Die Serie – darum geht’s
Diese Woche gibt’s an dieser Stelle eine Art Request: Kien hat sich gewünscht, dass wir mal den Score zur MTV-Serie Scream vorstellen. Davon ist kürzlich eine Compilation mit Songs aus Season 1 erschienen; Grund genug also, in unserer Soundtrack der Woche-Reihe dazu einmal ein Wort zu verlieren – oder auch ein paar Worte mehr.
1996 hat Wes Cravens und Kevin Williamsons „Scream“ die Kinobesucher begeistert. Zumindest alle, die sich getraut haben, den Streifen zu schauen. Eine leicht überzogene Highschool-Variante des Horrorthrillers, der in den Jahren darauf mehrere Nachfolger und etliche Nachahmer erhalten sollte. Mit dabei waren (damalige und spätere) Größen wie Drew Barrymore, Neve Campbell oder Courteney Cox. Dass das Franchise vor allem unter Teenies selbst beliebt war und ist, machte sich Teenie-Sender MTV 2015 zu eigen – mit einer eigenen Serie.
Die zehnteilige erste Season dreht sich um die Highschoolschülerin Nina Patterson, die in ihrem Elternhaus Opfer eines Killers wird, der in der Kleinstadt Lakewood böse Erinnerungen an vergangene Ereignisse weckt. Erst wird ihr Freund Tyler O’Neill dafür verantwortlich gemacht, doch auch er macht später Bekanntschaft mit dem Killer. Ninas Freunde Emma Duvall, Will Belmont, Brooke Maddox, Jake Fitzgerald und Riley Marra sind geschockt über die Ereignisse. Schon bald erhält Emma einen Anruf des Killers, der ihr erzählt, dass der Mord von Nina erst der Anfang gewesen sein soll und dass alle ihre Freunde und sogar ihre Mutter Margaret sie belüge. Mit der Zeit findet Emma heraus, dass ihre Mutter damals den Serienkiller Brandon James kannte und eine Affäre mit ihm hatte. Aus diesem Grund will der Killer sich an der Familie Duvall rächen. Mittlerweile ist die Serie um eine zweite Season verlängert worden, die aktuell läuft. Kien schreibt Euch wöchentlich lesenswerte Reviews dazu.
Die Musik
Wenn man sich die Musik zu Scream betrachtet, muss man zwei Dinge unterscheiden: den Score und die begleitende Musik. Letztere ist auf dieser Compilation zusammengefasst – im Prinzip relativ aktuelle Popsongs, die in irgendeiner Art und Weise in der Serie aufgetaucht sind. Eine ähnliche Compilation hatten wir ja schon mit Banshee vorgestellt.
Neben den Songs gibt es noch den Score von Jeremy Zuckerman, der es leider nicht auf dieses Release geschafft hat. Zuckerman arbeitet mit ziemlich prägnanten Streicherarrangements, um die besondere Scream-Stimmung zu erzeugen. Das macht sich schon beim Titelsong bemerkbar:
Zuckerman erklärte in einem Gespräch gegenüber MTV, dass die beiden Showrunner Jaime Paglia und Jill Blotevogel sehr angetan von der Idee waren, den Score komplett über String-Arrangement zu transportieren. Streicher könnten eine große Bandbreite an Emotionen transportieren:
There’s the emotional friends hanging out, friends drama, lovers drama, there’s all that shipping stuff. Then there’s the horror stuff, and then there’s sort of this post-classical element. It seems to come up when the scene is self-referential, the way the movies were — when the show is talking about itself or talking about the slasher genre.
Allerdings benutzt Zuckerman auch einige Instrumente abseits klassischer Streicher:
There is some guitar in there. There’s definitely some percussion elements. There’s a handful of exotic instruments that I’m using, these sort of strings, modern percussion. It’s a lot of metal, stuff like that.
Der Moment, wenn Emma einen Anruf des Killers bekommt, ist für Zuckerman die Schlüsselszene der Serie gewesen. Von da an habe er gewusst, in welche Richtung sich der Score bewegen müsse:
That was kind of a breakthrough scene for me. That was the moment where I started to realize some important aspects of the aesthetics of the score. The thing about a score is that it takes a little while to figure it out. It’s like a language that you’re building. You sort of do something and it works really well and you start using it in other places and before you know it, you have a solid theme. I felt like that sort of happened with that scene.
Unter den zehn Popsongs, die auf der Compilation enthalten sind, finden sich keine besonderen Highlights. Der Opener „Mine“ von Phoebe Ryan wäre zu den besseren Stücken zu zählen, außerdem „All the things lost“ vonMS MR und direkt danach „Rescure my heart“, ein sehr ruhiges Stück von Liz Longley. Eine kleine Überraschung ist dann doch noch George Ezras „Spectacular Rival“, das eine ganz besondere Stimmung erzeugt und vor allem im visuellen Umfeld der Serie besonders gut zur Wirkung kommt. Alle Videos zu den zehn Songs gibt es auch hier in einer YouTube-Playlist:
Fazit
Mit Blick auf das Album muss man natürlich sagen, dass Umfang und Zusammenstellung recht enttäuschend sind. Leider wurde zu der Serie kein Score-Album veröffentlicht – Jeremy Zuckermans Arbeit hätte es verdient gehabt. Jetzt muss man natürlich die naheliegende Vermutung äußern, dass eine auf das Teenie-Publikum zugeschnittene Serie auch entsprechende Popelemente liefern muss – für eher anspruchsvolle Scorealben ist da sicher nicht so der Markt vorhanden (wobei ich mir das Scorealbum sogar holen würde, obwohl ich die Serie nicht 100prozentig verfolge).
Entsprechend Popmusik-orientiert geht es auf dem Album zur MTV-Serie zu. Und auch hier war man leider nicht richtig konsequent. Staffel 1 bietet so viel mehr an wirklich hörenswerten Tracks – erstaunlich, dass hier nur eine so kurz gefasste Auswahl getroffen wurde. Und gerade im digitalen Zeitalter wäre es kein großer Aufwand gewesen, einfach eine größere Compilation zu veröffentlichen – es sei denn natürlich, es stünden lizenzrechtliche Probleme im Weg. Deswegen kann man nur hoffen, dass man wider Erwarten bei MTV doch noch ein Scorealbum nachschiebt oder bei einer Veröffentlichung zu Season 2 mutiger sein wird.
Das müsst Ihr wissen
Das Album gibt es nur digital – auf allen gängigen Portalen, auch bei Spotify. Die besten Tracks habe ich außerdem wie gehabt in unsere sAWE-Sportify-Playlist mit reingenommen. Zusätzlich empfehle ich natürlich, sich an der Playlist zur Serie zu bedienen, die MTV bei Spotify platziert hat. Hier gibt’s nicht nur die Tracks der Album-Compilation, sondern eben auch vieles drumherum aus der ersten Staffel – bis auf den Score.
Scream: Music from Season One
1. Mine by Phoebe Ryan 3:47
2. When I Rule the World by Liz 3:07
3. You’re the Best by Wet 2:57
4. Monsters by Ruelle 3:12
5. All The Things Lost by MS MR 3:14
6. Set This Heart on Fire by machineheart 3:28
7. Rescue My Heart by Liz Longley 3:18
8. Star Spangled by REMMI 3:01
9. Spectacular Rival by George Ezra 4:15
10. There’s a Ghost by Fleurie 3:11
10 Tracks, MTV 2016
Finde in der Serie ein ganz nettes Feature, dass jeweils die Infos zum Track der „Begleitmusik“ eingeblendet werden. Bricht zwar etwas mit der Handlung, sind aber ja eh meist die „Happy Moments“, in denen es gerade nicht so zur Sache geht.
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