Es ist schon absurd: In Zeiten, wo sich die erfolgreichsten privaten TV-Sender RTL und ProSieben ein seriöses Profil zuzulegen versuchen, drängelt von hinten – oder niveautechnisch betrachtet von unten – direkt ein neuer Sender an die Bildschirmoberfläche, dessen Ruf unseriöser kaum sein könnte: BILD macht Fernsehen, und nicht mehr nur als Livestream im eigenen Online-Angebot bei bild.de, sondern als richtiger Fernsehsender. So neben ARD, ZDF und Sat.1 – und neben RTL und ProSieben natürlich.
Natürlich will sich Axel Springer mit BILD als Sender vom Rest abheben, ein eigenes Genre erschaffen, wie es BILD-TV-Programmchef gegenüber DWDL ausgedrückt hat. Von Geschichten-Fernsehen ist die Rede, man wolle keine Chronisten-Pflichten erfüllen wie Nachrichtensender, sondern die berührendsten und schönsten Geschichten des Tages erzählen. Was BILD darunter versteht, kann man jeden Tag am Kiosk mit Blick auf die BILD-Schlagzeilen oder mit einem Klick auf bild.de durchleben. Und in den letzten Monaten übt man ja auch schon fleißig bei bild.de mit einem Livestream, der die restlichen Nachrichten meistens einfach nach unten verdrängt.
Claus Strunz spricht vom Bürgerfernsehen im besten Sinne, und dabei fallen mir sofort die unsäglichen BILD-Leser-Reporter-Eskapaden ein, oder die mit hohem Fremdschämfaktor versehenen „Reportage“-Einsätze der BILD-Außenreporter bei Anti-Corona-Demos oder anderen Ereignissen. Mutmaßlich wird’s bei BILD im Fernsehen so schmuddelig, tendenziös und gefärbt weitergehen, wie man’s von BILD als Print und online kennt. Mit der Herangehensweise, wie BILD Ereignisse präsentiert, liegen die Macher da ja leider sogar im Trend. Keine Nachricht ohne Meinung, ohne Hintergedanken, stattdessen mit jeder Menge Hetze, Abfälligkeiten und Intrigen. Steht zu befürchten, dass BILD im TV die Hetzer in den sozialen Medien und im Internet mit noch mehr Material füttern und somit den Hass im Netz weiter befeuern wird.
In den letzten Tagen vor dem Start hat bild.de den Boden bereitet für den Fernsehableger: Die GEZ-Diskussion kam Axel Springer da vermutlich gerade recht, denn so konnte man prima nochmal eine Extraschüppe drauflegen, als man sich gegen die Öffentlich-Rechtlichen eingeschossen hatte. Oder wenn vom „Impfversagen“ der Bundesregierung die Rede ist. Oder vom „Warn-Desaster“ bei der Flutkatastrophe. Meinungs- und – viel schlimmer noch – Stimmungsmache in Reinform, die mit sachlicher Darstellung von Nachrichten nichts mehr zu tun hat. Aber ein Nachrichtensender möchte man ja auch gar nicht sein. Es steht trotzdem zu befürchten, dass ausrechend Leute, die von RTL und ProSieben nicht mehr abgeholt werden, im BILD-TV-Sumpf versacken. Klar ist aber auch: BILD im TV muss ein Erfolg für Axel Springer werden, um das auflagentechnisch stetig sinkende Schiff BILD irgendwie auf Kurs zu halten. Viel Erfolg möchte man da aber nicht wünschen.
BILD-Bild: Wikimedia
Das klingt ja nach einem deutschen OAN oder Newsmax. Rhetorisch würde ich eher sagen, der Sender drängelt von rechts außen.
Im Grunde ist es egal. Wer sich Bild TV reinzieht ist ohnehin für seriöse Medien verloren. Womöglich sind das dann nur Umsteiger von Print oder Web.
Angst, Hass, Titten und der Wetterbericht. Der Dreck kommt mir nicht in die Senderliste.
Vor einer Woche sprachen Hazel Brugger und Thomas Spitzer mit dem BILD-Vize Paul Ronzheimer…Wer das Gespräch bis zum Ende durchhält, weiß, welche „alternativen Realitäten“ „uns“ bei Bild-TV erwarten werden.
https://www.youtube.com/watch?v=bAohNQK0vc8
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