Die Serie – darum geht’s
Die Serie Fargo basiert auf dem gleichnamigen Film aus dem Jahre 1996 und ist so eine Mischung aus Adaption und Spin-Off. Wie beim Film sind auch hier die Brüder Ethan und Joel Coen an der Entwicklung des Formates beteiligt. Die handlung spielt in der Kleinstadt Bemidji, in der Lorne Malvo bei einem Wildunfall strandet. In der Folge passieren in der Stadt einige brutale Morde, mit der die örtliche Polizei eben Lorne Malvo und außerdem Lester Nygaard in Verbindung bringt. Die beiden kennen sich von einer zufälligen Begegnung im Krankenhaus, doch im Laufe der Serie entwickelt sich eine immer stärkere Verbindung zwischen den beiden.
Die Serie ist hervorragend besetzt, unter anderem mit Oscar-Preisträger Billy Bob Thornton, außerdem mit Martin Freeman (Sherlock, Hobbit), Bob Odenkirk (Better call Saul) und Colin Hanks (Mad Men, Dexter).
Der Komponist
Jeff Russo kommt eigentlich aus dem Rockmusik-Bereich: Er ist Gründungsmitglied der amerikanischen Rockband Tonic. Auch mit der Acoustic Rockband Low Stars ist er unterwegs. Seine Frau Nina Gordon gehört zur Band Veruca Salt. Zur Filmmusik ist er eigentlich durch einen Zufall gekommen: 2006 wurde er von Wendy Melvoin angesprochen, eine gute Freundin seiner Frau und selbst Komponistin für Film- und Serienmusik. Sie arbeitete zu der Zeit mit Lisa Coleman am Soundtrack zur Serie Crossing Jordan, bereitete außerdem den Score zu Heroes vor. Beide hatten damals so viel zu tun, dass sie Jeff Russo fragten, ob er nicht helfen könnte. Er hat sich das dann zwei Monate bei denen angeschaut und ist in die Arbeit zu Crossing Jordan eingestiegen. Die Folgestaffel hat er dann komplett übernommen. Von ihm stammen außerdem die Scores zu Power, Hostages, CSI: Cyber und zur zweiten Staffel von Extant.
Ein bisschen was zu seiner bisherigen Karriere und zu seiner Arbeit an Fargo erzählt er in einem Interview mit Robb Weller für Hollywood Headliners:
Seine Rolle als Komponist sieht er aus einem ganz bestimmten Blickwinkel heraus. Als Komponist für Filme und Serien habe er die Gelegenheit, etwas Bedeutungsvolles zu produzieren. Mein schreibe nicht einen Score zu einem Dialog oder ähnlichem, sondern das, was der Komponist kreiere, sei in dem Moment der Dialog in der Serie. Zwischen dem Sichtbaren und der Musik bestehe eine Art Symbiose – die Musik werde durch das Optische besser, die Serie aber auch durch die Musik – im Idealfall, natürlich.
Der 44-Jährige mag einen Score, der mit realen Instrumenten eingespielt ist, weniger elektronische Klänge. Das hat er auch bei Fargo eingebracht, wie er ASCAP gegenüber bestätigt:
I’ve had such a great time doing it. The reason is because my base is authentic music, played by real people. I’m not saying that doing an electronic type score isn’t meaningful and isn’t valid, it totally is.
Studiert hat Jeff Russo Orchestermusik übrigens nicht. Er schreibt Melodien und Harmonien nach Gehör:
I never studied orchestral music. I write melodies and I write harmonies by ear. And you know, I like the way this instrument goes with this instrument. If it sounds good to me, it’s good to me. It just so happens that I’m doing my chords now with five-part string sections.
Bei Fargo gibt es einige Orchester-Samples in einigen Sessions. In den Folgen 2 und 3 gibt es zum Beispiel einige elektronische Orchester Samples, weil diese einfacher zu produzieren und besser einzusetzen waren. In der ersten Folge gibt es allerdings nur Musik von Instrumenten zu hören. Ach, auch eine Waschmaschine ist übrigens dabei:
There are a couple electronic elements that you don’t really notice that we wanted to infuse in the score. One of the main parts of that is a sample of a washing machine, which we used as a narrative device because the show starts out with the main character having a problem with the washing machine.
Schwierigkeiten hatte Jeff Russo bei der Arbeit an Fargo, wenn er sich und seine Arbeit mit Carter Burwell und dessen Soundtrack zum Film Fargo verglich. Er habe sich regelmäßig gefragt, ob er die Qualität des Scores zum Film erreichen würde. Anklänge an die Filmmusik hat er dann nicht genommen, sich aber schon am Sound orientiert. Deswegen sei ihm auch wichtig gewesen, mit einem Orchester zusammen zu arbeiten, wie er in dem ASCAP-Interview, das ich zum Nachlesen sehr empfehlen möchte, erklärt. Wenn man wie ein Film klingen wolle, müsse man auch mit einem entsprechenden Orchester zusammenarbeiten. Er wisse nicht, ob er es geschafft habe, die Qualität des Filmscores zu erreichen, er sei sich aber sicher, dass der Score in der Serie gut funktioniere – dem kann ich nur zustimmen.
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