Eigentlich wollte ich als Opener zu diesem Beitrag über ein neues Serienprojekt von Mark Gatiss („Sherlock“ u.v.m.) meinen ehemaligen Sport heranziehen. Ich war nämlich jahrelang begeisterter Tänzer in einer Formation der Lateintänze sowie Einzelpaartänzer auf Turnieren im deutschsprachigen Raum. So mit Schminken, Lidschatten, engen Klamotten, bräunlichem Gesicht und schwarz gesprühten und nach hinten gegelten Haaren. Und es hat einen Riesenspaß gemacht. Ich hatte allerdings nie Berührungspunkte zum „Vorwurf“, dass ich dann ja wohl eindeutig homosexuell sein muss, wenn ich so einen Sport ausübe. Aber natürlich kannte ich diese wirren Gedanken mancher Menschen. Und ja, die Aussage, dass in jeder Tanzformation mindestens ein schwuler Mann oder eine lesbische Frau zugegen ist, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Aber niemanden hat es gestört. Und so sollte es auch außerhalb des Sports und vor allem in der „normalen“ Gesellschaft überall sein. Ist es aber leider scheinbar immer noch nicht.
So bin ich heute auf einen Beitrag im Tagesspiegel gestoßen. Der mir fast ein wenig die Schuhe ausgezogen hat. Es ging dabei um einen homosexuellen Erzieher in einer Kita-Einrichtung und elterlichen Protesten. Wer den Artikel liest und denkt, das ist ja nur ein Problem muslimischer Familien und geht mich nichts an, der hat den Beitrag bzw. das grds. Problem nicht verstanden. Von daher sind wohl weiterhin Projekte wie „Queers“ notwendig und wichtig.
Am 27.Juli wird nämlich bei BBC4 das Serienprojekt „Queers“ ausgestrahlt, eine Serienprojekt in acht Episoden bzw. Kurzfilmen. Vor genau 50 Jahren wurde im Vereinigten Königreich ein Gesetz verabschiedet, dass homosexuelle Handlungen (auf freiwilliger Basis) straffrei setzte. Und Mark Gatiss ist mit dabei als verantwortlicher Drehbuchautor mindestens einer dieser acht Folgen, die thematisch selbstständig und ohne Verbindung zueinander stehen. Zudem liegt die grds. künstlerische Verantwortung des Serienprojektes bei Gatiss.
„I’m thrilled and delighted to have been asked to curate this exciting series from both established LGBT writers and a whole host of new talent fresh to the screen. It’s a privilege to be working with such brilliant writers and actors. At this challenging and fluid time, it’s a marvellous opportunity to celebrate LGBT life and culture, to see how far we have come and how far we still have to go. (Mark Gatiss)“
Die Zeitspanne der acht Geschichten reicht aber viel weiter in die britische Vergangenheit, die erste Geschichte wird im Jahre 1917 spielen. Protagonist wird ein Mann sein, der den Krieg in den Schützengräben überlebt hat und sich nun mit der Anziehungskraft auf und durch das männliche Geschlecht auseinandersetzen muss. Diese Episode wird im Übrigen die von Mark Gatiss sein. Anhand kleinerer Geschichten wird man so die 100 letzten Jahre homosexueller Geschichte des Vereinigten Königreich durchleben. Und bestimmt auch durchleiden. Aber nicht nur.
„Taking in 1957’s Wolfenden Report, the HIV crisis and the 1967 Act itself, these 15 minute monologues will mark and celebrate some of the most poignant, funny, entertaining, tragic and riotous moments of British gay history and the very personal rites-of-passage of gay Britons through the last 100 years. (BBC)“
Against the law
Mark Gatiss wird in „Queers“ – im Gegensatz zu „Sherlock“ – wirklich nur hinter der Kamera stehen. Wer Gatiss in einem ähnlichen Stoff auch wieder vor der Kamera sehen möchte, der hätte später im Jahr im BBC2 Drama „Against the law“ die Möglichkeit, denn hier wurde Gatiss vor kurzem neben Daniel Mays („Line of Duty“) als einer der Hauptdarsteller bestätigt. Allerdings nicht als homosexuelle Figur sondern als ein Psychologe.
Die Miniserie basiert auf einer realen Geschichte aus den 50iger Jahren und firmiert unter dem Begriff „the Montagu case“. Es wird also eine Gerichtsverhandlung im Mittelpunkt der erzählten Geschichte stehen, in der sich vier Männer der Anzeige wegen sittenwidriger Handlungen erwehren müssen.
via: radiotimes
Bilder: tor.com
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