Erinnert sich noch jemand an die, für mich zumindest, tolle Serie „Your Honor“ mit Bryan Cranston in der Hauptrolle? Bestens bekannt aus „Breaking Bad“ verkörperte er den Richter Michael Desiato, der sich für seinen Sohn entschieden hat und auf diesem Weg viele Freunde vor den Kopf stoßen und auch den Pfad des gesetzestreuen und aufrechten Richters mehrfach verlassen wird. Diese Wandlung vom vorbildlichen Richter, der seinen Beruf lebt zum innerlich zerrissenen und verzweifelten „mit Leib und Seele-Vater“ bringt Bryan wie gewohnt hervorragend und glaubwürdig zum Ausdruck. Gleiches Lob verdient Hunter Doohan als dessen Sohn Adam, dem man die Schuldgefühle wirklich an der Nasenspitze ansehen kann. Der Fokus der kompletten Serie lag größtenteils auf der Beziehung der beiden und darauf, was eben Adams Fahrerflucht und Michaels „unter den Teppich-Kehraktion“ bewirken.
Damals hatte ich in meiner Review schon angefügt, dass die ARD bereits an einer deutschen Umsetzung dieser Geschichte, die „Euer Ehren“ heißen soll und recht prominent besetzt wird, u.a. mit Sebastian Koch und Tobias Moretti, bastelte. Der Schauplatz wurde dabei nach Österreich, genauer Innsbruck, verlegt und die Gangsterfamilie hat hier serbischen Ursprung. Seit dem 02. April diesen Jahres ist diese Umsetzung nun auch via ARD-Mediathek oder Stream online zu sehen. Ich habe den Fehler begangen, die erste Folge anzuschauen und – jetzt kommt mein Aufreger – habe jede Minute, jede Szene mit meinen Erinnerungen aus „Your Honor“ verglichen. Ich rege mich nun nicht über die deutsch-österreichische Umsetzung, sondern über meine eigene Blödheit auf. Wer diese Serie wie ich guckt, und innerlich stets vergleicht, der kann weder das Dargestellte genießen noch irgendwelchen Spaß oder Entspannung finden. Hier nochmals die Warnung: Tut das niemals! Vergleicht niemals euch bekannte Serienumsetzungen, die aus verschiedenen Ländern stammen und entsprechend mit unterschiedlichen (Star-)Schauspielern gedreht wurden. Niemals!
Beide Umsetzungen lassen sich einfach nicht vergleichen. Es beginnt bereits bei der Anfangsszene, den verwendeten Fahrzeugen (alter Audi statt Youngtimer-Volvo etc., vom coolen Café-Racer-Umbau-Bike aus der US-Umsetzung ganz zu schweigen) und klar, ein Bryan Cranston lässt sich nicht so einfach ersetzen, auch wenn Sebastian Koch seine Rolle als Richter Michael Jacobi wirklich gut macht. Aber das wollte ich ja gar nicht vergleichen, gar nichts vergleichen wollte ich. Nein, ich wollte mich einfach entspannt zurücklehnen und auf mich wirken lassen, was Regisseur David Nawrath aus der israelischen Serie Kvodo, auf der sowohl die US- als auch die deutschsprachige Version basieren, gemacht hat. Aber nein, mein blöder Kopf ließ mich nicht.
Ich hoffe, ihr habt eueren Kopf und das darin befindliche Gehirn besser als ich im Griff und könnt komplett vorurteilsfrei bei „Euer Ehren“ reinschauen und mitfiebern, wie sich Richter Michael Jacobi im Kampf mit sich selbst und serbischen Mafiagrößen schlägt. Ich werde versuchen, Folge 2 bis 6 der Serie demnächst noch zu gucken, gleich auf welchem Weg ich dafür mein vergleichendes Gehirn abschalten muss.
„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ (Søren Kierkegaard, 1813 – 1855)
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