Meckern können wir! Vor allem, wenn man mehr als genug hat. So sind die Streamingdienstprogramme auch diesen Sommer wieder überfüllt, nicht nur mit ordentlich Vorräten, es wird auch immer noch gut nachgeschoben. Weiter und weiter. Von einem Sommerloch ist keine Spur.
Eigentlich bezieht sich die Bezeichnung „Sommerloch“ auf die eher ereignislose Zeit im Sommer, in der es kaum etwas Neues in der Politik, im Sport, aber meistens auch kulturell nichts zu berichten gibt, sodass die Tageszeitungen um Nachrichten ringen. Der Begriff hat sich aber auch auf andere Bereiche übertragen und bezeichnet eine Flaute jeglicher Art. Denn grundsätzlich ist ein Sommerloch ja erstmal irgendwie was Schlechtes. Es suggeriert, dass wir etwas nicht haben und das Fehlen dieses Etwas muss mit irgendetwas anderem ausgeglichen werden. Und auch, wenn dem Begriff etwas Negatives anhaftet, hat so ein Sommerloch gleichzeitig aber auch positive Nebeneffekte. Man verpasst nichts, muss nicht ständig on track bleiben, kann sich auch mal anderen Dingen widmen. Ein Sommerloch führt also auch zu einem kleinen Aufatmen.
Doch wo ist das Sommerloch, wenn wir Serien betrachten? Die Streamingdienste rüsten nahezu täglich auf, füllen ihr Programm mit alten und neuen Schätzen. Beim Wunsch, eine neue Serie zu starten, muss man sehr vorsichtig sein, dass man seinen ganzen freien Abend nicht ausschließlich in die Entscheidungsfindung investiert und einem dann keine Zeit mehr für das eigentliche Schauen bleibt. Vor einiger Zeit noch waren unsere Sehgewohnheiten stark an den (hauptsächlich US-amerikanischen-Network-)TV-Seasons ausgerichtet, die sich meistens von September bis Mai erstrecken. Hier startet dann der Großteil aller neuen Serien und Staffeln. Der Sommer wird gekonnt ausgelassen, denn da ist es meistens heiß, die Abende sind lang, man kann draußen sitzen oder ist vielleicht sogar im Urlaub. Beste Zeit, mal eine kleine Serienpause einzulegen. Oder vielleicht endlich diese eine Serie nachzuholen, die schon so lange auf meiner Watchlist steht und immer wieder von den Neuankömmlingen verdrängt wird.
Und heute? Heute können wir uns vor dem Überangebot an Serien auf den Streamingportalen nicht retten. Alle paar Wochen wird das nächste Highlight nachgeschossen, dazwischen mit buntem Allerlei aufgefüllt. Man kommt weder mit den neuen Werken hinterher, noch könnte man nur im Ansatz darüber nachdenken, mal was Altes hervorzukramen. Denn irgendwie ist ja auch so eine neue, hochgelobte und überall beworbene Serie was Verlockendes.
Natürlich ist jede*r Zuschauer*in frei in dem, was man für das eigene Sofaprogramm wählt und eine große Auswahl ist definitiv Luxus, für den man dankbar sein sollte. Manchmal wünschte ich mir aber, ich könnte mich mehr von diesen ganzen Neustarts freimachen. So ein Sommerloch, das einen durchatmen lässt, das wäre doch was Schönes.
Was sagt ihr, lasst ihr euch von Serien- und Staffelneustarts zu stark beeinflussen oder seid ihr immer Herr*in über euer Serienprogramm?
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