Schon wieder fast um, dieses 2019! Zeit, das Jahr mal wieder Revue passieren zu lassen und einen Blick auf unsere ganz persönlichen Serien-Highlights zu werfen. Wie gut, dass wir auch jeden Monat einen Rückblick machen, was wir so gesehen haben – denn ehrlich gesagt, müsste ich sonst immer ganz schön grübeln, was vor einem Dreivierteljahr wohl über meinen Bildschirm geflackert ist – und trotzdem würde ich wahrscheinlich die Hälfte vergessen. Gestern hat euch Michael bereits sein Serienjahr vorgestellt. Heute mache ich weiter. Was waren denn eure Highlights in diesem Jahr?
Most AWESOME Drama: Chernobyl
Während ich in der Kategorie Drama letztes Jahr die spanische Netflix-Produktion „Haus des Geldes“ eingeordnet habe, wird es dieses Jahr um einiges dramatischer. Für mich ist die HBO-Miniserie „Chernobyl“ ein eindeutiges Highlight in diesem Jahr gewesen. In nur fünf Folgen, aber dadurch nicht weniger eindringlich, wird die Geschichte der katastrophalen Kernschmelze im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl erzählt, die sich im April 1986 ereignet hat. Die Kombination aus unheimlich guten Schauspielern (insbesondere Jared Harris, aber auch Stellan Skarsgård, Jessie Buckley und Emily Watson), wissenschaftlicher Erklärung der Sachverhältnisse und der Aufarbeitung realer historischer Ereignisse, die es schafft, das große Ganze darzustellen, aber auch die Einzelschicksale in den Fokus zu rücken, macht es nahezu unerträglich, die Serie am Stück zu schauen, so nah geht sie einem. Die Episoden haben mich direkt gepackt und nicht mehr losgelassen.
Und sonst: Nicht unerwähnt bleiben darf in meinem Serienrückblick auch der „Breaking Bad“-Film „El Camino“. Diese schöne ausgeklügelte Fortsetzung ging runter wie eine extra-lange Episode „Breaking Bad“, ohne aus dem altbewährten Muster der Serie auszubrechen. Tolle Kinematographie, toller Aaron Paul, tolles altes Gefühl, das für einen kurzen Moment wieder da war.
Most AWESOME Comedy: The End of the F***ing World
Letztes Jahr habe ich in dieser Kategorie die erste Staffel genannt, dieses Jahr war meine liebste Comedy-Serie die zweite Staffel „The End of the F***ing World“. Die kurzweiligen acht Folgen zergehen mit ihrer so unterhaltsamen, stumpfen und düsteren Note auf der Zunge. Jessica Barden finde ich super und den britischen Humor ebenso. Mal sehen, ob die dritte Staffel es im nächsten Jahr ebenfalls in diese Kategorie schafft.
Und sonst: Auch letztes Jahr ist Anfang Dezember eine neue Staffel „The Marvelous Mrs. Maisel“ gestartet, die ich erst im Frühjahr habe nachholen können. Entsprechend war die zweite Staffel des Comedy-Dramas schon ein Highlight in 2019 für mich – und mal sehen, ob ich es sogar dieses Jahr noch schaffe, auch die dritte Staffel noch hinterher zu schieben. Gerade erst begonnen habe ich mit „Fleabag“, könnte mir aber vorstellen, dass Phoebe Waller-Bridge sich mit dieser Serie auch in dieser Kategorie durchsetzen könnte.
Most AWESOME SciFantasy: Stranger Things
Im letzten Jahr konnte es als most AWESOME SciFantasy nur eine Serie für mich geben („Westworld“), 2020 wird es aller Voraussicht nach (und hoffentlich) auch nur eine Serie für mich geben werden („Westworld“), in diesem Jahr und Sommer aber bleibt definitiv „Stranger Things“ als Highlight für mich zu vermerken. Die dritte Staffel hat so viel Spaß gemacht, das 80er Jahre-Feeling war noch ausgeprägter und witziger als sonst, die Musik sowieso wieder klasse. Die Science-Fiction- und Fantasy-Elemente sind für mich zwar tatsächlich sogar mit der Story total in den Hintergrund gerückt, die Jungschauspieler haben aber wie zuvor auf ganzer Linie überzeugt. Gut gefallen hat mir auch, dass die neue Staffel wieder im Sommer anlief und wir buntes Badeanstaltwetter geliefert bekommen haben, statt wie beim letzten Mal Halloween-Kostüme (die natürlich auch super waren, aber diesmal halt einen schönen Kontrast darstellten).
Most AWESOME Neustart: Modern Love
Die Romantic Comedy „Modern Love“ mit hochkarätiger Besetzung hat mir den Herbst total versüßt. Acht Folgen lang bekommen wir ungewöhnliche, herzergreifende, verwirrende und hoffnungslose Liebesgeschichten und Beziehungsgeflechte mit unterschiedlichen Charakteren wie es sie nur geben kann geliefert, basierend auf der gleichnamigen New York Times Kolumne. Die Serie ist anders, zum Teil nüchtern, erfrischend und irgendwie belebend. Modern eben.
Und sonst: Auch den Start der Miniserie „Unbelievable“ fand ich sehr gelungen. Das Drama zieht einen zwar ziemlich runter und die Ungerechtigkeit, die den Opfern, vor allem der Protagonistin, widerfährt, macht einen so wütend, dass man jemanden auf der Stelle dafür bestrafen möchte. Gleichzeitig bringt die Arbeit der beiden weiblichen Detectives den Glauben an das Gute und die integrierte Polizeiarbeit über Staatengrenzen hinweg wieder zurück.
Größte Überraschung: Der Pass
Die größten Überraschungen in diesem Jahr sind dem deutschen Serienmarkt entsprungen. Anfang des Jahres hat mich das deutsch-österreichische Sky Original „Der Pass“ gepackt, Mitte des Jahres hat „DARK“ meine Erwartungen an eine zweite Staffel weitaus übertroffen. Beide Serien waren sehr atmosphärisch, spannend und düster inszeniert. „Der Pass“ war schon sehr verstrickt, „DARK“ hingegen war so komplex, dass man kaum noch folgen konnte und sich im besten Fall mit einer Timeline und einem Stammbaum zu helfen wissen musste.
Und sonst: Überrascht hat mich zudem die Doku-Miniserie „Unser Planet“, die unter verschiedenen Oberthemen die eindrucksvollen Zusammenhänge unserer Erde mit ihren Tiere und Pflanzen abbildet und verdeutlicht, wie tief die Spuren sind, die der Mensch bisher schon hinterlassen hat – und welche Auswirkungen das rücksichtslose Fortfahren noch haben kann und wird, sollte sich an vielen Lebens- und Verhaltensweisen nichts ändern. Wahnsinnsaufnahmen, unterlegt mit David Attenboroughs wunderbarer Erzähl- und Erklärstimme.
Größte Enttäuschung: The I-Land
Natürlich könnte ich als größte Enttäuschung in 2019 das Offensichtliche nennen, das da für mich das Finale von „Game of Thrones“ wäre. Mach ich aber nicht, denn obwohl die letzten Folgen von Logikfehlern gezeichnet waren und die Handlung nicht unbedingt den tollsten Ausgang nahm, könnte ich dieser Serie diesen Titel nicht verleihen. Auch nennen könnte ich an dieser Stelle „The Walking Dead“ – aber hier muss ich gestehen, dass die Serie mich, um mich zu enttäuschen, einfach gar nicht mehr genug interessiert. Die Folgen laufen bei mir schon lange nur noch nebenbei. Richtig enttäuscht hat mich in diesem Jahr der Neustart „The I-Land“. Ich habe tatsächlich schon lange nicht mehr so schlechte Dialoge gehört, so dürftiges Schauspiel gesehen und eine so flache Story erlebt.
Most AWESOME Scene: Chernobyl
Die wohl eindringlichste Szene des Jahres 2019 war für mich die, in der ich in „Chernobyl“ mit den Aufräumarbeitern auf das Dach des Atomkraftwerks gestiegen bin, in dem zuvor der Reaktormantel explodiert ist. Für exakt 90 Sekunden (in Echtzeit) folgen wir einem Liquidator, wie er seinen Teil dazu beiträgt, das Dach vom zerstörerischen, höchstgradig radioaktiv strahlendem Graphit zu befreien. Ein einziger Take bringt uns ganz nah an die für uns nahezu unbekannte Figur heran, das dauerhaft anwesende Knacken des Geräts, das die radioaktive Strahlung misst, verdeutlicht den Wettlauf mit der Zeit und macht die Bedrohung noch spürbarer, ebenso wie die nervöse Kamera, die sich dreht und wendet und uns nicht wegschauen, geschweige denn atmen lässt.
Most AWESOME Character: Queen Elizabeth II (Olivia Colman) in „The Crown“
Ich habe ja erst vor Kurzem begonnen, „The Crown“ zu schauen, aber fand die Serie sofort richtig gut. Mittlerweile habe ich mich auch schon zur neuen, dritten Staffel vorgearbeitet, habe den Zeitsprung und den damit verbundenen Darstellerwechsel verkraftet und während ich zuvor schon Claire Foy in ihrer Rolle als Queen Elizabeth II gefeiert habe, kann ich nun gar nicht anders, als auch Olivia Colman in der übernommenen Rolle zu bejubeln. Die Herausforderung für die Schauspielerinnen, nicht nur die Rolle einer Monarchin so gut wie möglich darzustellen, sondern auch noch eine real existierende Person so authentisch wie möglich nachzustellen, ist riesig. Beide Darstellerinnen haben dies auf ihre eigene Weise wirklich toll gemacht und Olivia Colman hat für mich dafür in diesem Jahr die Auszeichnung verdient.
Und sonst: Ziemlich gut fand ich ja auch Scoot McNairy als Tom Purcell in der dritten Staffel „True Detective“. Selten habe ich mit einem verzweifelten Vater wie ihm in seiner Rolle so mitgelitten.
Most AWESOME Quote: True Detective
Und wenn wir schon dabei sind: Auch in die Zitatkategorie hat es „True Detective“ geschafft – und zwar ein sehr eingängiges Zitat aus der dritten Staffel, das verdeutlicht, wie sehr es doch in der ganzen Season um Erinnerungen und Vergänglichkeit geht und das in dem Sinne auch ziemlich zeitlos ist (und zudem meinem Lieblingszitat aus dem letzten Jahr total nahe kommt):
„What will become of you and me
besides the photo and the memory?“
(True Detective S03E08)
Okay, ich gebe es zu: Eigentlich ist dies mein Lieblingszitat gewesen:
„My best friend’s a dog.“
(True Detective S03E05)
Nachzuholen in 2020
Letztes Jahr standen auf meiner Nachzuholen-Liste für 2019 „Patrick Melrose“, „Dogs of Berlin“, „Bad Banks“ und „Sharp Objects“. Bis auf „Bad Banks“ habe ich diese Serien tatsächlich dieses Jahr nachgeholt. Mal sehen, ob das 2020 wieder so klappt. Denn da möchte ich definitiv „Euphoria“, „Mr. Robot“, „When They See Us“ und den Rest von „Fleabag“ nachholen.
In 2020 freue ich mich auf…
… na klar, die dritte Staffel „Westworld“. Ansonsten freue ich mich ehrlich gesagt vor allem darauf, mal etwas mehr Zeit auch für Angefangenes, Liegengebliebenes und von Jahr zu Jahr Mitgeschlepptes zu haben. Mal sehen, wie sich die Liste allein im Laufe der nächsten Wochen schon erweitern wird.
Habt weiterhin schöne Weihnachten und rutscht gut ins neue Jahr!
Kommentiere