Vor ein paar Wochen haben das Lieblingsmädchen und ich mit Interesse verfolgt, dass eine neue Reality-TV-Show an den Start ging. „5 Senses for Love – Heirate dein Blind Date“ hieß das Format, das diese Woche Finale bei Sat.1 gefeiert hat. Dass man sich hier von der Netflix-Show „Love is Blind“ zumindest mal gehörig hat inspirieren lassen, dürfte offenkundig sein. Passend dazu wird die Sendung ab 26. Mai auch über den Streaming-Anbieter zu sehen sein. Das Grundformat wurde quasi noch um ein paar Sinne erweitert und PR-seitig hätte man so von Optimierung sprechen können. Es liegt aber eher eine Verschlimmbesserung vor, die mich ärgert…
5 schlaffe Sinne statt ein starker…
In der Netflix-Sendung „Love is Blind“ ist der Titel Programm: Die Kandidat:innen lernen sich kennen (und bestenfalls lieben), ohne sich gesehen zu haben. Sie treffen sich zu Gesprächen mit potenziellen Partner:innen, reden, reden und reden – unzählige Male. Im Laufe der Folgen verfestigen sich Zuneigungen und das Publikum wird Zeuge von wachsender Emotion. Bis dann der Heiratsantrag erfolgt – erst danach dürfen sich die Paare sehen. Komisches Konzept, ja, aber es hat funktioniert. Rund zwei Drittel der Staffel und etliche Folgen bestanden darin, dass die Paare miteinander gesprochen haben.
Bei „5 Senses for Love“ hat man die Sinne erweitert. Erste Station: „Riechen“. Dauert gefühlt 20 Minuten, etliche potenzielle Dates werden von den Kandidat:innen rausgekegelt, nachdem sie ihre Nasen in Boxen gesteckt haben, in denen getragene (und oftmals überparfümierte) Shirts des anderen Geschlechts lagen. Man könnte jetzt vielleicht noch irgendwelche wissenschaftliche Studien heranziehen, die sagen, dass man „sich riechen können“ muss, sonst wird das nichts mit der Liebe, für mich wirkte das aber wie ein viel zu krasser Vorab-Filter. Ein paar Teilnehmer mussten direkt gehen, etliche andere haben so nur eine geringe Auswahl für die anstehenden Gespräche übrig gehabt.
Aber gut, jetzt kommt endlich der Hören-Sinn! Das Zentrale der Sendung, wo sich die Paare richtig kennen lernen, richtig? Naja, geht so. Denn eigentlich haben alle nur einmalig miteinander gesprochen (mit Ausnahmen). Innerhalb von einer Stunde soll man sich also verlieben? Okay, bei der „Fühl- und Schmeckrunde“, in der direkt mal zwei Sinne zusammengepackt worden sind, darf man ja auch reden und hören. Wenn nicht gerade eine fremde Zunge im Hals steckt. Diese Stufe war natürlich interessant und (für uns zumindest) sehenswert. Das war die eine Verbesserung, die „5 Senses“ der Sendung „Love is Blind“ meiner Meinung nach voraus hatte.
Doch dann ging alles ganz schnell. Nach einer Stunde(?) Reden und ein paar Minuten Rummachen sollte der Verlobungsschritt her. Überschnell, wenn ihr mich fragt. Und entsprechend bröckelig entpuppt sich dieses fade Fundemant dann in den darauffolgenden Erlebnissen. Die Paare sehen sich und sollen auf Griechenland richtig zueinander finden. Aber Überraschung: Einige haben wohl nur einen flüchtigen Ersteindruck erhalten und vieles bröckelt auseinander. Wer hätte das gedacht? Vermutlich das berechnende Produktionsteam, das wohl eher auf TV-Drama denn wahres Liebesglück aus war? Hm…
Der Plan ging auf, etliche Entwicklungen liefen gänzlich anders, als man es in einer stringent angelegten TV-Produktion vielleicht hätte erwarten können. Viel Diskussions-Material für uns Zuschauer:innen ist ja auch nicht verkehrt. Am Ende stehen aber die (möglichen) Hochzeiten, bei denen entweder klargestellt wird, dass es nicht geklappt hat, man heiratet, oder aber man zwar die jetzige Hochzeit ausschließt, aber sich weiter kennenlernen möchte. Und dann? Tjoa, Abspann und leb wohl! Wir Zuschauer stehen im Dunkeln. Quasi ohne unsere Sinne. Wir sehen und hören nicht, wie es mit den Paaren weiter gegangen ist. Haben X und Y doch noch zusammengefunden? Ist die Ehe von der einen und dem einen denn noch intakt? Vermutlich sendet Sat.1 das irgendwann als Abklapper in irgendeiner Society-Show, die ich niemals zu sehen bekommen werde. Hier hätte ich mir etwas mehr erhofft. So könnte man fast meinen, „5 Senses for Love“ wäre sinnlos gewesen.
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