Was sagt es über einen Justiz- und Polizeiapparat aus, wenn zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit ein Verfahren in Frage gestellt wird, weil man die erfolgte Beweisführung für – drücken wir es mal so aus – lückenhaft und mindestens kritisch hält. Im Falle von Adnan Syed führte der Serial Podcast mit seinen Recherchen zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens, bei Brendan Dassey könnten die Recherchen im Hintergrund zur Netflix Serie „Making a Murderer“ sogar zu einer sofortigen Freilassung führen. Quelle surprise!
Ein Richter hat nun in den USA das Urteil gegen Brendan Dassey, dem Neffen von Steven Avery, wegen grober Verfahrensfehler aufgehoben und hat die sofortige Freilassung angeordnet, sofern der US Staat Dassey nicht erneut anklagen möchte. Mit „sofort“ meint man maximal 90 Tage nach dieser Entscheidung, der US Staat hat demnach noch etwas Zeit, sich eine „neue Strategie“ zu überlegen. Noch weiß man nämlich nicht, ob es wirklich zur Freilassung von Dassey kommt.
Brendan Dassey war 2007 als Helfershelfer seines Onkels Steven Avery und wegen Mittäterschaft zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte die Beteiligung an der Tat in Polizeiverhören gestanden, später vor Gericht aber widerrufen. Der Richter kritisiert nun das im Rahmen der Dokumentation ans Licht getretene Versagen der Ermittlungsbehörden als auch der Staatsanwaltschaft sowie des Verteidigers Dasseys, welches seiner Meinung nach nur in einer Freilassung enden kann.
Ein wie ich finde sehr interessante Weiterentwicklung, die die Ankündigung von Netflix, eine zweite Staffel nachfolgen zu lassen, natürlich noch einmal unterstreicht. Auch wenn die Verantwortlichen, die der Meinung waren, dass zu jener Geschichte noch nicht alles erzählt wurde, dass natürlich nicht wissen konnten.
Aber ärgern dürften sich die Filmemacherinnen Laura Ricciardi und Moira Demos sowie die Verantwortlichen bei Netflix über die aktuellen Entwicklungen bestimmt nicht.
Bilder: Netflix
Kommentiere