Wir leben aktuell in einer außergewöhnlichen Zeit, auf die so niemand vorbereitet war. Seit ungefähr einem Jahr nun befinden wir uns in einer globalen Krise und müssen zusehen, dass wir mit der Pandemie zurecht kommen. Ich erinnere mich gut an die ersten Tage des Lockdowns: Jeden Tag habe ich die Nachrichten angeschaltet, nicht nur die „Tagesschau“, sondern auch jede Pressekonferenz, jede Verkündung der Neuigkeiten vom RKI und womit wurde ich zurückgelassen? Mit schlechten Nachrichten noch und nöcher. Und das Ausmaß der Pandemie und der Dauer, die diese uns beschäftigen wird, war noch nicht einmal absehbar. Ganz unbewusst geraten wir durch die dauerhafte Aufnahme der Nachrichten, nicht nur jener, die sich um die Corona-Pandemie drehen, sondern generell, in einen Sog aus negativen Eindrücken.
Natürlich ist es nachvollziehbar, dass die Nachrichten sich auf die großen und berichtenswerten Ereignisse in der Welt fokussieren. Die Nachrichten müssen einen „Nachrichtenwert“ haben, der auf verschiedenen Kriterien beruht. Und das führt nun mal dazu, dass in der überschaubaren Nachrichtendauer eben meist die negativen Ereignisse Platz finden: Krisen, Kriege, Katastrophen. Aber was macht das mit uns als Zuschauer:innen? Schaut man sich nur über einen Bruchteil all der analogen und digitalen Wege, die es mittlerweile gibt, jeden Tag die Nachrichten an, um auf dem aktuellen Stand über das Weltgeschehen zu bleiben, kann man kaum anders, als niedergeschlagen dort heraus zu gehen. So viele schlimme Dinge, die auf der Welt passieren, das kann man als normalsterbliche Person doch kaum verarbeiten. Durch das permanente Einprasseln negativer Eindrücke sind wir gefangen in einer Blase, die Welt sei nur schlecht, Menschen zerstörerisch und unsozial. Es wurde mittlerweile sogar durch diverse Studien belegt, dass Menschen, die täglich die Nachrichten schauen, unglücklicher sind als diejenigen, die es nicht regelmäßig tun. Absolut nachvollziehbar! Wir bekommen einen verfälschten Eindruck von der Welt, wenn wir uns unser Bild von ihr nur über die Nachrichten machen. Denn eigentlich ist die Welt gar nicht so schlecht wie wir manchmal denken und die Menschen sind von Natur aus deutlich friedliebender als wir meinen. Ich versuche meinen Nachrichtenkonsum mittlerweile einzuschränken – auf dem Laufenden bleiben, ja, unbedingt – aber nicht die schlechten Nachrichten das eigene Leben bestimmen lassen.
Eine Leseempfehlung zu diesem Thema ist Rutger Bregmanns Spiegel Bestseller „Im Grunde Gut“. Ein Buch, das gerade in Pandemiezeiten wirklich Mut macht.
Bild: ARD
Dass sich Journalisten weltweit nicht mehr durch den, fast 150 Jahre alten, Leitspruch „Nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht“ leiten lassen wollen, erkennt man an der stetig größer werdenden Strömung der „Constructive News“, oder des „Positiven Journalismus“.
Und ich denke, da sind auch wir als „Konsumenten“ gefragt, nicht nur genervt den Kopf über die nicht enden wollende Berieselung durch schlechte Nachrichten zu schütteln und mit Verweigerung zu reagieren, sondern bei den Medienschaffenden Veränderungen durch konstruktive Kritik einzufordern.
Deshalb finde ich deinen „Aufreger der Woche“ auch wirklich großartig, weil ich ein wenig darauf hoffe, dass er mehr Menschen zum Protest „anstiftet“:
„WIR WOLLEN MEHR POSITIVEN JOURNALISMUS!“