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Soundtrack der Woche #53

Musik in: The Leftovers Season 2 (Special)

27. Juni 2016, 20:02 Uhr
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Neue Folge unserer Serie „Soundtrack der Woche“: Hier stellen wir Euch regelmäßig Scores, Tracks und Musik-Alben zu unseren Lieblingsserien vor. Dabei gehen wir einerseits auf die Akteure hinter dem Soundtrack ein, aber natürlich auch ausführlich auf die Musik selbst – und ihre Wirkung auf die Serie. Folge 53: The Leftovers Season 2 (Special).

Heute gibt’s eine besondere Folge von „Soundtrack der Woche“: Wir gehen noch einmal auf „The Leftovers“ ein, allerdings nicht auf den Score zur ersten Staffel oder zu Season 2, sondern auf ein zentrales Musikstück aus der 2. Staffel, die einen wichtigen Wendepunkt in der Handlung darstellt. Es kommt relativ selten vor, dass einzelnes Musikstück an sich bedeutender Teil der Handlung wird. Ich kenne es zum Beispiel noch von „Battlestar Galactica„, wo aus „All along the Watchtower“ ein zentrales Element wird. Bei „The Leftovers“ ist es „Homeward Bound“ von Simon & Garfunkel – und darum soll es in dieser Folge gehen. Die Serienproduzentin Mimi Leder, Serienschöpfer Damon Lindelof und Hauptdarsteller Justin Theroux haben sich gerade gegenüber IndieWire zur Entstehung dieses Wendepunktes geäußert, mit einigen spannenden Aussagen hinsichtlich der Bedeutung des Songs, der Schwierigkeit der Songauswahl und der Herausforderung bei der Performance.

Die Serie – darum geht’s

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Ich fand den Ansatz der HBO-Serie „The Leftovers“ von Anfang an sehr spannend: Die Serie erzählt davon, wie von einem auf den anderen Moment 2 Prozent der Weltbevölkerung einfach verschwindet. Niemand weiß, warum diese Menschen – und ausgerechnet diese – verschwunden sind. Auch fragen sich die auf der Welt verbliebenen Menschen, warum nicht sie selbst verschwunden sind. Es gibt Gruppen, die halten die Verschwundenen für Auserwählte, andere werten das Verschwinden als Bestrafung. Dadurch entstehen immer mehr Konflikte unter den Menschen.

Die Serie spielt drei Jahre nach dem Verschwinden eines Teils der Menschen in der fiktiven Stadt Mapleton im Bundesstaat New York. Auch hier ist praktisch jede Familie von dem Verschwinden betroffen. Im Mittelpunkt steht die Familie Garvey: Kevin ist Polizeichef in Mapleton und in der Position Nachfolger seines Vaters. Dieser ist in der Irrenanstalt gelandet. Kevins Frau ist der Sekte The Guilty Remnant beigetreten. Die Mitglieder schweigen durchgehend, tragen nur weiße Klamotten und rauchen unentwegt. Kevin erzieht alleine seine Tochter Jill – mit mäßigem Erfolg. Sohn Tom hat sich von der Familie losgesagt und folgt einem Führer namens Wayne. Im Laufe der zehn Folgen der ersten Staffel werden die Konflikte zwischen den Menschen ausführlich aufgebaut. In der Serie gibt’s immer mal wieder sehr starke Momente, die besonders von der Kombination aus Bild und Score profitieren. In der zweiten Staffel wurde die Handlung nach Jarden verlagert, einem Ort, wo niemand verschwunden ist. Auch im Cast wurde ein neuer Schwerpunkt gesetzt – die Familie Murphy kam hinzu.

Die Musik

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Für die Musik in der Serie ist der deutsch-englische Komponist Max Richter verantwortlich. Er komponiert einerseits viel Filmmusik, auf der anderen Seite hat er auch einige Alben mit „klassischer Musik“ (passt begrifflich nicht ganz, lässt sich so aber am leichtesten einsortieren) veröffentlicht. Staffel 1 von „The Leftovers“ war Max Richters erste TV-Produktion. Das Produzenten-Team Damon Lindelof und Peter Berg hatte sich unabhängig voneinander Max Richter ausgeguckt, wie der Komponist in einem Interview mit The Playlist anmerkt. Auf den Soundtrack-Alben zu beiden Staffeln befinden sich ausschließlich Instrumental-Stücke von Max Richter.

Die zweite Staffel beinhaltet ja auch einige „normale“ Popsongs, angefangen beim Titeltrack. Mir persönlich hat die Entscheidung zu mehr konventioneller Musik nicht so gefallen – ich hätte lieber einen reinen Max Richter-Score in der Serie gehabt – das hatte ich im Review zum Staffelfinale ja auch entsprechend thematisiert. Auf dem Album ist davon aber nichts zu hören. Einige Instrumental-Tracks sind in unserer sAWE-Soundtrack-Playlist bei Spotify zu finden. Außerdem habe ich Euch eine Spotify-Playlist zu Max Richters Gesamtwerk zusammengestellt, die noch einmal die Verwandtschaften der Tracks untereinander dokumentiert.

Der Song „Homeward Bound“

Auf einen dieser Songs, die verwendet wurden, aber nicht auf dem Album auftauchen, möchte ich in dieser Folge näher eingehen. Es geht um den Song „Homeward Bound“ von Simon & Garfunkel, die Hauptdarsteller Justin Theroux alias Kevin Garvey zum Ende der 2. Staffel vorträgt. Der Song hat eine durchaus wichtige Bedeutung für die weitere Handlung, deswegen sollte man hier nur weiterlesen, wenn man Staffel 2 schon gesehen hat.

In der siebten Folge nimmt Kevin Garvey Gift ein, in dem Glauben, sich so von dem Geist von Patti lösen zu können. Er stirbt im Prinzip in der Folge und wacht in einem Hotelzimmer auf, quasi eine Station zwischen den Welten. Im Laufe der Folge findet er heraus, wie er wieder ins Leben zurückkehren kann. In der Finalfolge landet er nocmal in der Hotellobby und findet heraus, dass er nur zurückkehren kann, wenn er in der Hotellobby einen Song performt – „Homeward Bound“.

„Wir wussten nur, dass wir Kevin zurückkehren lassen wollten, aber noch nicht, wie das geschehen sollte“, erklärt Showrunner Damon Lindelof in einem Interview mit IndieWire. Tom Perrotta, der ursprünglich den Roman als Vorlage für Staffel 1 geschrieben hatte und mit Lindelof Staffel 2 als Showrunner begleitete, schlug vor, dass Kevin Garvey Karaoke singen sollte. „Für jemanden, der nicht singen möchte, wäre das sicher schrecklich“, soll Perrotta gesagt haben. Lindelof hat nach eigenen Angaben nicht gewusst, ob Perrotta den Vorschlag wohl scherzhaft gemacht hatte, aber bei ihm sei die Idee gleich verwurzelt gewesen. „Es fühlte sich an, als könnte das ein großartiger Moment werden“, sagt Lindelof.

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Die größte Schwierigkeit war, Justin Theroux von der Idee zu überzeugen. Lindelof schickte eine Mail an Theroux, in der stand: „Kannst Du singen?“ Antwort: „Nein. Warum?“ Lindelof erklärte dann die Idee und traf damit auf die drei schlimmsten Dinge, die sich Justin Theroux vorstellen könnte: zu singen, im Spotlight zu stehen und öffentlich aufzutreten. Als der Hauptdarsteller das Skript bekam, schickte er nur ein „Fuck you“ an Lindelof. Dieser hatte im Skript lediglich vermerkt: „Kevin singt ‚Homeward Bound‘.“ An der Stelle musste Produzentin Mimi Leder als Vermittlerin übernehmen.

„Justin Theroux ist ein großartiger Schauspieler“, sagt sie. Aber an der Stelle hätte er Angst bekommen, ja richtige Panik. „Es gab definitiv Momente, bevor wir das gedreht haben, in denen ich wünschte, die Szene würde doch weggelassen.“ Es sei eine dieser Sachen gewesen, über die man eigentlich nicht gerne spricht. „Man weiß, dass es auf einen zukommt. Und dass es nervig werden würde. Und dass man hofft, dass man’s irgendwie hinbekommt.“ Sie habe ihm dann irgendwann gesagt, dass sie nicht wolle, dass er als Sänger performen solle. „Ich wollte nicht, dass es sich richtig gut anhört, ich wollte nur, dass er singt“, sagt sie. Und an Theroux gewandt: „Ich möchte, dass Du nach Hause zurückkehren möchtest. Ich möchte, dass Du das in dieser Szene herausfindest.“

Tom Perrottas erste Idee war es, Kevon Madonnas „Like a prayer“ singen zu lassen. In der betreffenden Szene steht hinter Kevin ein Glücksrad, auf dem auch dieser Song platziert ist. Doch die Produzenten waren sich nicht sicher. Stattdessen kam „The great pretender“ von The Platters in die engere Auswahl. Auch „Homeward Bound“ rückte in den Fokus, wobei sich das Team fragte, ob der Song mit seinem eindeutigen nicht zu offensichtlich angelegt sei. Sie schickten die Songauswahl an Justin Theroux und fragten ihn, mit welchem Song er sich denn am besten fühle. Die Antwort des Schauspielers: mit keinem. Und ob er denn wirklich singen müsse. Lindelof war mittlerweile aber fest von der Idee überzeugt und deutete an, dass es keine Alternative dazu gebe.

Letztlich wurde es „Homeward Bound“, und die einzige Frage, die sich die Produzenten am Ende stellten, war die danach, ob Justin Theroux die Geschichte emotional rüberbringen würde oder eher dumm. Letztlich fanden es alle überragend: „Er hat den Weg gefunden, und er machte es wunderbar“, sagt Mimi Leder. „Es ist nochmal besser geworden als ich es mir hätte vorstellen können“, sagt Damon Lindelof. Denn Kevin könne einfach nicht singen, er versuche es aber wirklich. Und das sei genau das, was transportiert werden sollte. Je länger er den Song singt, umso mehr merke man als Zuschauer, dass er wirklich nach Hause zurückkehren möchte. Und so sieht das dann im Staffelfinale aus:

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Übrigens: Diese weitere Songauswahl war auf dem Glücksrad patziert. Wäre sicher auch das eine oder andere Highlight dabeigewesen… Juice Newtons “Angel of the Morning”, Prince’ “I Would Die 4 U”, Bon Jovis “Livin’ on a Prayer”, Queens “Bohemian Rhapsody”, Journeys “Don’t Stop Believin’” und George Straits “All My Exes Live in Texas”.

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Montag, 27. Juni 2016, 20:02 Uhr
MusikSoundtrack der WocheThe Leftovers
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