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TV-Aufreger-Balls-min
© Prosieben / Guido Engels

Während Joko und Klaas in dieser Woche mit „Männerwelten“ Sexismus gegen Frauen auf aufrüttelnde Art thematisiert und damit einmal mehr ein Stück Fernsehgeschichte geschrieben haben, läuft beim gleichen Sender eine der wohl geschmacklosesten „Trau-Dich“-Shows seit Langem – „Balls – für Geld mach ich alles“. Nein, das „Hö, den Claim kenn ich doch?“-Gefühl täuscht nicht, nur dass das diesmal nicht Promis unter Palmen behaupten, sondern „normale“ Leute.

Das Konzept: 50 Kandidat_innen wird eine Aufgabe gestellt, die in mehreren Stufen erweitert wird. Nach jeder Stufe müssen die Teilnehmer per Buzzer bestätigen, dass sie die Aufgabe immer noch erledigen möchten – für bis zu 3.000€ „aus der Portokasse“ von ProSieben. „Bis zu“, da der Preis noch fallen kann, wenn mehrere Leute am Ende bereit sind, die Aufgabe zu machen – was bisher immer der Fall war.

Von Würgereiz und Penis-Gags

Leute müssen also für Geld etwas Unangenehmes tun, so weit, so bekannt – von Joko und Klaas vor allem würde ich sagen, oder in Grundzügen auch aus „Elton zockt“, es gibt da bestimmt viele Vorbilder. So etwas Unangenehmes wie eine Frau küssen zum Beispiel, mit Zunge. Haha! Und das muss dann ausgerechnet eine Frau machen! Wie lustig! Im Borat-Anzug auf einer Toilette aus Eis sitzen, in der Ratten sind, und dabei Backstreet Boys singen. Einen Vortrag über das Sexualleben von Faultieren halten und dabei strippen. Abgelaufene Milch trinken. Neun Eier trinken (Eier, versteht ihr? HAHA!). Das trifft noch euren Humor? Ok. Auch noch die anscheinend unvermeidliche „Lass-dir-ins-Gesicht-furzen-„-Aufgabe? Oder die, in der jemand seine eigenen Haare essen muss? Reicht´s jetzt langsam?

Und immer wieder grüßt der Penis. Hier wird einer auf den Hinterkopf tätowiert, dort einer auf den Hintern gebrandet, und der Faultier-Vortrag endet damit, dass der Nackte noch eine Runde Seilspringen muss. Himmel. Allein Moderator Christian Düren quietscht und freut sich dabei wie ein kleiner Junge. Das einzige, was dabei sowas wie einen Unterhaltungswert bietet ist, dass die Kandidaten allesamt schlagfertiger sind als Christan „Der Endgegner“ Düren und seine Versuche, den jeweiligen Freiwilligen noch weiter zu ärgern, auf Granit stoßen. Wer bei „Balls“ mitmacht, dem muss ohnehin fast alles egal sein, der kann mit Leichtigkeit über den plumpen Sticheleien von Düren stehen.

Herr Düren und der Diss

Apropos Düren… den hab´ ich doch erst kürzlich irgendwo gesehen? Achja, bei „GNTM“. Düren durfte die Rolle des Medien-Coaches übernehmen, Heidis „Mädchen“ interviewen und ihnen anschließend einen Stempel aufdrücken Hashtag geben. Wer lieber wenig sagt, als zuviel von sich preiszugeben, hat „#nopersonality“, wer sich nicht unterbrechen lässt, ist „#zickig“, und wer vor Nervosität blackoutet, ist „#langweilig“. Ja, dieses Training war schon immer darauf ausgelegt, die angehenden Models auf die „harte Realität“ vorzubereiten, aber Düren wollte die Rolle des unsympathischen Journalisten auch nach den Interviews nicht ablegen. Wie das und seine Moderation dieser unsäglichen „Balls“-Show zu seinem Aufritt in dem (sonst natürlich löblichen) ProSieben-Clip gegen Cybermobbing passt, erschließt sich mir allerdings nicht ganz.

„Was bringt es, andere zu dissen?“

Gute Frage, Herr Düren, warum erklären Sie uns das nicht? Vielleicht bevor Sie das nächste Mal darüber lachen, dass jemand für 3.000€ seine verdammten Haare isst.

Was bleibt zu „Balls“ noch zu sagen? In der zweiten Folge (Ja, ich hab mir beide angetan. Für euch.) wird endlich das Geheimnis gelüftet, was es mit dem Titel auf sich hat:

„Sollten Sie sich gefragt haben: Balls, balls, balls, was meint ProSieben schon wieder mit diesem neumodischen Begriff, „Balls“? Es ist ganz einfach! Wir meinen die [Geste und Blick Richtung Schritt] Eier. Eier können bei uns, denn wir bei ProSieben, wir LEBEN Gleichstellung, ja, bei uns können Eier nicht nur Männer haben, bei uns können Eier auch die Frauen haben, ja, und das werden sie hoffentlich heute unter Beweis stellen.“

Na. Dann.

Bei aller Liebe für Reality Shows: ProSieben, bitte beendet diese Grausamkeit. Nehmt die ganzen Fäkal- und Penis-Jokes, begrabt sie zusammen mit „Balls“ und nutzt das Geld aus der Portokasse und die Sendezeit für etwas Besseres. Wenn euch nichts einfällt, habt ihr ja noch Joko und Klaas.

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Samstag, 16. Mai 2020, 18:06 Uhr
SerienTV
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