Auch für Disney+ scheint de Hochphase erstmal vorbei zu sein: Wie die Geschäftszahlen für das 1. Quartal 2023 zeigen, hat Disney+ rund vier Millionen Kunden eingebüßt – zwar hauptsächlich bei Hotstar, der indischen Billigausgabe von Disney+, aber trotzdem ein Alarmsignal für Disney und CEO Bob Iger. Der will jetzt sparen – nachdem bereits beim ersten Mitgliederschwund 7000 Mitarbeiter:innen gehen mussten, wird jetzt darüber nachgedacht, Inhalte aus Disney+ zu entfernen und weniger Neuproduktionen anzupeilen. Lieber ein paar qualitativ hochwertige Inhalte als neue Serien und Filmen in großen Mengen – klingt nicht nur wie eine kluge Strategie, sondern auch genau wie das Konzept von Apple für Apple TV+, auf das man von Anfang an gesetzt hat und bei dem man sich auch nicht aus dem Konzept hat bringen lassen.
Warum nimmt Disney+ Inhalte aus dem Streamingdienst-Angebot?
Die Inhalte sollen vor allem deswegen rausgenommen werden, um diese in das Lizenzgeschäft zu überführen. So lassen sich mit Titeln, die in Lizenz bei Sky, Amazon Prime Video & Co. laufen, weitere Dollars erzielen, wohingegen die Titel als reine Katalogtitel in isney+ kein weiteres Geld erzielen. „The Rookie“ ist da ein gutes Beispiel – die neue Staffel 5 startet eben nicht bei Disney+, sondern in Lizenz bei Sky & Wow (siehe Hintergründe dazu hier).
Außerdem wird man auf Klasse statt Masse setzen, wobei das offensichtlich nicht heißt, dass man wie zum Beispiel Netflix vor einigen Jahren auf Preise und Auszeichnungen aus ist, sondern vielmehr auf einen großen Publikumszuspruch. Deswegen sollen vor allem die Franchise-Maschinen weiter angetrieben werden, heißt noch mehr Content bei Star Wars, Marvel & Co. Das ist natürlich auf eine interessensmäßig knapp zugeschnittene Zielgruppe gedacht, aber es ist eben auch eine breite Zielgruppe, wobei man aktuell eine gewisse Marvel-Müdigkeit bei den Fans erkennen kann.
Wie auch immer – weitere Methoden sind natürlich die klassische Preiserhöhung, die zumindest in den USA bald kommen soll, wie es bei Deadline heißt. Mit einem erhöhten Preis für die Standard-Aboversion möchte man sich dann noch mehr von der nicht-werbefreien Variante abheben. Außerdem plant Disney, spätestens Ende 2023 Disney+, Hulu und ESPN zusammenzuführen unter einem Dach+. Zwar soll laut buffed weiterhin alles einzeln buchbar sein, aber gerade die Hulu-Inhalte werten Disney+ natürlich extrem auf. Einige hulu-Produktionen laufen bei uns unter dem STAR-Label – eine Integration von hulu in Disney+ auch hier in Deutschland würde ich aber auf jeden Fall begrüßen.
Insgesamt knirscht es also weiter im Streamingmarkt. Eine gewisse Sättigung ist erreicht, jetzt beginnt der Kampf um Marktanteile und Profitabilität. Kaum zu glauben, dass nicht einer der großen Anbieter in den kommenden zwei bis drei Jahren auf der Strecke bleiben wird. Vorhersagen lässt sich das alles natürlich nicht, dazu gibt’s zu viele Variablen.
Kommentiere
Trackbacks