Die Serie – darum geht’s
Wer hat Laura Palmer ermordet?
Das ist im Prinzip schon alles, worum es in Twin Peaks geht. Doch die Serie ist natürlich mehr. Als sie 1990 erschien, setzte sie in vielerlei Hinsicht Maßstäbe: was das serielle Erzählen einer großen Geschichte angeht, die filmähnliche Produktion, und was den auf die Serie exakt zugeschnittenen Score angeht, mit individuellen Themes für verschiedene Personen oder Situationen.
Die Serie hat für einen wahren Hype gesorgt: Woche für Woche rätselten Millionen Zuschauer, wer denn nur der Mörder von Laura Palmer aus dem kleinen (fiktiven) Städtchen Twin Peaks ist. Auch nach der Auflösung ebbte das Interesse zunächst nicht ab: Es folgte eine weitere Staffel, die sich mit den Geheimnissen hinter dem Mord und den Ereignissen in Twin Peaks beschäftigte, sowie ein Kinofilm, der die Vorgeschichte erzählte.
Ausgedacht hat sich das alles Regisseur und Autor David Lynch, zuvor vor allem bekannt geworden durch Filme wie Eraserhead, Blue Velvet und Wild at Heart. Dass der angesagte Regisseur in die TV-Welt gehen würde, war schon eine erste Sensation. Viele hatten daran gezweifelt, ob es gelingen könnte, Lynchs verrückte Gedankengebilde und Phantasien in die Serienwelt zu transportieren. Doch es gelang. Die zweite Staffel und der Film kam bei den Kritikern dann schon nicht mehr ganz so gut an, und Lynch gab zwischendurch zu, auch irgendwie den Überblick verloren zu haben. Doch die Frage nach dem Sinn beantwortete er immer wieder mit dem prägenden Satz: „Nicht alles muss einen Sinn ergeben.“
Am Ende verabschiedet sich Laura Palmer mit dem Satz „Wir sehen uns wieder in 25 Jahren“, und viele Twin Peaks-Fans hatten über die Jahre gehofft, dass es wirklich zu einer Fortsetzung kommen würde. Und tatsächlich gab David Lynch vor einiger Zeit bekannt, eine Fortsetzung zu drehen, die im Laufe von 2017 veröffentlicht werden wird.
Der Komponist
Angelo Badalamenti ist Jahrgang 1937 und ein langjähriger Weggefährte von David Lynch. Er hat mehrere Filme von ihm vertont, unter anderem Blue Velvet, Mulholland Drive und The Straight Story sowie eben den gesamten Twin Peaks-Komplex. Blue Velvet bedeutete für Badalamenti auch zugleich den Durchbruch im Scoringgeschäft. Er trat im Film selbst als Pianospieler in einer Szene auf, in der Isabella Rossellini (damals Partnerin von David Lynch) den Song „Mysteries of Love“ performte. Ursprünglich wollte Lynch den Track „Song to the Siren“ von Tim Buckley covern lassen, doch er konnte die Rechte dafür nicht erwerben. Also schrieben Badalamenti und Lynch zusammen „Mysteries of Love“, heute ein Klassiker in der Shoegaze-Szene. Das Duo hatte sich aufeinander eingeschossen und fing an, weitere Tracks zu produzieren. Als Sängerin wurde Julee Cruise ausgewählt, die Badalamenti in einem Musical hörte und von der er zunächst nicht glaubte, dass sie für die Tracks geeignet sein könnte. Doch nach der ersten Aufnahme war direkt alles klar. Sie produzierten zusammen das Album „Floating into the night“ mit zehn Tracks, gesungen von Julee Cruise, betextet von David Lynch und komponiert von Angelo Badalamenti. Auf dem Album war „Mysteries of Love“ enthalten. Dazu Tracks wie „Rockin‘ back inside my heart“, „The world spins“ und „Falling“, die später auch in Twin Peaks verwendet wurden. Die Kooperation wurde noch bei einem zweiten Julee Cruise-Album fortgesetzt, „The Voice of Love“. Die besondere Verbindung zu Julee Cruise ist in diesem Rolling Stone-Artikel nochmal sehr schön und ausführlich zusammengefasst. Hier erklärt Angelo Badalamenti sehr persönlich, wie das Theme zu Laura Palmer entstanden ist:
Angelo Badalamenti explains how he created the music for Twin Peaks from md rutherford on Vimeo.
Kommentiere