Über die ersten Überlegungen von Netflix, eine werbefinanzierte Version des Streamingdienstes einzuführen, haben wir ja bereits hier berichtet. Jetzt wird’s offensichtlich konkret: Laut DWDL spricht Netflix in einem Schreiben an die Aktionäre davon, Anfang 2023 einen werbefinanzierten Tarif anzubieten – und zwar gleich in mehreren Ländern mit relevantem Werbemarkt (wozu ich jetzt auch Deutschland zählen würde). Um das Thema Werbung zu realisieren, kooperiert Netflix mit Microsoft.
Werbefinanzierter Tarif von Netflix: Microsoft hilft
Mit der Umstrukturierung hat man neben Wachstum und zusätzlicher Einnahmequelle auch das Thema Account-Sharing im Blick – über das haben wir hier schonmal berichtet und erklärt, dass Netflix n Südamerika bereits seit März experimentiert, wie das aussehen könnte. Bei Netflix heißt es dazu: „Wir wissen, dass das eine Umstellung für unsere Mitglieder bedeutet. Unser Ziel ist es, ein nutzerfreundliches kostenpflichtiges Sharing-Angebot zu finden, von dem wir glauben, dass es für unsere Mitglieder und unser Unternehmen funktioniert und das wir 2023 einführen können.“
Damit das alles – vor allem in Sachen Werbung – gut funktioniert, hat sich Netflix die Dienste von Microsoft gesichert. Dazu erklärt Greg Peters, COO von Netflix: „Microsoft hat die nachgewiesene Fähigkeit, alle unsere Werbeanforderungen zu unterstützen, während wir zusammenarbeiten, um ein neues werbegestütztes Angebot zu erstellen.“ Noch wichtiger sei dem Streamingdienst, dass Microsoft die Flexibilität geboten habe, im Laufe der Zeit sowohl auf der Technologie- als auch auf der Vertriebsseite innovativ zu sein. Wie das aussehen kann? Ich habe darüber auch schon in der Kultur-Sendung Kompressor im Deutschlandfunk gesprochen – hier kann man reinhören.
Mikhail Parakhin, Präsident Web Experiences, Microsoft, hebt die Vorteile für Vermarkter hervor: Jene, die sich für ihre Werbeanforderungen an Microsoft wenden, hätten bald Zugriff auf das Netflix-Publikum und das Premium-Inventar für vernetzte Fernseher. Alle auf Netflix bereitgestellten Anzeigen würden ausschließlich über die Microsoft-Plattform verfügbar sein. „Die heutige Ankündigung bestätigt auch den Datenschutzansatz von Microsoft, der auf dem Schutz der Kundendaten aufbaut.“
Netflix verliert nochmal eine Million Kunden
Im 2. Quartal 2022 hat Netflix nochmal eine Million Abonnenten verloren, nach 200.000 im 1. Quartal. Befürchtet hatte der Streamingdienst zwar zwei Millionen Abgänge, aber auch die jetzt vorgelegten Zahlen sind aus meiner Sicht besorgniserregend. Aktuell hat Netflix 220 Millionen Abos aktiv, Disney+ immerhin inzwischen schon 138 Millionen, Tendenz steigend. Mehr zu den Problemen von Netflix habe ich hier zusammengestellt.
Bilder: Netflix
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