Die Musik
Die Musik ist der historischen Szenerie der Serie angepasst. Wir bekommen hier also jede Menge traditionelle, schottische Musik zu hören. Das betrifft einerseits die Melodien – Bear McCreary hat auf einige traditionelle Melodien zurückgegriffen, allerdings auch neue Kompositionen im traditionellen schottischen Stil gehalten – andererseits die Instrumentierung.
Beim Titelsong zu Outlander ist die Stimme von Raya Yarbrough zu hören – der Lebensgefährtin von Bear McCreary. Sie arbeitet schon seit vielen Jahren mit dem Komponisten zusammen, unter anderem ist sie auf den Soundtrack zu Battlestar Galactica und Da Vinci’s Demons zu hören, aber auch in den Serien The Walking Dead und Agents of S.H.I.E.L.D. Eigentlich sollte Outlander einen instrumentalen Titelsong bekommen – so hatten es Bear McCreary und Ronald D. Moore besprochen. Der Komponist schickte Moore als in Frage kommenden Titelsong seine frühe Akkordeon-Aufnahme des schottischen Traditionals „The Skye Boat Song“, das die Flucht von Bonnie Prince Charlie beim zweiten Jakobitenaufstand 1745 erzählt. Das muss ungefähr so geklungen haben wie bei der Weltpremiere der Outlander-Themen auf der Comic Con 2014:
Erst hatte der Komponist auch nur die Melodie im Kopf, dann probierte er aber aus, wie Rayas Stimme mit dem Stück funktionieren würde. Nachdem alle Beteiligten das Ergebnis gehört hatten, waren sie einverstanden, diese Version zu nehmen. Der berühmte Text von Sir Harold Boulton passte allerdings nicht zur Serie, Raya Yarbrough fand allerdings einen alternativen Text von Robert Louis Stevenson, der perfekt zu Outlander passte.
The Stevenson lyrics are better suited to Claire’s story. After all, this is a show about her adventure, not about the politics of the Jacobite era.“
Mit dem „The Skye Boat Song“ beschäftigte sich McCreary ausführlicher: So gibt es die Version der ersten Folge als Download zu kaufen, derweil die längere Fassung der zweiten Folge auf dem Soundtrack-Album zu finden ist. Jede Episode der ersten Staffel verfügt über einen Titelsong mit jeweils einem alternativen Ende, so dass es insgesamt 16 verschiedene Versionen gibt – Potenzial für ein Album, ausschließlich bestehend aus Titelsongs, wie Bear McCreary in den Inner notes scherzt:
Perhaps one day, we can release an album of nothing but different versions of the main title theme!
Auf dem Album taucht der Song nochmal als Intro des Stücks „The losing side of history“ auf. Hier kann man übrigens – wenn man genau hinhört – auch ganz leicht Melodieansätze aus der Terminator-Serie wiedererkennen. Weiteres wichtiges Thema ist das Stones-Thema, zu hören im Stück „Dance of the druids“, in der Serie in den Momenten, wenn Claire den historischen Steinkreis betritt. Der Gesang stammt ebenfalls von Raya Yarbrough und ist auf gälisch gesungen. Im Stück „Fallen through time“ ist das Thema von Claire und Jamie zu hören. Das Stück erinnert in der Instrumentierung auch stark an den Galactica-Soundtrack – mit Harfe, Dudelsack, Flöten, Streicher-Ensemble und Trommeln. „Mrs. Fitz“ findet sich musikalisch dann ganz im Zeichen der schottischen Tradition wieder – ist allerdings von Bear McCreary neu komponiert. Mrs. Fitz wird zum musikalischen Thema von Claire im 18. Jahrhundert, wenn sie ihre erste Zeit vor Ort erlebt. Weitere Beispiele für neu komponierte Songs, die vollkommen nach alten, traditionellen Stücken klingen, sind „Comin‘ thro‘ the rye“ oder „Clean pease strae“.
Das Album schließt mit dem großartigen 10-Minuten-Stück „The veil of time“, das mit großem Orchester instrumentiert ist und nochmal einige Themen des Albums vereint. Das kann man sich auch mehrmals hintereinander anhören, weil man immer wieder neue Themen und Ideen entdeckt.
Fazit
Mit Outlander ist Bear McCreary ein grandioser Score gelungen. Wer traditionelle schottische oder auch irische Musik mag, kann hier bedenkenlos zugreifen. Fans von Loreena McKennitt werden hier ihre helle Freude haben. Man muss übrigens die Serie nicht unbedingt gesehen haben, um mit dem Score zurecht zu kommen. Die Stücke stehen auch für sich hervorragend, und es macht Spaß, den Stücken dank der teilweise raffinierten Komposition und der klasse Instrumentierung zu zuhören. Einige Tracks wie „The woman of Balnain“ mit Gillebride MacMillan hat Bear McCreary auch nochmal extra für das Album aufgenommen, teilweise in deren Fassungen als in der Serie, damit’s als alleinstehendes Musikstück besser wirkt.
Glücklicherweise hat Bear McCreary das Album unter anderem mit „Vol. 1“ überschrieben – die Hoffnung besteht also, dass es weitere Alben geben wird. Insofern hoffe ich – auch wenn ich mit der Serie nichts anfangen kann – dass es Outlander über ein paar weitere Staffeln schafft.
Das müsst Ihr wissen
Das Album gibt es als digitalen Download in den bekannten Portalen und als CD-Album – aktuell übrigens für günstige zehn Euro bei amazon. Hier lohnt sich der Kauf definitiv, denn das Booklet ist sehr üppig geworden und enthält neben einer langen Erklärung des Scores von Bear McCreary auch viele Fotos aus der Serie. Es gibt übrigens auch eine Vinyl-Ausgabe des Albums – für die Tradtionalisten unter Euch. Lohnt sich für die echten Serien-Fans, da es hier großformatige Fotos und ein gänzlich anderes Artwork als bei der CD-Ausgabe gibt. Ist mit 30 Euro aber auch nicht ganz billig. Erschienen ist das Album bei Sony, verlegt wird es bei Sparks & Shadows – das Unternehmen gehört Bear McCreary selbst.
Bear McCreary – Outlander The Series (Original Television Soundtrack, Vol. 1)
1. People Disappear All The Time
2. Outlander: The Skye Boat Song (Castle Leoch Version) – Bear McCreary / Raya Yarbrough
3. Dance Of The Druids – Bear McCreary / Raya Yarbrough
4. Fallen Through Time
5. Castle Leoch
6. Comin‘ Thro‘ The Rye
7. The Woman Of Balnain – Bear McCreary / Gillebride MacMillan
8. Mrs. Fitz
9. The Losing Side Of History
10. Clean Pease Strae
11. The Marriage Contract
12. The Wedding
13. The Veil Of Time
13 Tracks, 2014 Sparks & Shadows / Sony
„Leider hat die Serie dann nicht das gehalten, was ich mir versprochen hatte. “
Hier fehlt natürlich ganz dringend ein Review der ersten Staffel ;)
Uli, dazu hätte ich die gesamte Staffel durchstehen müssen – das war mir nicht möglich… ;-)
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