann einem schon ziemlich schlecht werden und man ist nahezu drauf und dran, einfach zu resignieren. Klar, da hätten wir auf der einen Seite die Nahrungsmittel, insbesondere tierische Produkte, die schlechte CO2-Bilanzen haben und deren Verzehr uns zudem auch noch vor moralische Zwickmühlen stellt. Wir hätten die ganze Fast Fashion-Industrie, die mehr CO2 verursacht, als internationale Flüge und Kreuzfahrten zusammen. Dann gibt es da noch die Transportmittel, die einen riesigen ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Alles soweit offensichtlich. Doch Tatsache: Der ganze Datenmüll, den wir tagtäglich so im Netz erzeugen, ist leider auch nicht ohne und reiht sich in die Verursacher von einer Menge CO2 mit ein. Denn was viele nicht wissen – und da gehörte ich bis vor nicht allzu langer Zeit absolut dazu – ist, dass unsere Online-Aktivitäten ordentlich Spuren hinterlassen. Und da zählt leider auch unser geliebtes Streaming zu.
Ein Trugschluss
Da denkt man: Ist doch super. Endlich sind wir (größtenteils) weg von VHS-Kassetten, DVDs und auch Blu-rays – was da an Rohlingen, an Plastikverpackungen, was an Produktionsressourcen und Fahrtwegen zum Verleih eingespart wird: Wahnsinn! Doch dass das bequeme Streaming von der Couch aus nicht unbedingt so viel umweltfreundlicher ist, als man auf den ersten Blick meint, wird schnell deutlich, wenn man sich die folgenden Zahlen und Fakten mal genauer zu Gemüte führt: Die Daten, die wir als Serien streamen, werden allesamt auf Servern gelagert. Die Server brauchen Energie und die Rechenzentren brauchen Anlagen, die sie kühlen, da diese sonst schnell überhitzen und die Server hopsgehen würden. Also wieder mehr benötigte Energie, mehr Produktion, mehr Verbrauch, mehr CO2-Ausstoß.
Und Streamingdienste machen einen enormen Teil der Netzinfrastruktur in Deutschland aus. Die Videodaten, die hier abgerufen werden, sind groß. Laut einer Studie des französischen Think Tanks „The Shift Project“ machen die Videodaten tatsächlich 80% des globalen Datenverkehrs aus. 60% davon sind Online-Videos, die sich wiederum in 34% Video on Demand-Dienste, 27% Pornographie, 21% Tubes wie YouTube und 18% andere wie Videos in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram aufteilen.
2018 hat das Streamen von Videos zu einer Entstehung von mehr als 300 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten geführt (laut Utopia und der guten Zusammenfassung der Shift Project Studie in diesem Artikel entspricht dies in etwa der Menge, die ganz Spanien in einem Jahr ausstößt). Das sind wiederum ein Prozent der globalen CO2-Emissionen und 20% aller Treibhausgase, die aus digitaler Technik hervorgehen. Das ist eine ganz schöne Menge und ich hätte offen gestanden nicht mit solch einem Ausmaß gerechnet. Zudem steigen diese Zahlen tendenziell mit dem erhöhten Konsum unserer Gesellschaft trotz effizienterer Geräte und Co. auch jährlich immer weiter an.
Schluss mit Streaming?
Natürlich muss man bei solchen Zahlen auch immer vorsichtig sein, denn diese schwanken entsprechend je nach Nutzung, nach Streamingdienst und weiteren Faktoren, wie etwa der spezifischen Stromversorgung des jeweiligen Anbieters oder der Auflösung, mit der wir Serien schauen. Doch zumindest hat man mit diesen Hochrechnungen einen Richtwert, an dem man das Ausmaß, das durch gestreamte Inhalte entsteht, sei es auch nur im Überschlag, festmachen kann und das uns in unserem Konsum mehr Relation gibt.
Aber müssen wir jetzt aufhören, Serien zu schauen? Dürfen wir jetzt wirklich gar nichts mehr? Nein, nicht gleich die Fassung verlieren. In erster Linie sollten vor allem die Anbieter durch effiziente Maßnahmen ihre Emissionen senken. Aber wir können auch was tun, denn genau wie auch Maik schon in seinem letzten Kommentar appelliert hat: Wir sollten Serien einfach bewusster schauen.
Muss das Hintergrundgeplänkel wirklich sein? Oder sollten wir uns und der Umwelt zuliebe nicht vielleicht doch auch einfach mal Pause machen können? Müssen wir eine riesige Watchlist abarbeiten, auf der vielleicht sogar die Hälfte nur aus Mainstream-Gründen oder Gründen, die uns nicht mehr einfallen, drauf steht? Lasst uns unseren Konsum doch einfach mal ein bisschen einfahren, gezieltere Entscheidungen treffen und auch mal eine Serie abbrechen, wenn sie uns nicht (mehr) reizt. Auch, wenn ich persönlich mich gerade damit wirklich schwer tue – mit dem Bewusstsein für das oben genannte Ausmaß fällt die Entscheidung ja vielleicht leichter. Und auch wenn man sich doch immer wieder erwischt zu denken: „Was kann ich allein schon ändern?“ „Ob ich jetzt noch diese eine Serie schaue oder nicht!“ – sollten wir uns vor Augen führen, dass absolut jeder einen Unterschied macht.
Hatte zu dieser kuriosen News mal einen passenden Einwand gelesen (den du ja auch schon angerissen hattest): Wenn die Rechenzentren von Netflix & Co. sowie das private Wohnzimmernetz auf Basis erneuerbarer Energien betrieben werden, ist das im Grunde genommen wieder nichtig. Aber ja – Verschwendung sollte man eingrenzen, wo es nur geht! Zumal unsere Regierung ja so ihre Probleme hat, erneuerbare Energien zu fördern… :/
„Lasst uns unseren Konsum doch einfach mal ein bisschen einfahren“
Jup, ich habe letztens gehört „Kaminfeuer“ wäre auf Netflix ein echter Renner und hoffe stark das ist ein Mythos.
Was mich ehrlich gesagt fast noch mehr schockt, ist, dass wenn ich 34 min Amazon Prime Video schaue, irgend ein anderer gerade 27 min Porno schaut.
Autor:innen gesucht!
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