„LIBERAME“ heißt eine Miniserie im ZDF, deren Ansatz ich wirklich spannend finde: Jan und Caro unternehmen mit Jans Schwester, deren Freund Daniel und Helene einen Segeltörn auf dem Mittelmeer, als sie auf ein manövrierunfähiges Boot mit in Seenot geratenen Geflüchteten treffen. Die Yacht ist deren einzige Chance auf Rettung. Wie würde man sich selbst verhalten?
Das ist die Ausgangslage in „LIBERAME – Nach dem Sturm“, das das ZDF am Montag, 29. August, und Mittwoch, 31. August, jeweils mit 3 Folgen ab 20.15 Uhr zeigt – in der ZDFmediathek bereits verfügbar ab Samstag, 30. Juli, 10 Uhr. Die Frage ist: Sollen die Urlauber den verzweifelten Menschen helfen und damit riskieren, an Land verhaftet zu werden? Oder sollen sie sie ihrem Schicksal überlassen? Sie entscheiden sich, das Flüchtlingsboot abzuschleppen. Doch am nächsten Morgen ist es spurlos verschwunden. Die Schleppleine ist gerissen. Jahre später trifft Jan scheinbar zufällig Ismail, den Vater einer syrischen Flüchtlingsfamilie, die damals auf dem Boot war und der sie verdächtigt, das Abschleppseil durchtrennt zu haben. Sieben Menschen sind damals ertrunken, darunter Ismails und Zahras Tochter. Die Frage nach der Schuld hängt wie ein Damoklesschwert über allen. Was geschah in jener Nacht auf dem Mittelmeer? Die Begegnung wirkt wie ein erneuter Sturm, der im Laufe der Serie über sie alle hinwegfegt, vieles aufwirbelt und einiges zerstört. Doch in gewisser Hinsicht hat er auch eine reinigende, eine kathartische Wirkung: Die fünf Freunde müssen sich ihrer Schuld stellen und Verantwortung übernehmen. Die Geflüchteten müssen akzeptieren, dass sie die Vergangenheit nicht rückgängig machen können und ihnen nur die Option bleibt, sich fern der Heimat in Deutschland, Europa oder anderswo, auch gegen Widerstände und Ungerechtigkeiten, ein neues Zuhause aufzubauen.
LIBERAME heißt übrigens die Segeljacht, mit der fünf Freunde aus Hamburg bester Laune ihren Urlaub antreten und im Mittelmeer in See stechen. LIBERAME heißt außerdem „Erlöse mich“. An „LIBERAME – Nach dem Sturm“ reizte Regisseur Adolfo Kolmerer von Anfang an die immer noch sehr aktuelle und sensible Thematik der Flucht. In Vorbereitung auf dieses Projekt beschäftigte er sich mit Menschen, die aus verschiedensten Ländern nach Europa kamen, recherchierte und schaute Dokumentationen zum Thema Flucht und Geflüchtete, um so objektiv wie möglich an die Geschichte herantreten zu können — denn es ist auch ein sehr persönliches Thema für ihn. Er kommt aus Caracas in Venezuela, nach Syrien das größte Herkunftsland von Flüchtlingen. Mit neunzehn Jahren verließ er sein Heimatland allein und beschloss, in Deutschland ein neues Leben zu beginnen.
Bilder: ZDF
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