Serien Reviews Trailer Programm Über uns
Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen Teilen abbrechen... Auf Pinterest teilen In Pocket speichern Per Mail versenden
Beitrag teilenBeitrag teilen
WERBUNG

Muss ein Netflix Abonnent koreanisch sprechen?

Koreanische Zombies jagen untertitelt Netflix-Zuschauer weg vom TV

18. November 2020, 13:11 Uhr
Kommentar-Artikelbild-Koreanisch

Quod licet Jovi, non licet bovi

Was dem Jupiter erlaubt ist, ist noch nicht dem Ochsen erlaubt.

Grob übersetzt heißt das: Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Cäsar erließ damals ein Fahrverbot während der Tageszeit, um das Chaos auf Roms Verkehrswegen zu bändigen. Allerdings galt dieses Verbot nicht für alle: Inhaber öffentlicher Ämter waren davon ausgenommen. Ungleichbehandlung gab es allerdings nicht nur bereits zu Cäsars Zeiten im alten Rom, sondern noch heute in unserer Zeit, im 21. Jahrhundert, dem Jahre 2020 n. Christus. Ich behaupte, dass es Netflix ähnlich handhabt und seine weltweiten Abonnenten ungleich behandelt. Zumindest dann, wenn es um die Synchronisierung gewisser Inhalte geht.

Ich möchte als Beispiel koreanische Titel anführen. Scheinbar erwartet Netflix mittlerweile von seinen Abonnenten umfangreiche Sprachkenntnisse, vor allem koreanisch scheint mittlerweile ein Pflichtfach zu sein. Für mich ist es ein Unding, dass Netflix (sicher vielleicht einige andere Streaming-Dienstleister auch) gewisse koreanische Titel gar nicht mehr synchronisieren lässt. Ich hatte unlängst „#amleben“ geschaut, einen aktuellen Zombie-Horror-Streifen. Netflix hat die Rechte am Film erworben, daher lief dieser in Südkorea produzierte Streifen laut eigener, nicht verbriefter Google-Recherchen auch nur dort im Kino.

Blöd hier, dass es sich bei #amleben wirklich um einen der besseren Zombie-Filme handelt, der sicherlich auch ein größeres Publikum ansprechen würde, wenn, genau wenn das Wörtchen wenn nicht wäre. Wenn sich Netflix nicht komplett die Synchronisation gespart hätte, denn #amleben gibt es nur in koreanischer Sprache mit -immerhin- deutschen! Untertiteln zu sehen. Wem das reicht, der freut sich und wird knapp 95 Minuten wirklich gut unterhalten. Ich bezweifle aber, dass viele europäische Zuschauer diese Mühen auf sich nehmen werden.

Koreanisch ist keine Weltsprache

Allein in Deutschland gibt es über 7.2 Millionen Netflix-Abonnenten, rund 190 Millionen weltweit, dem gegenüber stehen weltweit rund 90 Millionen, die koreanisch sprechen. Wie viele davon von nun auch gleichzeitig Netflix-Abonnenten sind, weiß ich nicht. Das hat aber auch keinen Einfluss auf meinen Ärger. Liegt im vorliegenden Fall also ein „Betrug“ am nicht-koreanisch-kundigen Zombie-Film-Fan, zumindest eine Ungleichbehandlung der nicht koreanisch sprechenden Netflix-Abonnenten vor?

Fest steht, dass es sich grammatisch beim Koreanischen um eine agglutinierende Sprache mit einer Grundwortstellung Subjekt-Objekt-Verb handelt. Verwandtschaften zu anderen Sprachen sind nach den üblichen Kriterien nicht feststellbar (auch nicht zum Japanischen, obwohl der grammatische Bau sehr ähnlich ist), so dass Koreanisch als isolierte Sprache eingestuft wird. Liest sich vielleicht kompliziert, soll aber heißen: koreanisch hat nun wirklich nicht das Zeug zur Weltsprache.

Was die Sachlage allgemein verschlimmert, ist die Tatsache, dass dieses Ärgernis nicht auf in Südkorea produzierte Zombiestreifen beschränkt ist, sondern dass ganz allgemein auch andere Formate wie Serien immer öfter nur in der Originalsprache und mit Untertiteln versehen vorliegen. Ein Beispiel hierfür wäre die Fantasy Serie „The Order“, die auch längere Zeit nur auf Englisch zu sehen war. Richtig, hier lag es an Corona, die Sicherheit der Synchronsprecher geht vor, damit gehe ich natürlich konform. Ich verzichte für den vorliegenden Beitrag darauf, eine ganze Liste weiterer Beispiele anzuführen und beschränke mich auf drei davon. Das erste wäre die Anwalts-Drama Serie „Hyena“ welche ebenfalls nur im koreanischen Originalton und deutschen Untertiteln zu sehen ist, sowie die Polit-Thriller-Serie „Chief of Staff“. Auch diese Serie mit mittlerweile zwei Staffeln gibt es nur im koreanischen Originalton mit deutschen oder englischen Untertiteln. Abschließend nenne ich noch die Mystery-Serie „Possessed“ als Beispiel, diese wird ebenfalls ausschließlich koreanisch vertont und mit deutschen Untertiteln versehen ausgestrahlt.

Englische Synchronisation wäre ausreichend

Ich fühle mich als jahrelanger Netflix-Abonnent tatsächlich betrogen, verlange und brauche aber überhaupt keine deutsche Synchronisation. Schön wäre, wenn es für koreanische Titel wenigstens eine englische Synchronisation gäbe. Meines Wissens hatte man sich weltweit auf eine sogenannte Weltsprache geeinigt und diese sollte Englisch sein. Daher werden die meisten internationalen Serien oder Filme eben auch englisch eingesprochen oder zumindest synchronisiert. An eine englische Synchronisation ist man mittlerweile also schon gewohnt, man erwartet keine deutsche. Ein Blick in die Vergangenheit ist hier angebracht, war doch vor gut 20 Jahren die Situation für Filmliebhaber eine ganz andere. Ich hatte mir seinerzeit, wie viele andere Filmfreaks auch, gewisse Titel als Original-VHS bzw. später DVD in den Niederlanden geordert. Das war für den interessierten Sammler notwendig, um diese in Deutschland damals indizierten Filme (aus dem Horror-Genre) überhaupt sehen oder kaufen zu können. Man musste dann eben mit holländischer Sprache leben. Von wegen früher war immer alles besser.

Genug mit Ausflügen in historische Gefilde: Ich wünsche mir zumindest englischsprachige Synchronisation und bin natürlich auch gerne bereit, darauf zu warten bis ein neu veröffentlichter Film oder eine Serie dann – coronabedingt verspätet – entsprechend übersetzt ausgestrahlt wird. Aber damit, dass grundsätzlich überhaupt nicht vorgesehen ist, gewisse Titel zu synchronisieren, gebe ich mich nicht zufrieden. Das empfinde ich als Frechheit dem zahlenden Netflix-Abonnenten gegenüber. Wenn ich lesen will, schnappe ich mir ein Buch und lass meinen eigenen Film im Kopf laufen. Wenn ich aber fernsehen will, möchte ich mich auch auf sehen und hören beschränken und nicht eventuell wichtige Details verpassen, weil ich gerade den Untertitel lesen musste und nur mit halbem Auge bei der Szene war.

Geht es Euch ähnlich, schreibt mir Eure Meinung gerne hier als Kommentar!

Bilder: Netflix

Beitrag von:
Mittwoch, 18. November 2020, 13:11 Uhr
KommentarSerien
Beitrag teilenBeitrag teilen

17 Kommentare

  • Rumold

    Da Netflix sehr zurückhaltend ist, wenn es darum geht Zuschauerzahlen zu veröffentlichen, kann man leider nur Vermutungen anstellen, aber hier „beißt sich die Katze womöglich selber in den Schwanz“. Wenn Netflix nicht so viele Zuschauer bei einer koreanischen Produktion erwartet, spart man sich die Ausgaben für eine Synchronisation, obwohl eine synchronisierte Fassung vielleicht sehr viel mehr Zuschauer anlocken würde.
    Dass der Entscheidung, nicht zu synchronisieren, eine „Wirtschaftlichkeitsanalyse“ vorausgegangen ist, halte ich allerdings für mehr als wahrscheinlich.

  • Anonymous

    Kann meinen Vorrednern nur zustimmen. Hab mir #amLeben angesehen: Zuerst mit englischer Synchro versucht, war mir persönlich zu „lieblos dahergesprochen“, also doch lieber im Original mit deutschen Untertiteln. Viele Filme/Serien, die es leider nicht mit deutscher Synchro gibt, sind richtig gut, aber mich kostet es meist Überwindung sie zu schauen, weil ich auch keine Lust auf Lesen während einem Film hab. Die englische Synchro haut einen leider auch nicht immer vom Hocker. Kann mir nicht erklären, warum die sich die deutsche Synchro sparen. Sind wir so wenige, dass es sich nicht lohnt? Echt schade… Danke für den Beitrag. LG

  • Chris
    Chris

    Vielen Dank für den Kommentar. Vielleicht könnte sich irgendwann etwas ändern, wenn sich sehr viele Netflix Abonnenten beschweren würden. Wer weiß, wer weiß 😁

  • Anonymous

    Genau so sehe ich das auch. Gar keine synchro geht gar nicht.

  • Kira
    Kira

    Ich hab tatsächlich vergangenes Wochenende eine umgekehrte Erfahrung gemacht: Wir wollten gerne den südkoreanischen Film „Parasite“ schauen, ich hatte ihn vor einiger Zeit im koreanischen Original mit deutschem Untertitel im Kino gesehen und auch wenn ich Koreanisch nicht im Ansatz beherrsche, fand ich, dass es dem Film und der Stimmung ganz viel gegeben hat, ihn in der Originalsprache zu sehen (ich weiß, das sag ich immer, aber hier war es wirklich wichtig für das Setting). So rufen wir den Film also bei Amazon Prime auf, ich habe meinen Mann schon überzeugt, dass wir ihn im Original schauen und dann… gibt es den Film tatsächlich nur auf Deutsch. Dem Film wurde nicht einmal die Originaltonspur mitgegeben, als er auf Amazon Prime Einzug gehalten hat? Das kann doch nichts mit Kosten zu tun haben, denn Original ist doch Original oder nicht? Hat mich jedenfalls auch sehr geärgert!

    • Chris
      Chris

      Hi Kira 😁
      Auch deinen Ärger kann ich gut nachvollziehen. Ich dachte mir schon, dass nicht nur Netflix seine Kunden hier etwas „benachteiligt“. Amazon macht das also „auf seine Weise“ auch irgendwie. Der Kundenwille wird erstens nicht erfragt und zweitens ignoriert.

    • Rumold

      Hast du in der Suchleiste auch mal „Parasite OV“ ausprobiert? Bei Amazon Prime werden einige Filme in zwei, voneinander getrennten Fassungen angeboten. Die synchronisierte Version, und die Originalversion sind dann zwei separate Filme. (Zumindest war das Anfang diesen Jahres noch so…)

      • Kira
        Kira

        Oh, das ist ein sehr guter Hinweis! Stimmt, das hatte ich schon öfter mal bei Serien, dass ich die „falsche Version“ gewählt habe und dann keine Originalversion aufrufen konnte. Beim nächsten Mal suche ich noch weiter, vielleicht ist das die Lösung :) Danke!

  • Hi

    Original mit Untertiteln ist das Beste! Originale Atmos, originale schauspielerische Leistungen. Ich kann diese „faule“ Attitüde leider nicht nachvollziehen. Viele vor allem auch englischsprachige Filme verlieren durch Synchronisation an Qualität. Immer die gleichen, teilweise etwas dümmlichen Mainstreamstimmen. Auch wenn die deutsche Synchronindustrie im Vergleich zu Nachbarländern gut ist..

    • Chris
      Chris

      Danke für den Beitrag. Deutschsprachige Synchronisation hatte ich auch nicht „verlangt“. Mir ging es darum, mich weiterhin standhaft zu weigern, koreanisch zu lernen. Englischsprachige Originale, Filme wie Serien, schaue ich gern, auch ohne Untertitel.

      • Nyangomaru

        Sehe ich nicht so, finde für so etwas oder generell braucht es nicht unbedingt eine deutsche oder englische synchro, meistens bringen die sowieso nicht das rüber was die rüber bringen sollen.

        Ich habe kein Problem mit Untertiteln, Japanische Sachen gucke ich ebenfalls nie mit Synchro, sondern nur Original, weil die einfach nur schlecht sind.

        Ich empfehle „3%“ auf Portugiesisch mit Untertiteln.

  • Anonymous

    Wenn mich die Serie oder der FiLm anspricht schaue ich den auch mit Untertitel. Egal welche Sprache. Englisch kann ich ganz gut, weshalb ich mir die Filme oft mur in englisch anschaue.

  • Jee-Min Ahn

    Ich verstehe als Deutscher mit koreanischem Migrationshindergrund (Eltern kamen in den 70ern als Gastarbeiter aus Südkorea) koreanische Filme im Original nicht immer vollständig. Deutsche Untertitel finde ich daher hilfreich. Ärgerlich sind Untertitel nur, wenn man gleichzeitig noch mit anderen Dingen beschäftigt ist und nicht gleichzeitig auf den Bildschirm und noch andere Dinge anschauen kann. Auch bei Animes finde ich die Originalstimmen viel interessanter und wichtig für die Stimmung als Synchronisation.

  • Jee-Min Ahn

    Inzwischen ist #amLeben auch mit englischer und spanischer Synchronisation verfügbar. Wurde wohl nachgeliefert.

  • Anonym

    Meine Frau und ich können weder Koreanisch noch können wir englische Filme verstehen. Die deutschen Untertitel reichen uns völlig aus. Neulich haben wir mal zur Abwechslung einen koreanischen Film gesehen, der Deutsch synchronisiert wurde und es war furchtbar. Wir haben abgebrochen und auf koreanisch gestellt. Da hören wir lieber koreanisch und verstehen nichts als uns diese unpassenden Stimmen anzuhören. Es wirkt einfach nicht authentisch. Auch zum Beispiel „Parasite“ haben wir OmU gesehen, weil die synchronisierte Fassung sehr ungewöhnlich für jemanden ist, der normalerweise die koreanischen Sprecher kennt. Es ist alles eine Frage der Gewöhnung und des Geschmacks.

Verfasse einen neuen Kommentar


Abo ohne Kommentar

Hinweis: Bei Kommentar-Abgabe werden angegebene Daten sowie IP-Adresse gespeichert und ein Cookie gesetzt (öffentlich einsehbar sind - so angegeben - nur Name, Website und Kommentar). Alle Datenschutz-Informationen dieser Website gibt es hier zu sehen.