Es gibt kein Thema, das uns alle zurzeit mehr beschäftigt, auf jeglichen Kanälen erreicht und jedes Gespräch, egal mit wem, bestimmt: die Corona-Krise. Und noch nie zuvor hat man mit „alle“ wirklich alle Menschen gemeint, national und international gesprochen. Hier kann sich keine und keiner rausziehen, wir sitzen alle in einem Boot, auf der ganzen Welt. Auch unseren Blog hat das Thema bereits erreicht, zur Abwechslung gibt es nämlich auch mal etwas positivere News, die mit Corona einher gehen, wie Gratismonate und Rabatte bei Streamingdiensten oder die Rückkehr von Domian, der sich für eine Sondersendung zur Corona-Krise zurückmeldet, um mit Menschen über ihre Sorgen und Ängste in der aktuellen Situation zu sprechen. Natürlich hat das Corona-Virus auch Auswirkungen auf unsere TV-Kultur, denn noch immer ist das klassische Fernsehen für Millionen von Menschen der Nachrichtenkanal überhaupt.
In einer mehr als außergewöhnlichen Situation, die in vielen von uns große Unsicherheit, Existenzangst und Verzweiflung hervorruft, ist es wichtiger denn je, Solidarität zu zeigen. Solidarität, ein unbedingtes Zusammenhalten mit den Menschen, die den gleichen Herausforderungen ausgesetzt sind. Das heißt auch: Zuhause bleiben, um die Kurve zu senken und die Mitmenschen zu schützen.
Wo ist nun der Aufreger?
So gut und wichtig ich es finde, dass die Frequenz der Berichterstattung online, in Print und auch im TV enorm hoch ist, so erschlagend ist die Vielzahl der News auch. Man steht dauerhaft vor der Entscheidung: Schaue ich mir die neuesten Entwicklungen der Krise an, informiere ich mich zum Hintergrund des Virus, grüble ich weiter, welche Konsequenzen das nun alles für mich persönlich, für meine Familie und Freunde haben wird – oder entfliehe ich auch ausnahmsweise mal wieder in eine andere Welt und schalte für ein kleines Weilchen ab, um auch mal durchatmen zu können?
So hab ich in einer meiner kürzlich abgehaltenen Home Office-Mittagspausen die Entscheidung getroffen, einen Blick in die TV-Nachrichten zu werfen. Dort zu sehen: Die Pressekonferenz vom bayerischen Ministerpräsident Markus Söder und dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur Corona-Krise. Darin zu hören: Alle Bemühungen, die im Rahmen der Krise aktuell geleistet werden. Und immer wieder wird von Herrn Söder doch ganz besonders betont, wie viel besser und effektiver als alle anderen Bundesländer gerade Bayern einen Beitrag für die Bürgerinnen und Bürger leistet. Alles soweit schön und gut könnte man denken, hier spricht ja auch der bayerische Ministerpräsident. Aber seinen ersten Sprechbeitrag mit diesen Worten zu schließen, lässt mehr vermuten, dass wir doch wieder mehr Einzelkämpfer sind als dass wir alle in einem Boot sitzen:
„Unser einziges Ziel ist: Bayern soll durch diese Krise durchkommen.“
Puh. Dann nun noch im Alleingang die Ausgangsbeschränkung hinterher schießen, statt auf eine gemeinsame Entscheidung aller Bundesländer in Deutschland zu setzen, trägt da nicht unbedingt stärker zum Gemeinschaftsgefühl bei. Dabei bin ich auch eher dafür, schnell die Ausgangsbeschränkungen in Kraft treten zu lassen als noch lange zu warten und diese Konsequenzen dann zu spät zu treffen. Für so viele Menschen zählt gerade jeder Tag – sei es gesundheitlich, finanziell oder aus welchen Gründen auch immer. Und leider gibt es immer noch viel zu viele Menschen, die denken, dass das alles überhaupt gar nichts mit ihnen zu tun habe.
Aber vom Aufreger ganz schnell wieder zu schönen Dingen: Die Sender der ProSiebenSat.1 Gruppe und der Mediengruppe RTL blenden dauerhaft den Hashtag #WirbleibenZuhause ein, um alle nochmal an ihre Pflicht der sozialen Distanzierung zu erinnern. Zahlreiche Stars schließen sich in persönlichen Aufrufen oder gemeinsam gesungenen Songs zusammen, um die Botschaft, Zuhause zu bleiben, an ihre Fans zu senden. Immer öfter sieht man Bilder von Freunden, die sich mit einem Wein vor dem Bildschirm zu einer gemeinsamen Videokonferenz versammeln, um einander nah zu sein, auch auf die Distanz. We’re all in this together. All of us.
Als ich damals davon hörte, dass sich in den USA viele ärmere* Leute von Solidaritätsaufrufen eher reicher Schauspieler, Musiker etc. verarscht fühlen, fand ich das irgendwie verständlich. Schließlich macht es einen Unterschied, ob ein Paar mit drei Kindern in einer dicken Villa von Raumangst weit entfernt ist oder sich nichts Besseres als einen Schuhkarton auf Rädern in irgendeinem Trailerpark leisten kann.
* Es heißt übrigens „arm“ und nicht „sozial schwach“. Steuerhinterziehung ist sozial schwach, Armut nicht.
Jemanden einfach nur als „arm“ zu beschreiben ist auch keine bessere Wortwahl, da man auf vielen Ebenen arm sein kann.
So kann man jemanden zum Beispiel auch als „geistig arm“ betrachten, wenn er oder sie selbst nach vier Jahren immernoch in Blogs aktiv in nach dem Thema sucht um mit oberflächlichem Schubladendenken und polemischen Generalisierungen darauf herumzureiten.
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