Jetzt ist es raus: „Lindenstraße“-Chefautor Michael Meisheit hört nach 20 Jahren als Texter beim Serien-Dauerbrenner auf. „Ende letzten Jahres habe ich Hans und Hana Geißendörfer gesagt, dass ich als Autor aufhören möchte. Sie haben angemessen schockiert reagiert, aber auch Verständnis gezeigt und es mir und der Serie ermöglicht, dass wir über ein gutes halbes Jahr einen langsamen Ausstieg inklusive Übergabe an das neue Autorenteam hinbekommen konnten. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar“, sagt Michael Meisheit und erklärt in seinem Blog mehr dazu, was ihn zu diesem Entschluss bewegt hat.
Als Michael Meisheit 1997 an seiner ersten Storylinesitzung der „Lindenstraße“ teilnahm, steckte Klaus Beimer mitten im Abi, Olaf Kling hatte soeben aus Versehen mit einer Handgranate seine Wohnung in die Luft gejagt und Hajo Scholz war noch glücklich mit seiner Berta verheiratet. „Die erste Folge, zu der ich das Drehbuch schrieb, trug die Nummer 651. Am Sonntag zur Bundestagswahl wird wieder eine Folge aus meiner Feder gesendet – Folge 1643 – in der ich übrigens einen Mini-Auftritt im unscharfen Hintergrund habe“, schreibt Meisheit in seinem Blog.
„Ich habe also in zwanzig Jahren zusammen mit meinen wunderbaren Kolleginnen und Kollegen die Geschichten für tausend Folgen entwickelt. Ich habe zu fast vierhundert davon die Drehbücher geschrieben. Ich habe Klaus Beimer durchs Studium, zwei Ehen und zahllose Krisen gebracht. Die dritte Ehe wurde vorletzten Sonntag eingegangen – wenn auch nur zum Schein. Einfach habe ich es unsere Figuren nie gemacht. Aber das war’s dann jetzt auch.“
Die „Lindenstraße“ habe nicht nur sein berufliches Leben geprägt, sondern auch sein privates: „Ich habe viel gelernt, ich habe viele Freunde gefunden, eine neue Familie. Die auch über meinen Abschied hinaus weiter bestehen wird. Es war eine wunderbare, aufregende, manchmal sehr emotionale, oft einfach nur witzige, aber nie belanglose Zeit. Ich konnte unfassbar viele Menschen erreichen und Teil deutscher Fernsehgeschichte sein. Es war für einen Menschen, der aus Leidenschaft heraus Geschichten erzählt – erzählen muss – ein wahr gewordener Traum.“
Ein wichtiger Grund für seine Entscheidung sei eine neue, aufregende Perspektive in meinem Leben: „Seit einigen Jahren schreibe ich Romane, die ich unabhängig von Verlagen selbst veröffentliche. Deutlich über 100.000 eBooks, Taschen- und Hörbücher konnte ich verkaufen – insbesondere unter meinem Pseudonym Vanessa Mansini.“ Bisher habe er dies „nebenbei“ gemacht, immer an Zeitlücken bei der „Lindenstraße“ orientiert. „Was manchmal zu gehetzter Arbeit geführt hat oder zu langen Pausen, die in Sachen Leserbindung keine gute Idee sind. Nun wage ich den Sprung ins kalte Wasser und werde mich ausschließlich auf das Schreiben von Romanen konzentrieren. Komplett unabhängig, aber auch ohne Netz und doppelten Boden. Diese Vorstellung hat mich elektrisiert“, schreibt Meisheit.
„Ich werde die „Lindenstraße“ als Autor vermissen und kann nur hoffen, dass sie uns alle noch viele, viele Jahre mit ihrer Einzigartigkeit erfreuen wird.“ Zu seiner Arbeit als „Lindenstraße“-Autor hatte uns Michael Meisheit hier Rede und Antwort gestanden. Im Facebook-Livechat hattet Ihr außerdem die Gelegenheit, ihm Fragen zu seiner Arbeit zu stellen. Ganz Schluss ist mit Beimer und Co übrigens noch nicht. In den nächsten beiden Wochen gibt es noch einmal Folgen, zu denen Michael Meisheit das Drehbuch geschrieben hat. Und im Januar / Februar laufen die letzten sechs. Am 18.02.2018 wird dann die letzte Folge aus seiner Feder ausgestrahlt. „Eine ungewöhnliche Folge, die ich zum Abschied schreiben durfte. Auch dafür bin ich sehr dankbar. Es wird sicher ein aufwühlender, trauriger, aber auch erleichternder Abend für mich. Die Folge wird „Niemals geht man so ganz“ heißen.“
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