Ja, mittlerweile kann man so formulieren: Traditionsgemäß wechseln sich meine Blogger-Kollegen Fabio, Michael und ich damit ab, über die im Marvel-Universum neu erschienenen Serien zu berichten. Das war auch dieses Mal so, Fabios Review berichtet über die ersten beiden Folgen von „Ms. Marvel“. Mein kleiner Beitrag beleuchtet den Fortgang und das Ende von „Ms. Marvel“. Vorab kurz erwähnt sei es, dass ich ungern den Begriff „Zielgruppe“ verwende. Vermutlich wäre diese im Fall von „Ms. Marvel“ eindeutig ein deutlich jüngeres Publikum – auf alle Fälle beginnend im Schulalter. Uns „reiferen“ Jahrgängen ist es natürlich trotzdem vergönnt, etwas Spaß bei zielgruppenfernen Serien zu finden. In diesem Falle, so weit oute ich mich gern, hat es tatsächlich wieder einmal geklappt! Spätestens mit Folge 2 hat mich Kamala in ihre kleine Familien- und Mythenwelt hineingezogen und „gepackt“. Nicht extrem, dass es bis zum „Durchbingen“ der kompletten Staffel an einem Abend gereicht hätte – nein – aber zumindest täglich eine Folge, das war drin!
Wie wir schon wissen, ist Kamala – ihrer Urgroßmutter und dem Armreif sei es gedankt – ein Djinn. Und unter diesem Djinn versteht man wohl nicht nur den klassischen „Wunderlampengeist“, den wir noch von Aladin kennen, der sich nach ausreichend Reibung zeigt und ab und an auch Wünsche erfüllt. Nein, weit gefehlt. Diese Djinns können… zaubern? Na zumindest kann Kamala als „Night Light“ Lichtenergie hervorbringen und „verfestigen“, so dass sie auch darauf laufen und dieses Licht als Waffe gegen Gegner benutzen kann. Teilweise erinnert dies dann z.B. an Mr. Fantastic, Dr. Reed Richards von den „Fantastischen Vier“. Zumindest mir ging es so, als Kamala während eines Kampfes eine riesengroße Faust aus Licht gebildet und eingesetzt hat. Reed kann sowas auch – nur ist der eher selbst aus komplett elastischem „Weltraumgen-veränderten“ Material („Fantastische Vier“-Fans mögen mir nachsehen, dass ich hier nicht ins Details gehe) während Kamala stets sie selbst bleibt und „nur“ die dank des Armreifs verfügbare Energie benutzt.
Wir haben mittlerweile gelernt, dass diese Energie „Noor“ heißt, die Kamala und einst ihre Urgroßmutter benutz(t)en. Dieses „Noor“ verlangsamt auch den Alterungsprozess, was erklärt, wieso die als Kamalas Gegner fungierenden „Clandestines“ unter Führung von Namja sich stets (optisch) so frisch halten. Die Clandestines folgen ihrem Antrieb: Sie wollen nach Hause in ihre Heimatdimension – ohne Rücksicht auf Verluste. Der Zugang dazu kann (unter anderem) nur von Kamalas Armreif geöffnet werden. Diese Öffnung des Energieschleiers hat natürlich, blöderweise, stark negative Auswirkungen auf unsere gute alte Mutter Erde, weswegen alles unternommen werden sollte, um den Armreif verborgen zu halten. Hierzu lernen wir die Kämpfer für das Gute, die „Red Daggers“ kennen. Ein Geheimbund aus sehr gut trainierten „Eingeweihten“, die wissen, was auf dem Spiel steht in diesem Kampf gegen die „Ungesehenen“ (die Clandestines).
Eine weitere Gruppierung, denen wir begegnen, ist das „Department of Damage Control“ – DODC – und ihre resolute Chefin, die gern auch mal ihren eigenen Weg geht, abseits der Vorstellungen ihrer Vorgesetzten. Irgendwie helfen die DODC Kamala auch: sie waren es schließlich, die in Folge 2 die Clandestines einkassiert und im „DODC-Supermax-Prison“ eingekerkert haben. Wie es bei Regierungsbehörden, deren Abkürzungen sich aus wenigen Großbuchstaben zusammensetzen, oft ist, so auch hier: Die hauen nur gewaltig auf die Kacke, letztlich hält das vorgenannte „Supermax-Prison“ leider gar nicht, was die recht martialische Bezeichung verspricht. Die Clandestines kommen frei und sind auch flugs wieder hinter Kamala und ihrem Armreif her.
OK, lange Rede kurzer Sinn, dass ich Spaß hatte, erwähnte ich bereits. Deshalb gibt es von mir auch:
Familiengerechte Action, Lichtblitze statt Blutfontänen, kleine Lovestorys, selbst kurze Zeitreisen, ausreichend Humor um vielleicht etwas bissigere Situationen damit zu entschärfen, liebenswerte Hauptdarsteller – dieser Cocktail hat es geschafft, mich zu überzeugen. Verlangt ja niemand, dass das Rad ständig neu erfunden werden muss, weswegen denn. Wer sich einfach zum Ziel setzt, ein paar wenige vergnügliche Stunden dem (wortwörtlich hitzigen) Alltagsstress zu entfliehen, der ist mit den leider nur sechs Folgen von „Ms. Marvel“ gut bedient.
Es gibt auch Wortwitz, der nicht immer zündet, aber zumindest stets für ein Grinsen sorgen kann. Dann zum Beispiel, wenn Bruno sowas raushaut:
Kamala: „Ich bin ein Djinn!“
Bruno: „Tonic?“
Bruno ist allgemein, vielleicht ob seines zur Schau gestellten hochintelligenten, trotzdem eher „nerdigen“ Charakters, für einige Lacher gut. Auch dann, wenn er Kamala nach ausführlicher Bedenkzeit erklärt, dass Reisen in andere Universen durchaus möglich sind. Man bräuchte nur die komplette Energie der Sonne dafür! Das haut der dann einfach so raus! Man muss einfach grinsen!
Selbst für ein wenig Geschichts- und Kulturunterricht ist gesorgt. Wir erfahren, dass Pakistan schlussendlich 1947 nach fast 200 Jahren unter britischer Kolonialzeit frei wurde. Unter dieser Teilung Indiens versteht man die Aufteilung des vormaligen Britisch-Indien aufgrund religiöser und ethnischer Auseinandersetzungen, die schließlich am 14. und 15. August 1947 zur Gründung zweier unabhängiger Staaten führten: Pakistan und Indien. Wir erleben dies, indem wir Kamalas Urgroßmutter Aisha dabei begleiten, wie sie versucht ihre Familie vor den Clandestines zu schützen und den Armreif sicher zu verwahren. Deren Erlebnisse, die in kurzen Rückblenden gezeigt werden, waren längst nicht immer mythisch, magisch und wundervoll. Nein, als Muslime erlebten sie und ihre kleine Familie es, wie sie plötzlich zu Ausgeschlossenen wurden, deren Rosen niemand mehr kaufen wollte und deren Geld andererseits nicht angenommen wurde. Schließlich blieb ihnen nur die Flucht übrig. Ein ernstes Thema, fernab jeglichen Humors, aber gut in den Kontext des Serienstoffes integriert.
Sollte es irgendwann eine zweite Staffel von „Ms. Marvel“ geben, so schalte ich sicherlich wieder ein. Wenn ihr die Serie noch nicht kennt, schaut sie euch an, ausreichend „Feel-Good“-Schwingungen sind vorhanden, um auch etwas tristere, kommende Herbst- oder gar Winterabende „aufzupeppen“.
Bilder: Disney+
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