Es ist zum Davonlaufen – Aufregen kann man sich über Gott und die Welt, das Wetter, die Politik, die Wahlwerbung, die Spritpreise oder, wie ich über einen der aktuellen Serienhits namens „The Rookie“.“The Rookie“ lief bereits drei Staffeln bevor ich, hochmotiviert wie ich sein kann, den Tipps zweier Arbeitskollegen (vom Fach) folgte und auch einmal einen Blick riskierte.
Gesagt, getan. „Was tippt der jetzt wieder für Unsinn?“, möge der eine oder andere sich nun wieder denken. Es geht doch hier um den bekanntlich allwöchentlich zu liefernden „Aufreger der Woche“, nicht um einen Serientipp! Vollkommen richtig. „The Rookie“ erfüllt locker beide Anforderungen. Bleibt mir der Aufreger. Und los geht’s.
Erinnert sich außer mir noch jemand an Kollege Jack Bauer? Jack, der in X Staffeln „24“ etlichen Terroristen und Schwerstkriminellen das Handwerk legte, mit seinem CTU-Team jeden noch so verzwickten Fall akribisch aufklärte und stets triumphierte? Jack hatte für jeden Fall, jede Bedrohung der nationalen Sicherheit 24 Folgen Zeit. John Nolan, alias „The Rookie“, klärt gefühlt in einer einzigen 40-minütigen Episode drei solcher Fälle, die unserem Jack rechnerisch 72 Folgen „gekostet“ hätten, ebenso bravurös und erfolgreich.
„WTF, was hab ich da jetzt wieder innerhalb weniger Minuten erlebt!?!“ Gedanken wie dieser drängen sich mir da öfters auf, wenn ich mal wieder John Nolan, den „vermutlich ältesten Rookie der Welt“ im Dienst beobachte. Worüber genau ich mich nun aufrege?
Vermutlich darüber, dass dieser Nolan meinen Jack, Serienheld und Verbrechensbekämpfer Nr. 1, zumindest für mich als damals jungen Erwachsenen, entzaubert hat. Probleme, wofür Jack samt Team von hochintelligenten Kollegen aller möglichen Spezialeinheiten eine gefühlte Ewigkeit brauchte, nimmt sich Nolan noch vor der Kaffeepause im Alleingang, bzw. nur unterstützt von zwei weiteren Rookies samt Ausbildern, zur Brust.
Und dabei haut er altklug wie Meister Yoda, Konfuzius, Buddha und Dalai Lama in einer Person Weisheiten raus, die mich teilweise nur noch müde grinsen lassen. Ja, ja, Rookie Nolan weiß immer und überall Bescheid!! Ein paar jugendliche Sektenmitglieder wollen sich vom Dach stürzen, weil der Weltuntergang droht? Nolan schafft es, sie aus der geistigen Umnebelung zu befreien und zu läutern. Ein korrupter Kollege vereitelt eine Mordermittlung? Internal Affairs bekommt es nicht auf die Reihe, ihn zu entlarven – Nolan macht das mal eben nach Feierabend. In wessen Armen muss die Polizeichefin sterben? Natürlich Nolans.
Jemand richtet die Waffe auf Nolan und er muss ihn in Notwehr erschießen? Kein Problem, weil es eben dazu gehört und Gespräche mit einem Psychologen oder ein paar Tage frei überflüssig wären – die Pflicht ruft schließlich! Seine im Übermaß vorhandene und stets passende Lebensweisheit entnimmt er übrigens seinem vorigen Leben als… Was hat er gleich gemacht? Irgendwie war er im Baugewerbe selbständig und hatte eben viel mit Kunden zu tun. Und das ersetzt Erfahrung in der Verhandlungsgruppe für Geiselnahmen, eine Ausbildung zum Profiler, Psychotherapeuten, Richter, Sozialarbeiter, Seelsorger… Fehlt bloß noch der Superheldenumhang.
Klar, Polizeiarbeit ist natürlich einfach und ein paar Monate Schnellschussausbildung gepaart mit allgemeiner Lebenserfahrung ersetzen natürlich auch Jahrzehnte an Erfahrung im sogenannten Einzeldienst bei der (echten) Polizei!
Nein, ganz im Ernst, das tun sie nicht.
Darüber, wie vieles hier falsch dargestellt wird, rege ich mich auf und dass es neben dem ansonsten richtig guten Cast einfach zu viel Nolan ist. Aber: ich gucke ihm weiter zu, vielleicht kann ich ja noch etwas lernen… 😜
Bilder: Netflix
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