Ich habe mir gerade die ersten beiden Episoden des Fünfteilers „London Spy“ am Stück angeschaut da ich in den letzten Tagen nicht wirklich zum Serien schauen kam. Und was soll ich sagen, ich weiß jetzt schon, dass ich meine Gedanken zur Serie nur schwerlich in Worte fassen und die Worte, die ich finden werde, den bisherigen beiden Episoden kaum gerecht werden wird. Aber man kann es ja mal probieren.
Handlung
Wer aufgrund des Titels und der Beschreibung der Serie auf einen actionlastigen Spionagethriller gehofft haben sollte, der wird maßlos enttäuscht werden. Meine Erwartung lag irgendwo zwischen Drama, Thriller und Spionage. „London Spy“ ist bisher vollends Drama, tiefgehend, teilweise schmerzlich langsam weil eindringlich. Von Thriller und Spionage ist bisher kaum bis gar nichts zu sehen. Und ich vermisse diesen bestimmt noch kommenden Part nicht.
Ich hatte durch die Artikel und Trailer im Vorfeld geglaubt, dass Whishaw den Spion spielen wird und Edward Holcroft den träumenden und leicht depressiven No One. Warum auch immer. Es ist natürlich andersherum.
Die Serie beginnt mit einigen Szenen mit Whishaw als Danny, der sich von Einstellung zu Einstellung schaut und durch die Nacht wandelt. Ziellos, unbeteiligt, getrieben von der inneren Unruhe. Er strandet am nächsten Morgen auf einer Brücke und wird dort von Alex angesprochen, ob mit ihm alles ok ist. Diese Begegnung soll beider Leben verändern. Danny ist dermaßen beeindruckt von dieser dann doch sehr kurzen ersten Begegnung, so dass er in den nächsten Tagen versucht, Alex wieder zu sehen. Aber erst nach einer gefühlten Woche klappt es und Alex läuft ihm wieder in die Arme.
Von da an erleben wir den Beginn ihrer neun Monate dauernden Beziehung. Wir sehen erste Annäherungsversuche, Dates am Meer, vertraute Gespräche und einmal auch eine sehr ästhetische Sexszene zwischen beiden Männern. Das Leben scheint sich für den Lagerarbeiter Danny sehr zum Positiven gewendet zu haben. Das einzige was fehlt, ist das Gefühl, dass ihn Alex, der sich erst Joe nennt, wirklich an seinem Leben teilhaben lässt. Was man offiziell weiß, also Danny weiß, ist, dass Alex als Analyst in einer Investmentbank arbeitet. Einer sehr geheimnisvollen. Aber diese geheimnisvolle Seite an Alex scheint Danny nicht davon abzuhalten, sich in ihn zu verlieben und ihm seinen guten alten Freund Scottie vorzustellen. Ob beide mal eine erotische Beziehung zueinander hatten, wird angedeutet, aber nicht ausgesprochen. Aber Danny macht Alex klar, dass Scottie ein wichtiger Teil in seinem Leben ist. Man sieht zu Beginn der ersten Episode, wie Danny Scottie von der Arbeit abholt. Und es sieht sehr nach einer Behörde aus und wie sich später herausstellen wird, so ist die Welt der Spionage für Scottie nichts Neues. Das könnte im Laufe der Serie noch wichtig werden, denke ich.
Nach knapp neun Monaten erzählt Danny Alex wie er Scottie wirklich kennengelernt hat, was einem schon etwas verstören kann. Am Tag darauf verschwindet Alex und man würde nun erwarten, dass der Thriller beginnt.
Tut er nicht.
Anfangs ist Danny mehr als verstört und in Angst um Alex, am Ende nur noch enttäuscht. Aber seine Angst soll sich bewahrheiten. Eines Tages wird sein Scanner im Lager gehackt und dieser führt ihn zu einem kleinen Päckchen, welches für ihn bestimmt ist. In diesem Päckchen sind die Schlüssel zu Alex Apartment. Und was er dort finden wird, damit konnte man in der Tat nicht rechnen.
Er findet einen geheimen Dachboden, der wie ein SM Studio eingerichtet ist. Und er findet einen Koffer und Danny nimmt aus diesem einen starken Verwesungsgeruch wahr. Man sieht nicht genau, wen Danny findet, aber es handelt sich um eine Leiche. Man ahnt natürlich, dass es sich um Alex handeln könnte. Danny alarmiert die Polizei, bevor diese aber im Apartment auftaucht, erinnert sich Danny an eine Aussage von Alex hinsichtlich des Akkus seines Laptops.
Und genau dort findet er einen Schlüssel oder so etwas in der Art, den er mit sich nach Hause nimmt.
Die zweite Episode dreht sich um die Familie von Alistair, denn so heißt Alex in Wahrheit. Denn wie sich herausstellt, scheint es Alex gewesen zu sein, den Danny im Koffer gefunden hat. Auch wenn Danny dafür zu wenig panisch reagiert hat. Aber seitdem wird vom ermordeten Alistair gesprochen. Alistair war in der Tat ein MI6 Agent und die Polizei verdächtigt Danny anfangs auch beteiligt gewesen zu sein. Doch Scottie kann Danny aus den Fängen der Polizei befreien und enthüllt die vermeintliche Wahrheit über Alistair.
Da Danny mit der Geschichte, die über den Tod von Alistair erzählt wird, nicht einverstanden ist, wendet er sich an eine Zeitung, die seine Geschichte aber nicht in seinem Sinne abdruckt. Aber über diesen Artikel wird die Familie Alistairs auf ihn aufmerksam. Diese laden ihn auch zu sich nach Hause ein. Wie sich aber herausstellt, ist die Familie noch geheimnisvoller als der neun Monate andauernde Alistair/Alex Fake. Zunächst werden nämlich die beiden Angestellten als vermeintliche Eltern losgeschickt um Danny zu testen, denn die Familie wohnt auf einem riesigen Anwesen. Wenn auch das Anwesen seine besten Tagen schon seit längerem gesehen haben dürfte. Danny kommt aber recht schnell dahinter, das da etwas nicht stimmen kann.
In der Folge seines Verdachts lernt Danny dann doch Alistairs wahre Eltern kennen. Vor allem seine Mutter Frances, die von einer formidablen Charlotte Rampling gespielt wird. Eine sehr weirde Frau. Geheimnisvoll. Mächtig. Reserviert. Sie versucht Danny überraschenderweise davon zu überzeugen, dass er für Alistair nur ein weiteres Rätsel war, was er lösen wollte. Das er ihm seine Liebe daher nur vorgespielt hat. So wie er jedem das gibt, was er von ihm will, nur um ihn zu entziffern. Seine Art der intellektuellen Auseinandersetzung mit Menschen.
“Sex was just another form of decryption for him” (Frances)
Danny mag dies aber nicht glauben. Ich würde ihm da auch ohne weiteres zustimmen. Womöglich will da eine Mutter einfach böse Gerüchte von ihrer Familie abwehren oder vielleicht steckt sie auch mitten in einem größeren Komplott, dem Alistair zum Opfer gefallen ist. Dazu gibt sie Danny eine Warnung mit auf den Weg (no fuss). Oder nur ein freundlicher Hinweis? Wir werden es erfahren.
Am Ende tritt ein weiterer bekannter Schauspieler in die Szenerie, Clarke Peters. Peters spricht Danny am Hafen an und deutet den erwarteten Thrillerbeginn an. Er hinterlässt Danny ein Bonbon welches ein Geheimnis in sich birgt. Es handelt sich hierbei um eine unbekannte Kapsel, die Danny am Abend aus dieser Süßigkeit herauskratzt.
Fazit
Die schauspielerische Leistung des gesamten Casts ist phänomenal. Vordergründig natürlich Whishaw. Die schauspielerische Leistung ist auch enorm wichtig, denn Dialoge sind eher rar. Die Produzenten lassen eher Musik, Bild und Körper miteinander agieren als uns in einem Dialog Gefühle und Stimmungen zu verbalisieren. Das Bild der Serie wird dadurch sehr getragen, sehr depressiv, ruhig, langsam. Aber trotzdem spannend, unterhaltsam und dramatisch.
Insbesondere die Interaktion zwischen Holcroft und Whishaw war bislang außergewöhnlich. Whishaw ist der melancholische Träumer, Romantiker und Holcroft der geheimnisvolle Analytiker. Die beiderseitige Performance ist zueinander konträr und passt dadurch umso perfekter. Holcroft, den ich noch nicht gänzlich abgeschrieben habe, spielt seinen Spion sehr hölzern, sehr mechanisch. Spartanisch. Kein Vergleich zum gefühlvollen und romantischen Whishaw. Für diese Besetzung kann man den Produzenten nur gratulieren.
Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Wer steckt hinter dem Hack des Scanners. Wer beobachtete Danny und Alex des Öfteren, spielt Scottie ein zweiseitiges Spiel? Wie passt Frances hier rein. Was steckt grds. hinter der Story der Serie? Noch kann man es bisher nur erahnen aber es macht großartig Spaß sich mit diesen Fragen zu beschäftigen.
Die dritte Folge wird auf alle Fälle so schnell wie nur möglich geschaut. Ich muss wissen wie es weitergeht.
Fotos: BBC
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