Die „Lindenstraße“ feierte an Nikolaus ihren 30. Geburtstag mit einer Live-Folge. Nicht nur die Schauspieler agierten live, auch die Filmmusik wurde live eingespielt. 26 Szenen wurden in sechs Sets gedreht. Die Folge endete mit einer großen Überraschung: Die Figur Erich Schiller musste sterben – warum, haben wir im Gespräch mit Lindenstraße-Chefautor Michael Meisheit schon einmal erörtert. Jetzt hat der WDR ein sehr gut gemachtes Making of der Livefolge veröffentlicht. Hier kommen sowohl Produktionsmitarbeiter als auch Schauspieler zu Wort. In der Doku erklären sie sehr ausführlich, welchen Aufwand die Produktion bedeutete und welche Aufgaben sich stellten.
„Ganz am Anfang dachte ich: Seid Ihr eigentlich alle blöd – warum macht man sich das Leben so schwer?“, sagt Herstellungsleiter Andreas Habermaier. Denn der Aufwand der Live-Produktion war enorm: Im Unterschied zu den gewöhnlichen Folgen waren zwölf Kameras im Einsatz, verteilt auf vier Drehteams. Toningenieur Stephan Lenssen war es wichtig, in der gewohnten Produktionsart zu bleiben – mit Angeln, ohne Verkabelung der Darsteller. „Das machen wir seit 30 Jahren so, und das soll auch so bleiben.“ Parallel zur Ausstrahlung im TV konnten die Zuschauer auf www.lindenstrasse.de das Geschehen hinter den Kulissen über 7 Webcams und drei mobile Kameras verfolgen und mit #LindenstrasseLIVE an der Diskussion im Web teilnehmen. „Hinter der Tür“ hat die gewohnte Länge von 29 Minuten. Die Folge wurde von 1LIVE-Moderator Thorsten Schorn jeweils fünf Minuten an- und abmoderiert. „Alle hängen voneinandner ab und noch mal mehr als sonst muss das dann auf den Punkt funktionieren“, sagt die erste Regieassistentin Gerlind Amos.
„Die größte Herausforderung war, dass wir so kurze Probezeiten haben. Der erste komplette Durchlauf am Freitag wird entscheidend sein“, erklärt Regisseur Herwig Fischer. Zunächst wurden die Szenen einzeln geprobt, am Freitag vor der Live-Folge dann alles komplett an einem Stück. „Die Proben liefen sehr gut, und man fühlt sich sicher vor dem Team, wenn man dann zusammen probt“, sagt Darstellerin Greta Short.
„Die Entwicklung und der Prozess der Live-Folge – das ist so im Fluss entstanden“, sagt Produzentin Hana Geißendörfer. Erst sei die Idee entstanden, zum Jubiläum das ganze Ensemble da zu haben. Dann war klar, dass die Folge zu Nikolaus (ein Sonntag statt des sonst regulären Donnerstags als Spiel-Tag) laufen sollte – so entstand dann als Lösung auch der Nikolausmarkt. Letztlich wurde dasnn alles live umgesetzt. „Wenn wir live spielen, hat das auch für uns eine Bedeutung – uns in der eigenen Lebendigkeit zu testen“, sagt Erfinder Hans W. Geißendörfer. Der WDR brachte seine Live-Kompetenz ein: „Die Lindenstraße wird sonst szenisch gedreht, jetzt live – das ist schon ein Unterschied“, sagt Harald Glaser, technischer Leiter Ü-Wagen. Sowohl für die Produktion als auch für viele Schauspieler sei das ungewohnt gewesen. Chefautor Michael Meisheit stand die ganze Woche bereit, um Änderungen am Drehbuch vorzunehmen. Er selbst war dann als Statist mit von der Partie.
Da bekomme ich gleich wieder Gänsehaut. Der ultimative Film über die Entstehung von #lindenstrasseLIVE!
Posted by Michael Meisheit on Donnerstag, 17. Dezember 2015
Das Ausscheiden von Bill Mockridge alias Erich Schiller war auch für viele Beteiligte ein Schock. „Ich war entsetzt. Bill war ein fabelhafter Partner, auf Augenhöhe. Er ist ja auch ein Theater-Schauspieler“, sagt Marie-Luise Marjan. Und auch Bill Mockridge hätte gerne weitergemacht: „Es ist schade, aber die Lindenstraße wird meine 2. Familie bleiben.“
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