Eine Ära geht zu Ende: Netflix stellt den DVD-Versand ein. Okay, wird nicht wenige geben, die jetzt sagen: „Die versenden immer noch DVDs?“ Oder, die Jüngeren: „Was ist denn DVD?“ Ja, ein Medium, um das Netflix vor 25 Jahren ein Geschäftsmodell gestrickt hat und damit erfolgreich wurde. Der Vorläufer der Streamingkonzepts einfach erklärt: Man zahlt eine monatliche Pauschale und kann sich dafür Filme und Serien auf DVD per Post zuschicken lassen. Hat man’s gesehen, geht’s zurück mit der DVD zu Netflix. Doch der Siegeszug des Streamings ist nicht nur eine Gefahr fürs lneare TV – auch der DVD-Verleih wird sterben. Amazon hat Lovefilm bereits 2017 eingestellt, jetzt ist DVD.com an der Reihe. „Wir werden unsere letzten Discs am 29. September 2023 versenden“, heißt es bei Netflix.
„Diese ikonischen roten Umschläge veränderten die Art und Weise, wie Menschen zu Hause Serien und Filme sahen – und sie ebneten den Weg für die Umstellung auf Streaming. Von Anfang an liebten unsere Mitglieder die Auswahl und Kontrolle, die Direct-to-Consumer-Unterhaltung bot: die große Vielfalt der Titel und die Möglichkeit, ganze Serien zu sehen. DVDs führten auch zu unserem ersten Ausflug in die Originalprogrammierung – mit Red Envelope Entertainment-Titeln wie Sherrybaby und Zach Galifianakis Live at the Purple Onion“, heißt es im Netflix-Blog.
Der Beginn von Netflix: 40 Euro Mahngebühren für „Apollo 13“
Die kolportierte Entstehungsgeschichte des DVD-Verleihs von Netflix ist einigermaßen skurril: Software-Unternehmer Reed Hastings und Marketingprofi Marc Randolph hatten vor 25 Jahren eine Geschäftsidee: Warum nicht DVDs per Post verleihen? Am 29. August 1997 gründeten sie die Online-Videothek Netflix. Doch erst zehn Jahre später, als das Streamen von Filmen via Internet auf breiter Front möglich wurde, nahm das Geschäft rasant Fahrt auf. Die Geschäftsidee geht auf eine VHS-Videokassette zurück, die Hastings in einer örtlichen Videothek ausgeliehen hatte, dann aber nicht mehr auf dem Schirm hatte, die rechtzeitig zurück zu geben. Die Folge: 40 Euro Gebühr für das Überziehen der Leihfrist von „Apollo 13“. Das hat ihn so geärgert, dass er danach im Fitness-Studio beim Training weiter darüber nachdachte – und darauf kam: Im Fitness-Studio kann ich für die gleichen 40 Dollar im Monat so lange trainieren, wie ich will. Wie wäre eigentlich so eine Film- und Serien-Flatrate? Netflix war geboren. Wer mehr zu dieser Historie wissen möchte – Michael Ossenkopp hat das für die Augsburger Allgemeine toll zusammengestellt.
Jetzt kommt also das Ende – und ein bisschen Wehmut schwingt mit, obwohl man das Angebot selbst ja gar nicht benutzt hat. Ich bin ja noch ein Videotheken-Kind, das vor Ort VHS-Bänder und DVDs ausgeliehen hat. Es gibt aber Leute im Freundeskreis, die zumindest lange Lovefilm-Kunden waren und sich die neuen Streifen immer schön in die Redaktion haben schicken lassen. Heute leben wir in der schönen Streaming-Welt, die ohne diesen DVD-Verleih nicht möglich gewesen wäre. Tschüss, DVD.com.
Bilder: Netflix
Es gibt ja noch Videobuster. Aber wenn die dichtmachen, bin ich auch gearscht, was physikalischen Filmverleih angeht.
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