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Soundtrack der Woche #27

Musik in: Carnivale (Jeff Beal)

9. November 2015, 18:00 Uhr

Die Musik

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Die Musik von Carnivale ist unverkennbar aus dem Hause Jeff Beal. Rund um den Score werden einige bekannte Lieder der damaligen Zeit verwendet – die sind allerdings nicht auf dem Soundtrack-Album zu finden. Vor allem während der Show auf dem Carnival oder in Städten werden hauptsächlich alte Blues- und Folksongs gespielt. Die Titelmelodie stammt übrigens nicht von Jeff Beal, sondern von Wendy Melvoin und Lisa Coleman. Sie ist allerdings im Stil des restlichen Scores der Serie gehalten, so dass sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt. Jeff Beal hat versucht, die Musik möglichst dreidimensional zu gestalten:

I think one thing that I’ve tried very hard to do is to create almost a three dimensionality to the music. I think it helps tell the story, because obviously the characters are that way, and the acting and so many other elements are on that level. It’s not a one-dimensional show.

Auf dem Album ist der Main Title erst an dritter Stelle zu finden – Jeff Beal startet stattdessen mit der End Title-Musik der Serie; das ist keine schlechte Idee, denn es ist gleichzeitig Ben’s Theme und damit eines der Hauptthemen der Serie, das oft zu hören ist, wenn die Hauptfigur Ben in Erscheinung tritt. Auf dem Album sind Variationen des Themas häufiger zu hören, bei Meet Samson, Ben’s Dream zum Beispiel, oder bei Ben Heals the Girl und bei Ben Heals Kerrigan.

Jeff Beals Score ist hauptsächlich orchestral gehalten, mit üppigem Streicher- und vor allem Bläsereinsatz. Er beinhaltet aber auch Bluegrass-Anklänge, die eine Atmosphäre passend zum Zeitpunkt der Handlung schaffen, und viele atmosphärische und rhythmische Sounds. Gitarren, Klaviere, Violinen, Violoncelli und Trompeten vermengen sich zu einem ungewöhnlichen Köangkörper. Dazu gibt’s Banjos, Mundharmonikas, Ukulelen und Duduks. Die Zusammenstellung wie auch die ersten musikalsichen Ideen entstehen beim Sehen der Folgen:

Usually, we’ll sit down after an episode is fully edited, or close to fully edited, with Howard and the rest of our crew, my music editor, Jenny, and the music supervisors and we’ll go through what’s called a ’spotting session.‘ We’ll watch the whole episode through and take notes; a lot of times we’ll stop and talk about a scene. Quite often the editors will put in temp music, just to kind of give an example of where maybe music should go, and maybe even what emotional tone the music should have. So then I’ll go back to my studio and start writing, send out tapes to both HBO and Howard and then get notes back.

Die einzelnen Charaktere des großen Casts werden nach ihrem ethnischen Hintergrund verschieden musikalisch untermalt. Einige Charaktere, unter denen im Laufe der ersten Staffel eine Beziehung zueinander entsteht, haben ähnliche Musikthemen bekommen. Unterschiedliche Musikideen werden von Jeff Beal außerdem genutzt, um die verschiedenen Welten darzustellen. Gerade die Arbeit an den Charakter-Themes hat Jeff Beal große Freude bereitet:

Early on I realized that this would be really effective for the show, because it has so many characters. It kind of keeps it straight, in a way. One thing that’s enjoyable about the show is that because there’re no commercials, it’s paced much more like a movie. And a lot of the characters have long scenes where I was able to develop themes. Obviously in the pilot I was able to get things going for Ben and Justin. But later on, in episode four, „Black Blizzard“, Lodz becomes a very important character, and I was able to do something for him. We even created something for Apollonia because I really wanted Clea to have a little something for her to play against while she’s in the room with her mom. It just became this kind of fun little leitmotif that represents the conversations that they have.

Anspieltipps sind:

– His Name was Michael: Ein ruhiges Pianostück, sehr getragen gespielt, mit einigen Cello- und Violinen-Einspielungen.

– Storm’s Coming: Ein oft wiederkehrendes Thema, das immer grundlegende Veränderungen in der Handlung ankündigt. Es erinnert mich vom Stil her ziemlich an das Klangbild von Battlestar Galactica.

– Rita Sue and Jonesy: Eines der Themen, das sich gleich zwei Charakteren widmet. Ein sehr ruhiges Stück, das die ganze Tragik und Melancholie der Beziehung zwischen Sue und Jonesy transportiert.

– The Carnivale Convoy: Ein klassisches Bluegrass-Stück, das echte Mittlerer-Westen-Stimmung vermittelt. Erinnert mich an Angelo Badalamentis Score zu The Straight Story.

– Dora Mae’s Funeral: Nochmal ein bluesgrassartiges Stück, das in Episode 3 verwendet wurde. Das Stück trägt in der Serie die gesamte Szene – und gehört zu Jeff Beals Lieblingsszenen der gesamten ersten Staffel.

– Justin calls Iris: Eines der wenigen Stücke, in dem auch Stimmen verwendet werden. Passend zu Justins Charakter, wird auch hier eine eher bedrohliche Stimmung erzeugt. Dazu kommen Streicher zum Einsatz, wie man sie von Arvo Pärts Fratres kennt – tolle Verbindung zwischen den Instrumenten und dem poerettenhaften Gesang.

– Justin at Mr. Chin’s – Justin’s Theme: Das Thema des bösen gegenspielers zu Ben, strukturiert durch einige Bläserfanfaren und stakkatomäßig eingesetzte Trompeten. Der Charakter hatte es Jeff Beal musiktechnisch besonders angetan:

One of the things that’s interesting about that character is that he’s written in such a way that you kind of get caught up in him. You almost empathize with his own personal seduction and discovery of his powers, and I was really intrigued by that. Just from a musical point of view – specifically because it deals with this kind of religious zeal – I wanted the audience to not just be pushed away by him but actually get caught up in what he was doing. So I was very conscious from the first episode on, to make the music about his delusion of grandeur and sense of self-importance.

Fazit

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Ich mag die ungewöhnliche Zusammenstellung des Scores. Er vereint wie gesagt verschiedene Stile und Instrumentengruppen und sorgt so für eine ganz eigene Musiksprache – die hervorragend zur Gesamtstimmung der Serie passt. Man merkt auch, dass Jeff Beal hier ein Gesamtwerk schafft, dem durchaus mehr als zwei Staffeln gewünscht werden dürfen. Mir gefällt die dunkle Gesamtstimmung einerseits, aber auch die detailreich transportierte Tragik, die sich in den eizelnen Charakteren und ihren Themen wiederfindet. Dazu die Bluegrass-Schnipsel dazwischen – irgendwie gut. Schade, dass es nicht mehr offiziell veröffentlichtes Material gibt. Nach dem Absetzen der Serie gab es noch einige Tracks als freien Download im Netz, vielleicht macht man sich in Zeiten von iTunes & Co. nochmal daran, nachträglich diese Tracks zu veröffentlichen.

Das müsst Ihr wissen

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Das Album gibt’s bei Spotify zum Durchhören, bei Amazon ist es als CD-Import für um die 20 Euro zu haben. Die besten Tracks habe ich zu unserer sAWE-Soundtrack-Playlist bei Spotify hinzugefügt.

Jeff Beal – Carnivale

01. Carnivàle End Title (Ben’s Theme) (01:05)
02. Dora Mae’s Funeral (02:03)
03. Carnivàle Main Title Theme (01:26)
04. Meet Samson, Ben’s Dream (01:30)
05. Justin at Mr. Chin (Justin’s Theme) (04:04)
06. His Name Was Michael (02:17)
07. Storm’s Coming (01:41)
08. Ben Heals The Girl (01:59)
09. Rita Sue and Jonesy (01:45)
10. Lodz and Ben (02:05)
11. Tne Carnivàle Convoy (02:07)
12. We Can Be Saved (03:13)
13. The Mark of The Beast (03:00)
14. The Silent Film (01:13)
15. Fix Up Dora Mae (01:15)
16. Black Blizzard (05:06)
17. Ben Heals Kerrigan (01:31)
18. Justin Calls Iris (02:05)
19. Management’s Advice (00:56)
20. You’re The One (02:50)
21. The Russian Front (01:22)
22. Babylon (04:06)
23. Ben Searches The Templar Hall (03:07)
24. Sofie Reads The Cards For Ben (03:26)
25. Lodz and Management’s Plot (01:36)
26. Lucky To Have Jonesy (Sofie’s Theme) (03:20)

26 Tracks, 2004 HBO

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Montag, 9. November 2015, 18:00 Uhr
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