Die Serie – darum geht’s
Zu „House of cards“ haben wir hier bei sAWE schon so viel berichtet, dass ich mich nur kurz damit aufhalten möchte, worum es in der Serie eigentlich geht. Ich denke, es passt, wenn man die Serie als Politthriller beschreibt. Im Mittelpunkt steht Frank Underwood, der nach der US-Präsidentenwahl überraschend nicht zum Außenminister gewählt wird. Mit seiner Frau Claire schmiedet er einen Racheplan, um sich seinen nach seiner Sicht verdienten Platz im Weißen Haus zu sichern.
Die Geschichte von Frank Underwood wird grandios erzählt – gerade das Intrigenspinnen, der Umgang mit Rückschlägen und das absolut Skrupelose im Vorgehen wird großartig herausgearbeitet. Dabei nutzen die Macher ein durchaus ungewöhnliches Stilmittel, indem sie den Hauptcharakter Frank Underwood immer wieder zum Publikum sprechen lassen, derweil die eigentliche Handlung weiterläuft.
Die Serie ist ein Aushängerschild des Streaming-Dienstes Netflix, der sich vor allem dank dieser Serie schnell einen Namen machen konnte. Herauszuheben ist sicherlich noch die tolle Besetzung der Figuren bis in die kleinste Nebenrolle – überzeugend ist vor allem Kevin Spacey als Frank Underwood. Durch diese Serie hat Spacey seine Liebe zum seriellen Erzählen entdeckt. Bekanntester Fan der Serie ist US-Präsident Barack Obama, der dann und wann schonmal eine Referenz auf „House of cards“ in Reden oder Interviews einbaut.
Für einen schnellen Überblick über die erste Staffel gibt’s hier in vier Minuten eine – wirklich sehr schnelle – Zusammenfassung von What’s Trending’s Shira Lazar:
Wichtiges Element der Serie ist der Score, von Jeff Beal komponiert und mit dem Hollywood Symphony Orchestra eingespielt. Dazu trägt vor allem das prägnante Main Theme bei, das schon eine entsprechende düstere und geheimnisvolle Stimmung erzeugt, ehe es mit der Serie eigentlich los geht. In späteren Folgen und Staffeln beginnt der Vorspann samt Main Theme mitunter übrigens erst nach einigen Minuten Spielzeit der jeweiligen Folge. Der bis dahin zu hörende Score geht dann in das Main Theme über. Dazu aber später mehr.
Der Komponist
Auf Jeff Beal bin ich zum ersten Mal aufmerksam geworden, als ich die HBO-Serie Carnivale gesehen habe – ein Serie über einen Wanderzirkus, aber auch um gute und böse Magie. Klasse Serie, die leider nur zwei Staffeln bekommen hat. Auf jeden Fall hat Jeff Beal hier den Score beigesteuert – und der passte unheimlich gut zur eigentlichen Serie. Es kommen sehr viele Bläser-Elemente drin vor – was für eine unheimliche und mysteriöse Stimmung sorgt. Das Element taucht auch bei House of Cards wieder auf – gleich zu Beginn des Main Theme kann man den fanfarenartigen Bläsereinsatz vernehmen.
Jeff Beal hat für seine Score-Arbeit bislang 13 Emmy-Nominierungen erhalten – drei Auszeichnungen wurden ihm dann tatsächlich auch verliehen. Zu den Highlights in Sachen Serien-Vertonung gehören neben House of Cards und Carnivale auch der Score von Rome und Monk, von Medium, Ugly Betty oder zuletzt The Newsroom. Jeff Beal produziert in der Regel jeden Score komplett selbst: Komplett heißt hier, dass er die Musik komponiert, selbst einspielt (vor allem die Trompete, Flügelhorn, Klavier und die Gitarren), selbst dirigiert, wenn ein Orchester zum Einsatz kommt, selbst aufnimmt, mischt und produziert. Die Aufnahmen mit einem 17-köpfigen Streichorchester hat er bei sich Zuhause in seinem Wohnbereich stattfinden lassen.
Man sieht: Er ist also für den kompletten kreativen und technischen Prozess selbst verantwortlich – so bekommen die Produktionen auch die ganz persönliche Jeff Beal Note, wie seine Frau Joan bestätigt, die er während des Studiums kennengelernt hat:
That’s Jeff. That’s his personality. He always has repaired his own car, or taken care of his own taxes. When he became a musician, computers were just starting, so he got the first Macs and he learned how to record himself. He’s been doing this his whole life. It’s not a control issue; it’s that he loves it.
Noch bevor House of Cards-Showrunner David Fincher die ersten Einstellungen gedreht hat, engagierte er Jeff Beal für die Serie. Beide haben zusammen den Style und die Tonaliät der Serie erschaffen. Wie Jeff Beal zu House of cards gekommen ist, erklärt er unter anderem in dem Interview mit npr.music:
Neben Scores hat Jeff Beal auch eigene Soloalben veröffentlicht; das sind vor allem Jazz-Alben, die vielfach in der Jazz-Szene Beachtung gefunden haben. Dazu kommen mehrere Kammermusik- und Orchester-Werke, die von den großen Orchestern der Welt eingespielt wurden.
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