Die Musik
Für Jeff Russo war es gut, dass Fargo eine Staffel mit abgeschlossener Handlung war. Das macht es seiner Ansicht nach leichter, weil man über die zehn Folgen verschiedene Themen immer wieder verwenden kann, die sich zum Beispiel auf Personen beziehen. Beim Soundtrack sind das zum Beispiel die Stücke Malvo’s Theme, Lester as Malvo, Malvo Reinvents oder Malvo Retreats. Er hätte die Musik so produziert, als ergäben die zehn Folgen einen Film. Man solle sich das so vorstellen, als würde der Film Fargo von 1996 ausgebreitet auf zehn Folgen – so einfach sei man vorgegangen. Eine ähnliche Vorgehensweise hatte ja auch schon Charlie Clouser beim Soundtrack zu Wayward Pines beschrieben. Diese Art und Weise der Produktion sei in ihrer Größe etwas besonderes, bislang nicht Dagewesenes für Jeff Russo gewesen:
It’s like we’re making movie music on a TV schedule, which is really difficult. I’m doing an orchestral session now every week. It’s a lot of work. But yes, there was also living up to the name.
Allison Loring hat den Score von Jeff Russo als dunkler empfunden als im Film – das ging mir auch so. Der Score erzeugt eine düstere, oft bedrohliche Stimmung – Bild und Musik wirken hier sehr gut zusammen. Auch die leichteren Elemente, die Jeff Russo für Lester vorgesehen hat, funjtionieren prima und lassen Lesters Charakter nochmal prägnanter und subtiler werden. Nochmal Allison Loring dazu:
Russo’s score works as an extension of Burwell’s score, but one that takes audiences into a much darker, more sinister world. Fargo the series is a darker tale emphasized by the way the scenes are under lit to the characters (Molly is as good natured as Marge, but she is also a bit more cynical) and Russo helps take viewers down this darker path by turning to an orchestra based in Eastern Europe.
Vor allem die Kälte und Einsamkeit sollte noch einmal deutlich über die Musik transportiert werden, wie Jeff Russo gegenüber dem Film Music Magazine erklärt:
The idea was to sound cold and lonesome and yet retain the emotion. To really underscore the beauty of the landscape and its contradiction to the evil ugly nature of Lorne Malvo and Lester’s descent into evil.
Das Album besteht zwar aus 28 Tracks, alle sind aber in der Regel nur eins bis zweieinhalb Minuten lang.
Anspieltipps sind:
– Bemidji, MN und Bemidji, MN (Reprise) – Das Main Theme und die End Credits der Serie. Das Main Theme gibt’s hier mit eineigen Fotos aus der ersten Staffel:
– The Long Road Home (Paint Cans) – Ein eher getragenes Stück, das an einen tragischen Moment zum Ende der ersten Folge erinnert, wenn Molly die Todesnachricht überbringt. Das Stück nimmt auch in der Folge einen prominenten Platz ein – bei aller Tragik kommt dieser Moment vollkommen ohne Dialog aus. Allein dass Molly die Farbdosen für das Kinderzimmer zur Witwe bringt, drückt zusammen mit dem Score enorm viel aus.
– Dullard – Ein sehr melodiöses Stück, das einem im Ohr hängen bleibt. Fällt einem beim Schauen der Serie schon auf, registriert man aber auch direkt beim ersten Durchhören des Albums.
– Wrench and Numers – Das Stück sticht aus dem sonst eher ruhig und fließend gehaltenen Soundtrack heraus – ein Drums-Nummer, die klasse klingt und auch ohne die Bilder der Serie funktioniert.
Insgesamt geht’s allerdings schon recht orchestral zu. Einige Stücke hat Jeff Russo auch wieder angeglichen, verglichen mit deren ersten Versionen. Malvo’s Theme betrifft das zum Beispiel, wie er dem Film Music Magazine gegenüber erklärte (auch hier empfehle ich übrigens das gesamte Interview, wenn man tiefer in die Welt von Fargo und Jeff Russo einsteigen möchte):
Originally, Malvo’s theme was played by a single upright bass. It felt a bit too jazzy, so I changed the part to be played by three contra basses in pizzicato. We didn’t want to be too jazzy or noir-ish but a little shines through.
Mehr zum Prozess des Komponierens erklärt Jeff Russo in einem Interview gegenüber Film Music Media:
Fazit
Mir gefällt der Soundtrack sehr gut. Er erzeugt eine ganz besondere Stimmung in der Serie, die einfach zum Optischen und zur Handlung passt. Und man kann den Score auch gut abseits des Serie hören – er ist sehr melodiös, mit einigen sehr schönen Einfällen und einer prima Entwicklung von Themen und Zitaten über das Album hinweg.
Das müsst Ihr wissen
Das Album gibt’s in den üblichen Digital Stores, außerdem auf CD bei amazon.com zum Beispiel, für knapp 12 Dollar. Da kommt natürlich noch Porto drauf, wäre aber immer noch günstger als die knapp 22 Euro, die amazon.de für den Import verlangt. Natürlich gibt’s den Score auch bei Spotify. Die besten Tracks habe ich zu unserer sAWE-Soundtrack-Playlist bei Spotify hinzugefügt.
Jeff Russo – Fargo (Original Television Soundtrack)
1. Bemidji, MN (Fargo Series Main Theme)
2. The Long Road Home (Paint Cans)
3. Molly Looks for Lester
4. Murder
5. The Deer
6. The North
7. Malvo’s Theme
8. Wrench and Numbers
9. Stavros‘ Prayer
10. Murderous Tundra
11. Dullard
12. Fish Head
13. Lester Running
14. Bad Idea
15. Homecoming
16. Lester as Malvo
17. Gus Part 2
18. Malvo Reinvents
19. The Parable (Gus‘ Theme)
20. Poor Demitri
21. Trading Places
22. Malvo Retreats
23. The Parable (Gus‘ Theme)
24. Gus and Molly
25. Malvo’s Briefcase
26. Thin Ice
27. Bemidji, MN (Reprise)
28. Highway Snow (Fargo Series End Credits)
28 Tracks, 2014 Sony Classical
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